Fitness für Haustiere Der Speck muss weg
Übergewicht kann die Gesundheit von Hunden und Katzen beeinträchtigen und zu Folgeerkrankungen führen. Der erste Schritt zum Idealgewicht ist Bewegung.
Immer mehr Heimtiere sind zu dick. Aktuellen Untersuchungen zufolge ist fast die Hälfte aller Katzen und Hunde von Übergewicht betroffen. Dabei handelt es sich um mehr als nur einen Schönheitsfehler, denn die überflüssigen Pfunde können Folgeerkrankungen begünstigen. Beispiele sind ein erhöhtes Risiko für Arthrose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Störungen des Fettstoffwechsels und der Schilddrüsenfunktion oder Diabetes mellitus. Zudem werden durch das Übergewicht die Gelenke belastet, die Gefahr einer Zuckerkrankheit erhöht sich und die Funktion verschiedener Organe kann beeinträchtigt werden. „Zu viel Futter und zu wenig Bewegung sind die Hauptgründe für die Tendenz zur Speckrolle“, weiß Dr. Barbara Schöning, Fachtierärztin für Verhaltenskunde und Tierschutz. „Nicht nur die Gesundheit leidet, sondern auch die Lebensqualität.“
Mit jedem Kilo mehr steigt die Gefahr für Erkrankungen, sodass eine Gewichtsreduktion in der Regel sinnvoll ist. Auch ältere Tiere profitieren von einer Diät. Umfragen zufolge sind viele Hunde- und Katzenbesitzer jedoch nicht der Meinung, dass ihr Tier zu dick sei. Das Abspecken des Heimtiers beginnt daher mit der Einsicht des Tierhalters. Hilfreich für die richtige Einschätzung des Gewichts ist der Body Condition Score, kurz BCS, mit dem die Körperkonditionen von Hunden beispielsweise durch den Tierarzt beurteilt werden. Die zwei wichtigsten Kriterien sind laut Bundesverband für Tiergesundheit die Tastbarkeit der Rippen und die Sichtbarkeit der Taille von oben. Dieser BCS sollte neben dem Wiegen fester Bestandteil des jährlichen Gesundheitschecks in der Praxis sein. Ist das Tier zu dick, kann man gemeinsam mit dem Tierarzt einen Diätplan aufstellen und einhalten. Die ausgewogene Ernährung mit wichtigen Nährstoffen darf jedoch nicht darunter leiden.
Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Idealgewicht ist ausreichende Bewegung. Für Hunde stehen daher regelmäßige Gassi-Runden auf dem Programm, bei Wohnungskatzen ist die Kreativität des Halters gefragt. „Futtersuchspiele fördern die Bewegungslust der Katze“, gibt Dr. Barbara Schöning einen Tipp. Sie rät dazu, Futter und Wasser in kleinen Portionen entlang einer Art Wanderstrecke zu positionieren und Futter- oder Fummelbälle mit kleinen Portionen in der Wohnung zu verteilen. „Wenn die Katze nicht zu übergewichtig ist, können diese Dinge auch auf unterschiedlichen Höhen angebracht werden, sodass die Katze klettern und springen muss, um an ihr Futter zu gelangen.“ Gemeinsames Spielen bringt das Tier ebenfalls in Schwung, lautet ein Tipp der Experten des Industrieverbands Heimtierbedarf (IVH). Katzenbesitzer sollten dazu Spiele und Spielzeug auswählen, die der Katze gefallen und die zu vermehrter Aktivität und Bewegung anregen. Ob es sich dabei um eine Katzenangel, ein zerknülltes Blatt Papier oder eine Stoffmaus handelt, spielt keine Rolle. Wichtig sei, dass der Spieltrieb der Katze angesprochen werde und die Bewegung dadurch Spaß mache.
Damit die Pfunde bei Hund und Katze purzeln, ist neben ausreichend Bewegung eine tiergerechte Fütterung wichtig. Die Futtermenge für das Heimtier sollte individuell festgelegt werden, denn es gibt sogenannte gute und schlechte Futterverwerter. Wenn ein Tier viel Nahrung aufnehmen muss, um sein Gewicht zu halten, ist es ein schlechter Futterverwerter. Bei guten Futterverwertern und guter Verdaulichkeit des Futters reicht hierzu eine geringere Menge aus. Bringt das Tier zu viel auf die Waage, sollte die Energiezufuhr über das Futter reduziert werden. Dabei ist Ausdauer gefragt, denn jeder Mensch, der sich schon einmal mit dem Abnehmen beschäftigt hat, kennt den Jo-Jo-Effekt. Das ist bei Hund und Katze nicht anders, sodass sie langsam abnehmen und dauerhaft kleinere Portionen bekommen sollten. Eine mögliche Maßnahme ist laut Bundesverbands für Tiergesundheit e.V. die Energieverdünnung des Futters, die durch die Beimischung von Rohfaserträgern erreicht wird. Das sorgt unter anderem für ein schnelleres Sättigungsgefühl. Hilfreich ist auch ein Diätplan, den man gemeinsam mit dem Tierarzt aufstellt. Insbesondere bei starkem Übergewicht sollte die Reduktionsdiät in jedem Fall unter ärztlicher Kontrolle stattfinden, denn es dürfen beispielsweise Diäten mit viel Protein und wenig Fett nur bei nierengesunden Tieren angewendet werden.
Damit Tierhalter den Überblick über das Essverhalten von Hund und Katze und die aufgenommene Energiemenge behalten, sind feste Fütterungszeiten wichtig. Es kann hilfreich sein, das Hauptfutter abzuwiegen. Wichtig: Auch alle Leckerlis müssen in die Gesamttagesration mit eingerechnet werden. Die Belohnungen sollten daher so klein wie möglich ausfallen, ungesunde sollten gegen gesunde und magere Leckerlis ausgetauscht werden. Je nach Tier ist dafür wasserreiches Obst und Gemüse geeignet, einige Sorten wie beispielsweise Weintrauben werden jedoch nicht vertragen. Auch kalorienreiches Obst wie Banane ist in der Regel nicht geeignet. Im besten Fall wird die Tagesration in eine Leckerli-Box gefüllt, die bis zum Abend reichen muss.