Trüffelsuche mit Hund

Die kleine Jule würde es wohl mit einem Trüffelschwein aufnehmen. Der Mischling hat eine so gute Nase, dass es der Mensch manchmal kaum glauben mag.

Der Hund ist für Sabine Hörnicke einfach das bessere Trüffelschwein. Schon aus praktischen Gründen. Ein Schwein hätte nicht in ihr Auto gepasst, um damit nach Langerwehe in die Voreifel zu fahren. Deshalb hat sie Jule dabei: Ein kleiner Mischling aus Border-Terrier und etwas Mopsartigem. Bei dem Treffen geht es um Jules "Trüffelnase". Sie spürt die unterirdisch wachsenden Pilze auf - und seien sie noch so klein.

"Guck mal, ob du etwas findest", sagt Hörnicke ihrem Hund - und der scheint das tatsächlich zu verstehen. Konzentriert schnüffelnd läuft er durch das Waldstück. Schon sehr bald tippt Jule mit der Pfote auf eine Stelle am Waldboden und guckt Hörnecke an.

Hörnicke fand Jule vor zehn Jahren über eine Fernsehsendung. Tierschützer suchten für den Mischling ein neues Zuhause. Der Hund hatte einen starken Jagdtrieb, und Hörnicke fragte sich, womit sie die Spürnase auslasten kann. So stieß sie auf die Trüffelsuche. Mittlerweile bildet sie Hunde in Kursen aus. "Grundsätzlich ist jeder Hund geeignet", meint sie.

In Deutschland dürfen die wichtigen Speisetrüffel, die hierzulande wachsen, nicht mitgenommen werden - Burgundertrüffel, Frühjahr- und Wintertrüffel sind nämlich geschützt. Die Sammler suchen nur die Pilze, die nicht als Speisetrüffel ausgewiesen sind - um mehr über ihr Vorkommen in Deutschland zu erfahren. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) nimmt die Trüffelsuche in Deutschland "noch nicht" als Problem wahr, wie Mykologe Kai Frobel sagt. Für ihn ist die Trüffelsuche in Deutschland ein "exotisches Randthema": "Wenn jetzt eine Modewelle losginge, dann wäre das etwas anders."

Sabine Hörnicke wird ihren Trüffel-Fund dokumentieren und einem bundesweiten Verbund von Trüffelfreunden in der "Forschungsgruppe Hypogäen" melden. Dazu ermuntert sie auch die Hundebesitzer, die zu ihr in die Ausbildung kommen. Es sei zu wenig bekannt über das Vorkommen in Deutschland.

Der klassische Trüffelhund ist der Lagotto Romagnolo. In den italienischen und französischen Trüffel-Regionen gebe es so gut wie keine Trüffelschweine mehr, sagt Hunde-Züchterin Denise Stadler. "Das Trüffelschwein ist nur noch Nostalgie. Grundsätzlich suchen die alle mit Hunden." Die seien einfacher zu transportieren als ein 300 Kilogramm schweres Schwein und richteten keinen Flurschaden an. Der Hund fresse zwar genauso gerne Trüffel wie das Schwein: "Aber der Hund ist besser erziehbar."

Jule bekommt einen Schluck Wasser. Nasenarbeit ist anstrengend. Dann hat Jule schon wieder etwas gefunden. Hörnicke findet nichts. Jule lässt nicht locker. "Nee Jule, hier ist nichts", sagt die 43-Jährige, guckt aber weiter - und findet ihn endlich: Einen schönen Hirschtrüffel, so groß wie ein Daumenglied. Dafür gibt es für Jule auch eine besondere Leckerei: Hundeleberwurst aus der Tube.

(RP)
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