Altersgerechtes Wohnen Individuell leben, Kontakte knüpfen

Düsseldorf (RP). Nicht allein im Alter zu wohnen ist ein wichtiges Thema für ältere Leute. Der Architekt Ludwig Malsch aus Berlin, der sich auf Wohnprojekte für Senioren spezialisiert hat, beantwortete die Fragen unserer Autorin Garbriele Brähler.

Welche besonderen Herausforderungen stellen Wohnprojekte für ältere Menschen an einen Architekten?
Solche Häuser müssen den individuellen Bedürfnissen der Zielgruppe entsprechen. Und die unterscheiden sich, je nachdem, ob für gesunde alte Menschen, pflegebedürftige oder demente Bewohner gebaut wird. Sicherheit, leichte Orientierung und Zugänglichkeit der Räume sowie das Angebot von Treffpunkten - diese Stichworte umreißen einige der für die Planung wichtigen Gesichtspunkte. Und nicht zuletzt entscheidet der Geldbeutel der zukünftigen Bewohner über den Ausstattungsstandard des Projektes.

Welche speziellen Sicherheitsaspekte gibt es?
Dieser Bereich ist in genau definierten DIN-Vorschriften geregelt. Festgelegt ist etwa die Breite von Türen, die Größe von Bädern oder die Beschaffenheit von Treppen mit sicheren Handläufen. Für den Brandfall müssen Sicherheitsaufzüge oder rauchfreie Sicherheitsschleusen vor Treppenzugängen vorhanden sein. Die Wege innerhalb und außerhalb des Hauses müssen auch für Bewohner nutzbar sein, die nicht so mobil sind oder im Rollstuhl sitzen. Barrierefreies Bauen ist hierbei ein wichtiges Stichwort. Das heißt, neben Treppen müssen Rampen vorhanden sein und Schwellen werden vermieden.

Was kann getan werden, um auch eingeschränkt mobilen Menschen Wohnkomfort zu bieten?
Malsch Rundgänge auf einzelnen Etagen sind beliebt. Das heißt, die Bewohner bewegen sich auf einer Etage, ohne dass sie sich verlaufen können. Jeder kommt immer wieder automatisch am Ausgangspunkt an. Schön sind auch Rundwege ums Haus. Diese sind für Menschen gedacht, die noch mobil genug sind für Spaziergänge im Freien, sich aber nicht mehr weit vom Haus entfernen wollen. Sie haben so die Möglichkeit, die Natur zu genießen.

Was bietet ein zeitgemäßes Wohnprojekt für alte Menschen an Kommunikationsmöglichkeiten?
Die Größe eines Projektes entscheidet darüber, ob Schwimmbäder, Fitnessräume oder Dachgärten machbar sind. Anspruchsvolle Objekte bieten zudem Hobbyräume zum Malen oder Gestalten mit Holz, Musik- oder separate Fernsehräume. Altersgerechtes Wohnen sollte aber auf jeden Fall immer Treffpunkte anbieten, also Sitzecken zur Kommunikation. Diese sollten möglichst transparent gestaltet sei, um zur Kontaktaufnahme einzuladen. Zudem sollte ein Projekt für alte Menschen am besten in ein normales Wohnumfeld eingegliedert sein, um Kontakte zu Kindern und Erwachsenen unterschiedlichen Alters zu ermöglichen. So kann der Gefahr der Isolierung und Vereinsamung entgegengewirkt werden.

Lebensqualität im Alter. Was verstehen Sie persönlich darunter?
Meines Erachtens ist ein altersgerechtes Wohnen in einem Haus mit bis zu zwölf Plätzen ideal. Dies verbindet zwei Ansprüche: Zum einen den Wunsch, individuell zu wohnen, zum anderen die Möglichkeit der Kommunikation mit Mitbewohnern. Solch ein Projekt könnte entweder als Mietshaus oder als genossenschaftliches Gemeinschaftshaus realisiert werden, bei dem die einzelnen Bewohner Anteile erwerben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort