Neues Umstellung auf Sepa-Verfahren Für viele Firmen wird die Zeit knapp

In einem guten halben Jahr haben die alten Kontonummern und Bankleitzahlen ausgedient - zumindest im Geschäftsverkehr. Doch bei der Umstellung auf das neue Verfahren lässt sich die deutsche Wirtschaft viel Zeit.

Wie die Bankdaten-Weitergabe funktioniert
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Foto: dpa/gms

Gut sieben Monate vor der Umstellung auf die neuen 22-stelligen Kontonummern schlagen Banken und Politik Alarm: Für die Verbraucher gilt zwar eine Übergangsfrist bis zum Jahr 2016, doch viele Kleinunternehmen und Vereine seien noch längst nicht auf die europaweite Vereinheitlichung von Überweisungen und Lastschriften vorbereitet, warnten das Bundesfinanzministerium, die Bundesbank und die Deutsche Kreditwirtschaft am Dienstag in Berlin. Dadurch bestehe die Gefahr, dass im Februar Gehälter nicht ausgezahlt und Vereinsbeiträge nicht eingezogen werden könnten, sagte Ludger Gooßens vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband.

Durch die Umstellung auf das Sepa-Verfahren müssen Bankgeschäfte ab dem 1. Februar 2014 mit der neuen IBAN-Nummer abgewickelt werden. Sie setzt sich unter anderem aus der bisherigen Kontonummer und der Bankleitzahl zusammen und ist in einigen Ländern sogar bis zu 31 Stellen lang. Nach einer Bundesbank-Statistik wurden im ersten Quartal des Jahres erst 8,7 Prozent der Überweisungen in Deutschland nach dem neuen Verfahren durchgeführt. Bei den Lastschriften lag die Quote sogar nur bei 0,14 Prozent.

Gooßens rief kleine und mittlere Unternehmen auf, schnellstmöglich für die notwendigen EDV-Umstellungen und Software-Updates zu sorgen. Speziell für die Wirtschaft seien die Herausforderungen "sehr, sehr groß" und dürften nicht unterschätzt werden. Carl-Ludwig Thiele vom Vorstand der Bundesbank ergänzte, der Appell richte sich vor allem an kleine Handwerker und Einzelhändler. "Der Verbraucher ist davon momentan noch gar nicht betroffen."

Hartmut Koschyk aus dem Bundesfinanzministerium versicherte, Privatleute könnten die alten Kontonummern bis 2016 wie gewohnt weiter benutzen. Daueraufträge - etwa für Miete und Strom - würden ebenso automatisch umgestellt wie zahlreiche Lastschriften zum Einzug von Kfz-Steuern oder Versicherungsprämien. Frank-Christian Pauli vom Bundesverband Verbraucherzentralen betonte allerdings, in einer Reihe von Fällen würden Verbraucher zur Bestätigung ihrer IBAN-Nummer aufgefordert, damit bisherige Lastschrift-Verfahren fortgesetzt werden könnten.

Händler, die das Lastschriftverfahren als Zahlungsempfänger verwenden wollen, müssen zudem bei der Bundesbank eine Gläubiger-Identifikationsnummer beantragen. Auch hier sei die Nachfrage noch nicht ausreichend, beklagte Thiele. Obwohl es in Deutschland rund vier Millionen Unternehmen und Vereine gebe, seien erst 490 000 Nummern vergeben. Zumindest die Deutsche Versicherungswirtschaft sieht sich gut vorbereitet. Beim Gesamtverband GDV hieß es, die technische Umstellung laufe bereits auf Hochtouren.

(dpa/csi)
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