Kundenfang Banken locken mit Begrüßungsgeld

Düsseldorf (RPO). Früher hatten Bankbeziehungen eheähnlichen Charakter. Sie waren wie ein Bund fürs Leben. In Treue fest, bis das der Tod euch scheidet. Diese Zeiten sind vorbei. Das Internet mit seinen Direktbanken hat frischen Wind in die bis dahin verkrustete Bankenlandschaft geblasen.

Diese Leistungen müssen Banken kostenlos anbieten
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Foto: ddp

Ein heißer Wettbewerb im Einlagengeschäft ist entbrannt. Der kleine Mann ist begehrt wie lange nicht mehr. Die Banken überbieten sich gegenseitig mit Lockangeboten. Die Zinsen sind attraktiv, aber wie steht's mit dem Service?

Dass Banken Geld verschenken, zählte bisher nicht zu den prägenden Erfahrungen der Kunden. Neuerdings aber reizen einige Geldinstitute Neukunden mit einem Begrüßungsgeld. Die Commerzbank beispielsweise spendiert bei Kontoeröffnung 50 Euro Startguthaben. Wohltaten dieser Art sind Teil einer Marketing-Offensive, mit der Geschäftsbanken und Direktbanken private Neukunden gewinnen wollen. Wozu dieser Aufwand? Private Konten und Spargelder verschaffen den Instituten ein solides Fundament an Liquidität. In kritischen Zeiten sind sie das Brot- und Buttergeschäft des Gewerbes. Die Erträge schwanken weniger stark als im Investmentbanking, die Abhängigkeit von großen Geschäftskunden sinkt, das Risiko wird breit gestreut.

Bankschalter war gestern

Attraktive Zinsen und günstige Konditionen sind verlockend, aber lohnt sich der Wechsel zu einer anderen Bank wegen 50 oder 100 Euro im Jahr bei einer Einlage von 10.000 Euro? Sind in der Praxis Beratungsqualität und Service nicht wichtiger? Es gibt klare Ansagen aus dem Bankgewerbe, den seit Jahren forcierten Rationalisierungskurs mit dem Ziel größerer Effizienz auf breiter Front fortzusetzen. Schon jetzt gleichen modernisierte Bankfilialen eher einer Automatenhalle mit allen dazugehörigen Macken. Die wenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nach der personellen Rosskur der letzten Jahre noch übrig geblieben sind, halten sich diskret im Hintergrund auf oder verstecken sich hinter ihren Rechnern. Bankschalter mit vertrauten Gesichtern war gestern. Vor einem Wechsel zu einer anderen Bank sollte sich jeder Kunde die neuen Konditionen genau ansehen. Besonderes Augenmerk verdient das Kleingedruckte.

Achtung "Sternchentexte"

Die Angebote des Bankensektors in diesen Wochen sind verlockend: Hier 3,33 Prozent Zinsen bei Eröffnung eines Girokontos mit Tagesgeld, dort 2,4 Prozent Zinsen auf Tagesgeld pur. Die vollständigen Konditionen stehen meist erst im Kleingedruckten, den bei Anbietern beliebten "Sternchentexten" Ein typisches Beispiel ist die aktuelle Offerte der Postbank:

Bis 31. Juli:
Für Neukunden 3,33 % aufs Tagesgeld *
Kostenloses Girokonto inklusive Kreditkarte **
1 Cent pro Liter Tankrabatt bei Shell ***


Hinter den Sternchen verstecken sich die Einschränkungen der plakativen Versprechungen.

* für Beträge bis 24.999,99 Euro — garantiert für sechs Monate ab Kontoeröffnung für Giro-Neukunden bei Abschluss als Gehaltskonto mit Tagesgeldkonto bis 31.07.2011. Postbank Giro plus kostenlos für alle Privatkunden mit monatl. bargeldlosen Geldeingang ab 1000 Euro, sonst 5,99 Euro/Monat.

**VISA Card im 1. Jahr entgeltfrei, danach 22 Euro/Jahr. Kreditkarte bei Volljährigkeit und Bonität.

***Gilt an allen teilnehmenden Shell Tankstellen bei Bezahlung mit Postbank Card.

Warum, fragt man sich, stehen diese wichtigen Erläuterungen nicht direkt bei den plakativen Aussagen? Zur oft beschworenen Transparenz des Postbank-Angebots hätte fairer Weise auch die Produktinformation zum Konto Giro plus gehört. Dort ist zu lesen, dass sich das Tagesgeldkonto nach Ablauf der Garantiezeit nur noch mit 1,1 Prozent p.a. verzinst (bei derzeit gültigem Zinssatz). Dort sind auch die Zinssätze aufgeführt für einen Dispokredit (13,16 Prozent p.a.) und eine gedultete Kontoüberziehung (16,90 Prozent p.a.).

Tagesgeldrechner im Netz

Bei der Vielzahl von Angeboten, die derzeit das Land überschwemmen, wünschen sich die Verbraucher vor allem Vergleichbarkeit. Beste Quelle für Zinsvergleiche ist unbestritten die FMH Finanzberatung aus Frankfurt (www.fmh.de) Sie ermittelt für ihren Tagesgeldvergleich jeden Montag bei mehr als 70 Anbietern die aktuellen Zinsen und präsentiert die Ergebnisse kostenlos in einer übersichtlichen Tabelle:

Tagesgeldvergleich (Stand 20. Juni 2011)
Neukundenangebot, 10.000 Euro Anlagensumme, Einlagensicherung

Anbieter Angebot Zinssatz Internet
Postbank Giro plus Tagesgeld 3,33 %
www.postbank.de
DAB Bank Depotkonto 2,60 % www.dabbank.de
Santander Bank Top-Tagesgeld 2,50 % www.santanderbank.de
1822direkt Giro All 2,50 % www.1822direkt.com
Bank of Scotland Tagesgeld 2,40 % www.bankofscotland.de
NIBC Direct Mehr.Zins.Konto 2,40 % www.nibcdirect.de
Cortal Consors Tagesgeld 2,30 %
www.cortalconsors.de
Targobank Tagesgeld 2,30 % www.targobank.de
Volkswagen Bank Plus Konto online 2,20 % www.volkswagenbank.de
Audi Bank Plus Konto online 2,20 % www.audi-bank.de
Hanseatic Bank Tagesgeld Bonus 2,20 % www.hanseaticbank.de
ING-DiBa Extra-Konto 2,20 %
www.ing-diba.de
Quelle: FMH Finanzberatung

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