Geldanlage 2013 Mit dem Ersparten sicher durchs Jahr

München · Euro-Schuldenkrise, Inflation und eine schwache US-Konjunktur - auch 2013 wird für Sparer kein leichtes Jahr: Finanzprodukte gelten entweder als riskant oder die Rendite gleicht kaum die Inflation aus. Wer kein Geld verlieren will, braucht den richtigen Mix im Depot.

Checkliste für das richtige Bankkonto
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Foto: dpa, Karl-Josef Hildenbrand

Vorhersagen, was 2013 bringt, kann niemand: "Hält Italien seinen Sparkurs durch? Wird die USA einen harten Konsolidierungskurs fahren und die Konjunktur abbremsen?" Die Welt sei voller offener Fragen, sagt Andreas Beck, Leiter des Instituts für Vermögensaufbau (IVA) in München. Wer in verschiedene Anlageformen investiere, könne das Risiko in jedem Fall spürbar verringern.

"Es ist wichtig, sein Geld breit zu streuen", sagt auch Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart. Bei einer Krise seien nie alle Bereiche gleich stark betroffen. Verliert ein Bereich, sei ein anderer besser dran. Doch welcher Mix ist der richtige? Was sollte 2013 im Depot auf keinen Fall fehlen? Welche Anlageklassen sollte man eher meiden?

Ramponierte Staatsanleihen

Vor allem das Image von Staatsanleihen ist durch die Schuldenkrise gründlich ramponiert: Anleihen der Krisenländer gelten als Gift im Portfolio, und für deutsche oder dänische Anleihen gibt es kaum Zinsen. Eine teuer erkaufte Sicherheit. "Staatsanleihen, Rentenfonds und Bankeinlagen galten immer als sichere Geldanlagen", sagt Nauhauser. Allerdings würden sie mittlerweile kaum noch Rendite abwerfen. "Der sichere Baustein im Depot sollte daher eher ein gut verzinstes Festgeldkonto sein, zum Beispiel bei einer Direktbank."

Streuen: Ja. Aber auch nach den wirtschaftlichen Umständen gewichten. Diese Meinung vertritt Prof. Max Otte, der an der Universität Worms Betriebswirtschaft lehrt. "Wir sind in einem Klima der geplanten Enteignung der Sparer durch Inflation", sagt Otte.
Viele Geldanlagen brächten nicht einmal mehr den Inflationsausgleich. "Alles, was bislang als sicher galt, bringt derzeit nur Verluste."

In Europa werde sich in naher Zukunft wenig tun, mutmaßt Otte. "Ich nehme an, dass das Euro-Drama noch zwei bis drei Jahre so weiter geht, ohne dass sich viel am Skript ändert." Hinzu kämen die hohen japanischen und amerikanischen Schulden. "Egal, wie es kommt, mit Inflation ist auf jeden Fall zu rechnen."

Aus Angst vor Verlusten kauften Anleger 2012 alles, was Sicherheit versprach. Davon profitierten nicht nur als sicher geltende Länder wie Deutschland, sondern auch deutsche Unternehmen: "Die Blase von Staatsanleihen ist auch auf gute Unternehmensanleihen übergesprungen", sagt Otte. Attraktive Zinsen seien bei soliden Firmen kaum noch zu haben. Von hoch verzinsten Mittelstandsanleihen sollte man dagegen die Finger lassen, rät der Wissenschaftler. Viele Firmen seien sehr klein und die Anlage hoch spekulativ.

Risiko des Totalverlusts

Auch Verbraucherschützer Nauhauser warnt vor dem Kauf einzelner Unternehmensanleihen: "Das kann ich niemandem empfehlen." Ohne Streuung über verschiedene Titel bestehe immer das Risiko eines Totalverlusts. Das gelte auch dann, wenn das Rating des Unternehmens gut sei. "Die Probleme mit den Ratings haben wir ja gesehen."

Auch Gold und andere Rohstoffe, die als krisensicher gelten, sind nur bedingt zu empfehlen. Zwar steigt der Goldpreis seit Jahren, allerdings ist das Einstiegsniveau derzeit bereits sehr hoch. "Wir glauben, dass es hochriskant ist, jetzt noch in Gold zu investieren", sagt Vermögensberater Beck. Bei Edelmetallen gebe es erhebliche Risiken, warnt auch Nauhauser. "Fest steht: Das ist Spekulation." Immerhin sei kein Totalausfall zu befürchten. Denn wertlos werden Edelmetalle nie. Etwas Gold könne das Depot daher stabilisieren.

Bleiben Aktien und Immobilien. Vor allem Aktien sollten in jedem Sparplan eine Rolle spielen. Sie bieten 2013 noch am ehesten Anlass für Renditehoffnungen. "Man kommt um diese Anlageklasse nicht herum", sagt Beck. So billig wie Anfang 2012 seien gute Titel zwar nicht mehr zu haben. Dennoch lohne sich der Aktienkauf nach wie vor: "Wer einen Anlagehorizont von mehr als drei Jahren hat, kann jetzt guten Gewissens einsteigen." Von einer Aktienblase könne keine Rede sein.

Viele Dax-Unternehmen sind weltweit aufgestellt und profitieren auch von Entwicklungen im Ausland. Dennoch sei es sinnvoll, international zu investieren, rät Beck. Dafür muss man kein Kenner sein. Eine Möglichkeit sind Investmentfonds: "Die meisten Anleger sind gut beraten, Indexfonds zu nehmen statt aktiv gemanagte Fonds", sagt Nauhauser. Professionell gemanagte Fonds verlangten mitunter hohe Gebühren, bei Indexfonds falle hingegen nur etwa ein halbes Prozent jährliche Gebühren an. Der Finanzfachmann empfiehlt, je einen Indexfonds im Portfolio zu haben, um die Märkte in Europa, in den USA sowie die Emerging Markets aufstrebender Schwellenländer abzubilden.

Mutigen bietet die Krise die Chance auf Schnäppchen: "Italienische Anleihen sind eine gute Option. Italien ist besser als sein Ruf", sagt Beck. Die Lage dort sei lange nicht so desaströs wie in Griechenland; dennoch seien italienische Anleihen derzeit mit großen Abschlägen zu haben. Otte hält auch Aktien aus Italien und Frankreich für unterbewertet: "Große Unternehmen aus diesen Ländern bieten derzeit extrem gute Chancen." Kleinanleger könnten daran über Indexfonds, die den Euro Stoxx 50 abbilden, partizipieren.

Neben Einlagen und Aktien sind Immobilien das dritte Standbein bei der Geldanlage. "Immobilien im Vermögensaufbau sind nie verkehrt", sagt Otte. Zwar sei der Markt für Mietwohnungen bereits überteuert, dennoch bleibe der Kauf für die Eigennutzung interessant. "Ich halte selbst genutzte Immobilien für eine gute Alternative." Als reine Geldanlage sei Wohneigentum dagegen nur bedingt geeignet: "Wenn es nur für eine einzelne Wohnung reicht, würde ich lieber in Sparpläne und Fonds investieren. Das ist stressfreier."

Vorteile von Immobilienfonds

Immobilienfonds bieten die Möglichkeit, in mehrere Gebäude zu investieren. Allerdings haben viele Fonds aktuell Probleme, sich zu refinanzieren. IVA-Leiter Beck sieht darin eine Chance für Kleinanleger: "Im Grunde ist es sinnvoll, jetzt große, gut gemanagte Immobilienfonds zu kaufen." Diese seien an der Börse mitunter mit 30 Prozent Abschlag zu haben. "Für langfristig denkende Privatanleger sind solche Liquiditätsabschläge bares Geld wert." Voraussetzung sei jedoch ein langer Atem: Häufig seien die Anteile in den nächsten fünf Jahren quasi unverkäuflich.

Egal wie der Anlagemix aussieht, einmal im Jahr sollte das Depot auf den Prüfstand. "Anlageklassen entwickeln sich immer unterschiedlich", erläutert Verbraucherschützer Nauhauser. Steigen etwa Aktienfonds stark an, erhöht sich auch deren Anteil im Depot.
Anleger sollten dann bewusst umschichten. Der Effekt: Hält man sich an die eigene Quote, verkauft man Aktien, wenn sie gut bewertet sind. Zukäufe fallen in Zeiten niedriger Kurse. "Auf diese Weise kann man Gewinne mitnehmen."

In einem sind sich alle Experten einig: Ohne ein kalkuliertes Risiko ist ein Verlust von Kaufkraft unausweichlich. "Die Zeiten von risikolosen Zinsen sind vorbei", sagt Beck. "Geld vermehrt sich nicht mehr von alleine." Sparer hätten derzeit nur die Wahl, zu investieren oder Geld zu verlieren. "Die Mehrheit der Deutschen entscheidet sich für den Kaufkraftverlust. Warum auch immer."

(dpa/anch/csi)
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