Mineralientage Experte nimmt Erbstücke unter die Lupe

Dortmund · Bernhard Bruder treibt seinen Kunden mitunter Tränen in die Augen. Der Mineraloge kennt sich aus mit funkelnden Edelsteinen und seltenen Mineralien. Wenn er genau hinsieht, dann wird aus wertvoll geglaubten Schmuckstücken schnell ein schlichtes Erinnerungsstück, aus vermeintlichen Opalen Glaskugeln.

 Bernhard Bruder nimmt die Schmuckstücke der Gäste genau unter die Lupe.

Bernhard Bruder nimmt die Schmuckstücke der Gäste genau unter die Lupe.

Foto: dapd

Knapp 20 Geräte unterstützen den Blick des Experten — vom Mikroskop bis zum Geigerzähler. "Schließlich weiß man nie, ob nicht jemand etwa ein Uran-Mineral dabei hat", sagt Bruder, der nach jahrelanger Messepräsenz mit allem rechnet. "Aber zugegeben: Der Geigerzähler kommt nur selten zum Einsatz."

Bestimmung kostet regulär 30 Euro

Bis zu 400 Schmuckstücke, Edelsteine und Mineralien hat Bruder bei einer Messe im vergangenen Jahr pro Tag unter die Lupe genommen. Das Angebot hat sich herumgesprochen. "Manche Besucher bringen ihre gesamte Schmuckschatulle mit", sagt er. Kein Wunder: Bei kleineren Stücken hat eine professionelle Bestimmung, wie Bernhard Bruder sie vornimmt, regulär einen Preis von rund 30 Euro.

Lange Warteschlangen sind dennoch kaum zu befürchten, denn "in der Regel weiß ich in bis zu 30 Sekunden, was ich da vor mir habe". Nach 15 Jahren Arbeitserfahrung ist sein Blick geschult. "Schwierig wird's nur bei synthetischen Schmuckstücken, die den echten heute sehr gut nachempfunden sind."

Fälschungen sind in der Branche immer wieder ein Problem. Das zeige sich auch bei den Stücken, die die Besucher auf die Dortmunder Messe mitbringen. "Zu den häufigsten falschen oder geschönten Steinen zählen aktuell der unechte Türkis, synthetische Rubine oder bestrahlte Blau-Topase", sagt Bruder. Diese Fälschungen erkennt er in der Regel an der Lichtbrechung oder der Härte des Materials. "Glas etwa ist nur zwei Drittel so hart wie ein echter Rubin."

Enttäuschung nicht ausgeschlossen

Besonders Erben, die Schmuck ohne Dokumente erhalten haben, wenden sich an Bruder. "Oma hat gesagt, das ist wertvoll", bekommt er dann häufig zu hören. Nicht selten endet der Besuch mit einer Enttäuschung. "Besonders in altem Schmuck befinden sich überdurchschnittlich viele synthetische, künstlich hergestellte Steine", erklärt der Fachmann. Vor 80 Jahren habe es noch keine Geräte gegeben, mit denen man die Echtheit überprüfen konnte, "da war für Fälschungen Tür und Tor geöffnet".

Wer in so einem Fall den Schmuck als Altersvorsorge eingeplant hat, sei erstmal schockiert. "So investieren wir auch viel Zeit dafür, danach tröstende Worte zu finden", schildert Bruder seine Erfahrung. Positive Momente kämen aber auch hin und wieder vor: "Wenn sich nach der Bestimmung herausstellt, von welch hoher Qualität ein Schmuckstück ist, fließen auch mal Freudentränen."

(DAPD/rüb/chk)
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