Nach den Feiertagen So kommen Sie wieder gut rein in den Arbeitsalltag

Konstanz/Dresden · Viele Menschen plagt nach dem Urlaub über die Feiertage ein regelrechtes Motivationsloch – das Post-Holiday-Syndrom. Mit ein paar Maßnahmen lässt sich der Wiedereinstieg in den Job leichter gestalten.

Auf einem Schreibtisch steht neben einem Laptop eine Tasse, im Hintergrund unterhalten sich zwei Menschen. (Symbolfoto)

Auf einem Schreibtisch steht neben einem Laptop eine Tasse, im Hintergrund unterhalten sich zwei Menschen. (Symbolfoto)

Foto: dpa-tmn/Klaus-Dietmar Gabbert

Gerade noch ausschlafen so lange man will, die Seele baumeln lassen – und dann steht der erste Arbeitstag nach den Feiertagen oder dem Urlaub schon wieder vor der Tür.

Spätestens mit dem viel zu frühen Weckerklingeln ist die Laune bei vielen im Keller. Aber muss das so sein oder lässt sich das Motivationsloch, auch als Post-Holiday-Syndrom bekannt, umgehen?

Eine kleine Entwarnung: Beim Post-Holiday-Syndrom handelt es sich um ein normales Stimmungs- und Leistungstief und nicht etwa um eine Krankheit, so Robin Kaufmann vom Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG). „Es ist nichts anderes als ein Umschalten vom Urlaubs- in den Arbeitsmodus, der unserem Körper schwerfällt, da wir noch in der Entspannung sind.“

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Gute Vorbereitung ist der halbe Wiedereinstieg

Laut Dirk Windemuth, Direktor des Instituts für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IAG), sind Menschen nach dem Urlaub in erster Linie müde, ähnlich wie man es von Montagen kennt. Sie müssen sich an den neuen Schlaf-Wach-Rhythmus erst wieder gewöhnen, was aber in der Regel nur wenige Tage dauert.

Auch wenn das Post-Holiday-Syndrom also nicht dramatisch ist, kann man Lustlosigkeit und Überforderung gut vorbeugen. „Wenn ich schon in einem Stresstunnel bin, kann ich mir keine Alternativen mehr überlegen“, sagt Dirk Windemuth. Daher empfiehlt es sich, den Wiedereinstieg schon vor dem Urlaub zu planen.

Kaufmann rät etwa, Urlaub wenn möglich so zu legen, dass man in der Wochenmitte zurück an den Arbeitsplatz kommt. Das verkürzt die erste Arbeitswoche. Bestimmte Prozesse sollten im Idealfall vor der Auszeit abgeschlossen werden, etwa wichtige Projekte oder Präsentationen.

Ein weiterer Tipp: Die Abwesenheitsnotiz einfach für ein paar Tage länger ansetzen, damit erst einmal in Ruhe die bereits vorhandenen E-Mails abgearbeitet werden können.

Urlaubsrückkehrer im Dienst: Nicht von null auf hundert

Auch an den freien Tagen selbst kann man etwas für einen gelungenen Wiedereinstieg im Job tun. Davon, zwischendurch schnell die Mails zu checken, rät Kaufmann aber strikt ab. Die zunehmende Entgrenzung von Freizeit und Arbeit führe nachweisbar zu Stress. Besser setze man im Urlaub auf Entspannung fördernde Aktivitäten. Mit voll aufgetankten Akkus sei man den erneuten Anforderungen im Job viel besser gewachsen.

Der Körper brauche seine Zeit zum Umschalten, sagt Kaufmann. „Deshalb sollte man in den ersten Tagen verstärkt Pausen einbauen oder auch kürzer arbeiten, um die Entspannung des Urlaubs mit in die ersten Tage nach der Auszeit zu nehmen“.

Schöne Erinnerungen: Frust aktiv entgegenwirken

War man an den freien Tagen unterwegs, kann es helfen, ein Bild davon aufzustellen, um schöne Erinnerungen wachzuhalten – auch vom Zusammentreffen mit geliebten Menschen an den Feiertagen. Wichtig und motivationssteigernd ist laut dem Psychologen auch ein positiver Blick in die Zukunft: Worauf kann ich mich denn freuen?

Das können die Kollegen und tolle Projekte sein, aber auch Verabredungen mit Freunden oder ein geplanter Ausflug. Solche Aussichten können dem Frust darüber, wieder arbeiten zu müssen, etwas entgegensetzen.

Viel wichtiger findet Dirk Windemuth, Motivationslöchern längerfristig vorzubeugen. Es sei vor allem Aufgabe des Betriebes, eine Präventionskultur zu schaffen, in der Mitarbeitende nicht gleich nach dem Urlaub wieder total erschöpft sind. Dazu gehöre etwa ein Arbeitsalltag ohne allzu viele Meetings. Wo Besprechung auf Besprechung folgt, kommen Beschäftigte oft gar nicht mehr dazu, Aufgaben zu erledigen oder vernünftig zu delegieren.

Kaufmann weist auf weitere Gestaltungsmöglichkeiten der Führungsebene hin. Diese könne bestimmte Strukturen wie etwa Postfachfreigaben während der Urlaubszeit anstoßen, damit Rückkehrer und Rückkehrerinnen sich nicht erst durch Hunderte Mails arbeiten müssen.

Gelassen bleiben auch ohne Schonfrist

Doch was, wenn ich in einer Branche oder Firma arbeite, in der ich mir einen sanften Wiedereinstieg nach dem Urlaub eigentlich nicht leisten kann? Weil das Arbeitspensum hoch oder unberechenbar ist oder sogar Personalmangel herrscht und Leistung ab Tag eins gefragt ist?

IAG-Direktor Windemuth rät zur gegenseitigen Wertschätzung. Die führe dazu, dass Menschen Druck-Situationen viel besser ertragen. Etwa einem Teammitglied zu signalisieren: Es ist schön, dass du wieder da bist, und das hilft uns ungemein. „Für den Satz ist immer Zeit.“

Helfen könne außerdem, die eigene Rolle im Gefüge zu reflektieren. Dazu kann man sich fragen: „Wenn ich heute nicht aus dem Urlaub zurückgekommen wäre, sondern mir beim Skifahren die Kreuzbänder gerissen hätte, wäre das das Ende der Firma?“ Solche Fragen mit Nein beantworten zu können, nehme eine Menge Druck.

Halten Motivationslöcher länger als eine Woche an, muss das übrigens nicht immer heißen, dass man im falschen Job gelandet ist. Laut Kaufmann kann eine vorübergehende Überlastung dahinterstecken. Dann lohne es sich, mit der Personalabteilung darüber zu sprechen, wie das Team verstärkt werden könnte.

Anmerkung der Redaktion: Diesen Artikel haben wir bereits 2022 in leicht anderer Form veröffentlicht. Da er im Grundsatz weiter aktuell ist, bieten wir ihn erneut zum Lesen an.

(albu/hebu/dpa)
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