Alles rund um Kakerlaken Kleine Überlebenskünstler

Die Reaktionen, die Küchenschaben bei den meisten Menschen hervor rufen, sobald sie in der Wohnung gesichtet werden, sind gleich: Ekel, Abneigung und Angst. Dabei sind die Insekten, die gemeinhin unter dem Begriff "Kakerlake" zusammen gefasst werden, kleine Überlebenskünstler.

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Foto: dpa/tmn/Stephanie Pilick

Die Geschichte der Kakerlaken reicht über 330 Millionen Jahre zurück und es wird sogar behauptet, die Schaben würden sogar eine weltweite atomare Katastrophe überleben.

Welche Arten von Kakerlaken gibt es?

Weltweit gibt es rund 3500 verschiedene Kakerlakenarten. Die meisten Arten leben jedoch in der freien Natur und treten mit den Menschen nicht in Kontakt. Die bekannten Arten, die einem in den Sinn kommen, wenn man den Begriff Kakerlake hört, beschränken sich auf einige wenige, die als Schmarotzer gelten und in der Nähe der Menschen leben. Insgesamt sind das fünf Gruppen: Hierzu zählt die Deutsche Schabe, die auch als Küchenschabe bezeichnet wird, die Orientalische, die Amerikanische, die Australische und die Braunbandschabe.

Diese Gattungen werden als synanthrop bezeichnet, das heißt sie haben sich an den menschlichen Siedlungsbereich angepasst, sodass sie nicht auf eine Ergänzung ihrer Population von außen angewiesen sind.

Am häufigsten tritt in unseren Breigengraden die Deutsche Schabe auf, die auch Küchenschabe genannt wird. Sie gehört zu den bekanntesten, hiesigen Schädlingen und ist bei ihrer Nahrungssuche nicht wählerisch. Besonders ihre Lust auf menschliche Lebensmittel hat ihrem Ruf geschadet. Dabei fressen Küchenschaben nicht nur Lebensmittel, sondern so gut wie alles, selbst Aas und Artgenossen werden nicht verschmäht. Zu Kannibalen werden die Insekten, wenn eine Überbevölkerung besteht und dadurch andere Nahrung knapp ist. So reguliert diese Insektenart das Problem der zu hohen Population letztlich selbst.

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Foto: Shutterstock.com / JD Fotografiert

Die Deutsche Schabe ("Küchenschabe") ist 13 bis 16 Millimeter lang und damit eher eine kleine Gattung. Sie weist eine braune Farbe mit dunklen Bruststreifen auf. Ihre Flügel sind mindestens so lang wie der Torso, meist sogar länger. Trotzdem sind diese Insekten nur schlechte Flieger.

Die Gemeine oder Orientalische Küchenschabe ist ein wahres Monster verglichen mit der eher kleinen Küchenschabe aus Deutschland. Sie ist sehr robust, überlebt Temperaturen um den Gefrierpunkt und lässt sich von Kammerjägern am schwersten bekämpfen. Ihre Behäbigkeit, die sie von anderen, wuseligeren Arten unterscheidet, gleicht sie mit einer unglaublichen Resistenz selbst gegen Insektengifte und sonstige Chemikalien aus.

Orienatlische Küchenschaben tragen während ihrer neunmonatigen Lebenszeit bis zu 170 Eier und können diese selbst bei kühlen Temperaturen ablegen. Das Aussehen der Orientalischen Küchenschabe erinnert stark an große Käfer und sie sind um einiges größer als ihre deutschen Verwandten. So erreichen sie eine Größe von 25 bis 30 Millimeter, ihr Körper ist sehr massig und schwarz oder dunkelbraun. Diese Kakerlaken sind nachtaktiv und wegen ihres schweren Körpers schlechte Kletterer. Die Flügel sind bei den Weibchen nur rudimentär ausgeprägt und bedecken bei den Männchen den gesamten Hinterleib. Sie sind Allesfresser und bevorzugen ein warmes oder heißes und vor allem feuchtes Klima mit Temperaturen zwischen 20 und 29 °C.

Im Gegensatz zu den Deutschen Kakerlaken übertragen die Orientalischen weniger Krankheiten, sind dafür aber ein gefährlicher Überträger von Schimmelpilzsporen. Aufgrund der Größe sind sie leichter zu entdecken, dennoch sind sie nur selten bei Tage anzutreffen.

Eine weitere bekannte Art, die vor allem in der Nähe des Menschen anzutreffen ist, ist die Amerikanischen Großschabe, die gut und gerne fliegt. Ihr großer Vorteil ist die Fähigkeit, sich besonders flach zu machen, so dass sie in fast jede Ritze kommt, die nicht schmaler als drei Millimeter ist. Die Amerikanische Großschabe produziert ähnlich viele Eier wie die Orientalische Küchenschabe, hält sich aber weniger direkt in menschlichen Behausungen auf, sondern eher in Feuchträumen oder Gastbetrieben. Auch in Ställen von Tieren sind diese Schaben zu finden. Aus diesem Grund ist sie die seltenste Kakerlakenart. Zudem bekommt ihr das mitteleuropäische Klima nicht gut, da sie Temperaturen unter 15 °C nicht oder nur schlecht aushält.

Die Amerikanische Kakerlake ist 28 bis 44 Millimeter lang, hat eine rotbraune Färbung und ist ein nachtaktives Insekt. Sie ist ein wahrer Artist unter den Insekten und kann die glattesten Flächen hinauf klettern. Ihre Flügel sind länger oder genauso lang wie der Körper und sie kann relativ gut fliegen. Wie ihre Verwandten ist auch die Amerikanische Schabe ein Allesfresser und bevorzugt Temperaturen von 25 °C bis 30 °C.

Diese Kakerlakenart ist besonders problematisch, da sie große Schäden an Gebäuden und deren Struktur anrichtet. Häufig werden Wohnungen stark beschädigt, da die Insekten alle organischen Materialien anfressen, ihren Unrat hinterlassen, für Schimmel sorgen, und sogar Elektrogeräte lahm legen, da sie durch die Wärme angelockt werden. Die Schädlinge haben eine Vorliebe für Kabel in Elektrogeräten, diese werden angeknabbert und beschädigt.

Die australische Kakerlake ist eine weitere Kakerlakenart, die häufig in den Tropen auftritt. Mit einer Länge von 23 bis 35 mm ist sie eine der größeren Arten. Auf der Vorderbrust besitzt diese Schabe einen gelben Rand und an der Basis der Vorderflügel befindet sich jeweils ein etwa ein Zentimeter langer, gelber Streifen. Männchen und Weibchen besitzen gut ausgebildete Flügel und die australische Schabe ist vorzugsweise nachts aktiv. Dann werden die Insekten von Lichtquellen angelockt. Diese Schaben haben hohe Ansprüche an Temperatur und Feuchte, unter 20° C gibt es keine Vermehrung. Die Insekten können im freien nicht überwintern und die ideale Temperatur für ihr Überleben liegt bei 30 bis 36°C.

Diese Kakerlakenart bevorzugt pflanzliche Nahrung wie junge Triebe und stärkehaltige Speichergewebe. Die Tiere fressen aber auch kohlehydrathaltige Materialien in Häusern.

Die Braunbandschabe (Supella longipalpa) wird oft auch Möbelschabe genannt. Sie ist bei uns wesentlich seltener als zum Beispiel die Deutsche Schabe und sie ist eine relativ kleine Schabenart. Die Weibchen erreichen eine Länge von rund 12 mm. Die Männchen bleiben sogar noch rund einen Millimeter kleiner. Die Tiere sind allgemein dunkelbraun gefärbt. Typisch für diese Art sind zwei helle Querstreifen auf dem Halsschild. Wie alle Schaben besitzt auch diese Art einen flachen Körperbau, kräftige Beine und lange, dünne Fühler.

Die Schaben werden nachts aktiv und suchen dann nach Nahrung. Die ursprünglich aus den Tropen stammenden Tiere halten sich bevorzugt hinter Kühlschränken oder anderen Elektrogeräten auf. Hier heften sie auch ihre Eikapseln an, in denen sich die Eier gut geschützt entwickeln können. Ein einzelnes Weibchen kann bis zu 200 Nachkommen haben. Die Tiere sind sehr genügsam und können sich problemlos von Brotkrümeln oder Lebensmittelresten ernähren.

Im Gegensatz zur Deutschen oder Orientalischen Schabe findet man diese Art oft auch in trockenen Wohn- und Bürogebäuden. Die Tiere sind also viel weniger auf Feuchtigkeit angewiesen als andere Schabenarten. Tagsüber verstecken sie sich in engen Ritzen und Spalten, wie zum Beispiel hinter Fußleisten. Häufig findet man zahlreiche Tiere in einem solchen Versteck.

Wie erkennt man Kakerlaken?

Kakerlaken leben versteckt, daher ist es eher selten, dass man ein lebendes Exemplar zu Gesicht bekommt. Da die Tiere nachtaktiv sind, kann man sie tagsüber selten sehen. Wenn dann doch ein Tier zu sehen ist, kann man von einem starken Befall der Insekten ausgehen, denn dann sind die Unterschlüpfe in der Regel überbevölkert, so dass einzelne Tiere keinen Platz mehr im Versteck finden.

Auch bei einem normalen Befall ist es nicht so schwierig, den Schaben auf die Spur zu kommen. Meist erkennt man den Befall der eigenen Wohnung mit Kakerlaken an deren Hinerlassenschaften, dem Kot. Die Cockroaches (englische Übersetzung) oder Cucarachas wie sie in Spanien heißen, hinterlassen nämlich ihre Exkremente, die sich vor allem in der Nähe ihrer Nester häufen. Der Kot der Insekten sieht aus wie Kaffeepulver und haftet an den Wänden. Dort hinterlässt er eine deutliche Spur. Ein weiteres Indiz für Kakerlaken in der eigenen Wohnung sind ihre Hautreste. Kakerlaken häuten sich in ihren verschiedenen Entwicklungsstadien nämlich bis zu acht Mal.

Auch Eipäckchen sind manchmal sichtbar. Sie werden ebenfalls meist in der Nähe des Nests gefunden – leer oder gefüllt. Man kann Kakerlaken auch am Geruch erkennen. Da die Tiere durch ihre Pheromone verständigen, ist ein Befall mit Kakerlaken durch den markanten und penetranten Geruch zu erkennen, der für Menschen muffig und süßlich riecht.

Auch angefressene Lebensmittel und deren Verpackungen deuten auf einen Befall hin. Kakerlaken sind Allesfresser und im Notfall ernähren sie sich sogar von Papier, Leder, Seife oder Zahnpasta. Bevorzugt machen sie sich jedoch über fettige Lebensmittel her.

Die Insekten selbst sind an ihrem Äußeren zu erkennen: lang gezogener Körper, lange Fühler, Flügel an der Körperoberseite und Beine mit Widerhaken.

Wie lang gibt es Kakerlaken schon?

Wissenschaftler des Penn State College of Agricultural Science in Pennsylvania, USA, haben fossile Überreste gefunden, die darauf hindeuten, dass Kakerlaken schon vor mehr als 300 Millionen Jahren auf der Erde existierten.

Wie gefährlich sind Kakerlaken?

Direkt gefährlich, im Sinne von beißen, stechen und angreifen, sind die Kakerlaken nicht. Allerdings können diese Insekten viele Erreger übertragen und Allergien auslösen.

„Wegen ihrer Lebensweise sind sie gefährliche Krankheitsüberträger“, erklärt Jutta Klasen, die beim Umweltbundesamt für die Prüfung von Schädlingsbekämpfungsmitteln zuständig ist. Schaben können viele Bakterien, Viren und Pilze übertragen, so das Deutsche Grüne Kreuz. Kontakt mit ihnen kann zu Durchfall, Dickdarmkathar, Hepatitis A, Milzbrand, Salmonellen oder Tuberkulose führen. Durch Häutungsreste können sie zudem Allergien auslösen. In ländlichen Gebieten sind Schaben vor allem gefürchtet, weil sie in Ställen die Maul- und Klauenseuche auslösen können.

„Schaben mögen besonders warme und feuchte Orte, wo es ausreichend Nahrung gibt“, erklärt Jutta Klasen. Die Allesfresser werden in Kloaken, Mülleimern, Schlachtabfällen oder Großküchen fündig und schleppen so jede Menge Keime und Bakterien mit sich herum. Klasen: „Da sie zudem aus ihrem Kropf regelmäßig kleine Krümelchen erbrechen, sind sie ein hoch potenter Verteiler von Infektionen.“

Wie kann man Kakerlaken bekämpfen?

Ist der Befall überschaubar, kann man Köderboxen auslegen, die es im Handel zu kaufen gibt. Doch was heißt überhaupt „überschaubar"? Denn einen leichten Befall mit Kakerlaken gibt es meist gar nicht. Experten gehen davon aus, dass es für jede sichtbare Kakerlake bis zu 200 versteckte gibt. Zudem sind die meisten Köderboxen, Gels und Sprays giftig für Mensch, Tier und Umwelt. Gerade wenn Haustiere und Kleinkinder im Haushalt wohnen, sollte Vorsicht geboten sein.

Es gibt jedoch auch Hausmittel, die gegen Kakerlaken helfen können. So werden Lorbeer und Katzenminze, Essig und Pfeffer sowie Natron und Zucker angegeben. Ausgelegt haben diese Mittel jedoch unterschiedlichen Erfolg. Daher ist die sicherste Variante, Kakerlaken wieder loszuwerden, der Griff zum Telefonhörer. Ein Anruf beim Kammerjäger sollte Abhilfe schaffen.

Warum kommen Kakerlaken in die Wohnung?

In der Nähe von Menschen finden Kakerlaken alles, was sie zum Leben benötigen: Wärme, Nahrung und Schutz. Die wenigen Arten, die in der Nähe von Menschen leben, haben sich auf das Leben eines Schmarotzers spezialisiert.

Wann legen Kakerlaken Eier?

Kakerlaken vermehren sich sehr stark, ein Muttertier bekommt bis zu viermal im Jahr Nachwuchs. Dabei legen die Tiere zwischen 10 und 90 Eier, die sich innherhalb weniger Tage zu Mini-Kakerlaken entwickeln. Diese Tiere sind bereits nach einem Monat ausgewachsen. Die Tiere leben dann bis zu anderthalb Jahre.

Warum soll man Kakerlaken nicht zertreten?

Das ist eine Legende. Es wird behauptet, dass man die Insekten nicht zertreten soll, da so ihre Eier verteilt werden. Doch das stimmt nicht, da die Eier ohne das Muttertier auch nicht überleben können. Trotzdem ist es eklig, die Tiere zu „zermatschen“ und bei mehreren 100 Tieren auch sehr mühselig und dreckig.

Warum sind Kakerlaken so zäh?

Es gibt die skurrilsten Fakten über Kakerlaken, die sich wie Mythen anhören. Doch einige davon sind richtig und zeigen wie zäh die Kakerlaken wirklich sind. Die Legende, dass Kakerlaken sogar eine Atomexplosion überleben würden, ist nicht korrekt. Richtig ist aber, dass die Insekten eine viel höhere radioaktive Strahlung überstehen können als Menschen.

Es stimmt zudem, dass Kakerlaken bis zu einer Woche ohne Kopf überleben können. Der Grund dafür ist, dass die Tiere ihren Kopf nicht zum Atmen benutzen. Dafür sind kleine Löcher im Körper zuständig, durch die Sauerstoff aufgenommen wird.

Das Problem ist dann irgendwann die Nahrungsaufnahme, die durch das Maul der Tiere geschieht. Ebenfalls nachgewiesen wurde, dass Kakerlaken bis zu 40 Minuten die Luft anhalten können. Auch unter Wasser können sie länger überleben, wodurch auch erklärt wird, wieso sie Abwasserrohre nutzen können, um ins Haus zu kommen. So wurde von Forschern nachgewiesen, dass Kakerlaken bis zu 40 Minuten die Luft anhalten und bis zu 30 Minuten unter Wasser überleben können.

Wo leben Kakerlaken?

Die meisten Arten leben in den Subtropen und Tropen und in freier Wildbahn. Die domestizierten Arten bevorzugen dunkle, meist feuchte und warme Ecken in Häusern und Hallen. Sie suchen die Nähe der Menschen, da sie hier Nahrung finden können. Es ist jedoch eine Mär, das mangelnde Hygiene ein Grund für den Befall von Kakerlaken ist. Die Insekten befallen Wohnräume nicht wegen fehlender Hygiene oder Sauberkeit. Die Schädlinge werden meist über Nahrungsmittelverpackungen, gebrauchte Küchengeräte oder mit dem Urlaubsgepäck eingeschleppt. Außerdem können sie von angrenzenden Lebensmittelfabriken oder Restaurants in das Haus oder die Wohnung ziehen.

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