Nahrung, Feinde, Lebensraum Alles rund um dem Igel

Der Igel hat es heute nicht leicht. Immer mehr von ihnen landen verletzt oder abgemagert in den Auffangstationen. Dabei kann jeder etwas dafür tun, dass der natürliche Lebensraum des Igels erhalten bleibt.

Igel: Zufüttern, Stacheln, heimische Arten - 10 spannende Fakten
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10 spannende Fakten über Igel

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Foto: dpa-tmn/Peter Steffen

Was fressen Igel? Was kann man für einen igelfreundlichen Garten tun? Und hat ein Igel eigentlich natürliche Feinde? Hier finden Sie jede Menge Infos rund um den Igel.

Typische Merkmale des Igels

Der Igel ist ein typischer Einzelgänger. Nur für die Paarung kommen die stacheligen Tiere zusammen und gehen danach auch wieder ihrer Wege. Igel pflanzen sich im Zeitraum Juni bis August fort. Nach einer Tragezeit von nur 35 Tagen kommen die kleinen Tierbabys auch schon zur Welt. Bei der Geburt haben die Kleinen noch keine Stachel, mit denen sie den Geburtskanal der Mutter verletzten könnten. Sie treten erst nach einigen Tagen aus der Haut hervor. Eine Igel-Dame wirft vier bis fünf Jungtiere. Sie säugt sie etwa 42 Tage lang. Danach sollen die Kleinen selbstständig werden und selbst auf Futtersuche gehen.

Igel sind sehr ortstreu. Jeder hat ein eigenes Revier, das recht weitläufig ist. Die Reviere der Igel überlappen sich schon einmal. Territorialverhalten gibt es unter den Tieren aber nicht. Klassische Revierkämpfe unter Rivalen wird man unter Igeln also seltener beobachten. Wenn es zu einer scheinbaren Rauferei kommt, handelt es sich meist um die Werbung einer Igel-Dame. Es dauert seine Zeit, bis ein Männchen das Weibchen von der Paarung überzeugt hat.

Igel sind die meiste Zeit des Jahres nachtaktiv. Nur wenn der Winterschlaf naht, gehen sie auch tagsüber auf Futtersuche. Ganz wichtig für das Überleben des Igels ist das Stachelkleid. Jeder einzelne Stachel verfügt über einen eigenen Muskel. Bei Gefahr zieht sich die Hautmuskulatur zusammen und die Stachel richten sich auf. Es kommt zum bekannten Einigeln: Der Igel rollt sich zu einer stacheligen Kugel zusammen. Die Stacheln bedecken dabei auch die Schnauze wie ein Visier. Mit dieser Maßnahme schützt der Igel alle verletzlichen Körperteile wie Bauch und Augen.

Wo schlafen Igel?

In der freien Natur bauen sich Igel aus Blättern und Ästen ein Nest. Gerne verkriechen sie sich auch in Erdmulden. Bei anhaltenden Bodentemperaturen von null Grad suchen Igel ihr Nest auf. Dorthin kehren sie auch zurück, sollte das Wetter im Frühjahr zeitweise schlecht sein. Eine gute Alternative zu natürlichen Unterschlüpfen bieten Igelhäuschen aus Holz. Igel fühlen sich dort besonders wohl, wenn das Häuschen mit Laub gefüllt wird. Besonders wichtig: Einmal geschaffene und aktive Unterschlüpfe dürfen nicht umgesetzt werden. Bei Gartenarbeiten wie dem Entfernen von Sträuchern oder dem Mähen können Igel-Quartiere beschädigt werden. Da ein schlafender Igel bei solchen Störungen nicht reagiert und nicht aufwacht, ist er schutzlos und kann so beispielsweise von Motorsensen und Heckenscheren schwer verletzt oder getötet werden.

Im Frühling und Sommer schläft der Igel tagsüber. Dazu versteckt er sich im Wurzelwerk alter Bäume oder kauert an Trockenmauern und unter Treppenaufgängen.

Wann halten Igel Winterschlaf?

Im November, wenn die Bodentemperaturen konstant um den Gefrierpunkt liegen, macht sich der Igel auf die Suche nach einem Winterquartier. Das ist notwendig, weil im Winter in der Wildnis die Nahrung knapp wird. Zur Vorbereitung auf den Winterschlaf frisst ein Igel sich reichlich Fettreserven an. Ausnahmsweise geht das Tier deshalb auch tagsüber auf die Jagd. Die Fettreserven sind für den Igel überlebensnotwendig. Während des Winterschlafes verliert der Igel bis zu 40 Prozent seines Körpergewichtes. Wer nicht ausreichend gefuttert hat, schafft es nicht über die kalte Jahreszeit. Während des Winterschlafes wird der Organismus der Tiere heruntergefahren. Der Stoffwechsel verlangsamt sich, die Körpertemperatur und die Herzfrequenz sinken. Der gesamte Körper geht in einen Ruhezustand über, der solange anhält, wie die Außentemperaturen niedrig sind.

Im Frühling werden Igel wieder wach und gehen sofort auf Nahrungssuche. Der Organismus fährt dann wieder komplett hoch. Normalerweise erwacht im Frühling auch die Insektenwelt wieder zum Leben. Durch häufigen Bodenfrost kann es für den Igel aber schwierig werden, Krabbeltiere zu finden, weil sie sich bei Kälte meist zurückziehen. Hier kann es gegebenenfalls sinnvoll sein, Igel zu füttern.

Wie alt werden Igel?

In freier Wildbahn können Igel ein Alter von bis zu sieben Jahren erreichen. „Aber nur, wenn es richtig gut läuft“, sagt Birgit Königs, Sprecherin des Naturschutzbundes NRW. „Es ist tatsächlich so, dass es dem Igel nicht gut geht.“ Auch wenn es keine verlässlichen Zahlen für alle Regionen Deutschlands gibt, ist davon auszugehen, dass die Igel-Bestände mehr und mehr zurückgehen. „Die Igel leiden eh schon sehr unter der Verschneidung der Landschaft. Gerade jetzt ist die Ernährungssituation der jungen Igel nicht gut“, sagt Birgit Königs. „Je nach Region finden sie nichts zu essen und sind schwach auf der Brust.“

Lebensraum: Wo lebt der Igel?

Normalerweise lebt der Igel auf Feldfluren. In Hecken, Sträuchern, Bodendeckern und hohem Gras finden die Insektenfresser ausreichend Nahrung. Ebenso können sie Laub und Äste am Waldrand nutzen, um sich einen Unterschlupf zu bauen. Dieser ideale Lebensraum wird immer knapper. Der Igel weicht in die Städte aus und sucht in Gärten, Parks und Friedhöfen Unterschlupf. „Die Durchgängigkeit von Gärten ist ein großes Thema“, sagt Birgit Königs, Sprecherin des Naturschutzbundes NRW (NABU). „Igel kommen durch viele Zäune einfach nicht durch.“ Um zu überleben, braucht der Igel den Zugang zu mehreren Gärten, die er zu seinem Revier zählt. Gartenbesitzer sollten den Igeln kleine Durchschlupfmöglichkeiten lassen.

Was kann man für einen igelfreundlichen Garten tun?

Da der natürliche Lebensraum durch Landwirtschaft und Wohnbebauung knapper wird, suchen Igel oftmals in Gärten einen Unterschlupf für den Winter. Hier findet er grundsätzlich einen guten Lebensraum, viel Nahrung und einen passenden Unterschlupf. Problematisch wird es dann, wenn die Gärten zu aufgeräumt sind. „Mit einem naturnahen Garten hilft man den Igeln am meisten“, sagt Birgit Königs. „Lassen Sie wilde und ungenutzte Ecken!“ Grünschnitt sollte auch mal liegen bleiben dürfen. Ebenso sollten die Wiesen nicht ständig gemäht, nicht jedes Blatt aufgesaugt und jedes Unkraut gejätet werden. Blumenwiesen locken viele Insekten an, über die sich wiederum die Igel freuen. Ideale Unterschlüpfe sind Laubhaufen und Reisig. Hier können sich die Tiere prima verstecken und ein Nest bauen.

Vögel, Insekten und auch Igel freuen sich über möglichst naturbelassene Gärten. Auf Gifte sollte im Sinne des Artenschutzes möglichst verzichtet werden, teilt der NABU mit. Im Zusammenhang mit Igel bedeutet das: Bitte kein Schneckenkorn und kein Rattengift im Garten verwenden! Sollte eine Rattenbekämpfung unumgänglich sein, sollte man einen Fachmann zurate ziehen. Um den Igel zu schützen, sollte das Gift in speziellen Behältern platziert werden, in die Igel nicht kriechen können. Ein weiterer Tipp des Naturschutzbundes: Kellerschächte abdecken. Diese können zu einer Falle für die kleinen Tiere werden.

Welche natürlichen Feinde haben Igel?

Ohne sein Stachelkleid wäre der Igel auch in unseren Breitengraden vielen Wildtieren schutzlos ausgeliefert. Marder, Füchse, Steinadler und Uhus haben lange Krallen, mit denen sie vornehmlich Jungtiere töten. Auch der Dachs hat so spitze Zähne, dass er kranke und hungrige Igel problemlos erlegen kann. Hin und wieder kommt es in Städten vor, dass Katzen Igel erbeuten oder schwer verletzen. Gesunde und ausgewachsene Igel sind durch die Fressfeinde weniger gefährdet. Bei ihnen würden sich die Angreifer selbst Verletzungen zuziehen. Wenn der Igel sich bei Gefahr einrollt und die Stacheln zur Schau stellt, wirkt das also abschreckend auf andere Waldtiere.

Eine viel größere Gefahr für ausgewachsene Igel stellt der Straßenverkehr da. In den Abendstunden überqueren sie für die Nahrungssuche vor allem Landstraßen. Sich einzurollen und regungslos zu bleiben, führt in diesem Fall zum sicheren Tod. Ohnehin ist der Mensch mittlerweile zum größten Feind des Igels geworden. Das hat mehrere Gründe. Dem Igel wird durch Wohnbebauung viel des natürlichen Lebensraums genommen. Das Säugetier ist mehr und mehr zum Kulturfolger des Menschen geworden. Es versucht, sich anzupassen, was aber nicht immer gelingt. Steingärten sind für ihn kein Lebensraum und hohe Zäune versperren ihm den Weg.

Eine ganz neue Gefahr für die Igel-Bestände ist der vermehrte Einsatz von Mährobotern. „Diese Geräte kommen meist abends und nachts zum Einsatz. Also dann, wenn Igel aktiv sind“, sagt Birgit Königs vom NABU NRW. „Wir haben mehr als früher übers ganze Jahr verletzte Igel.“ Mähroboter erkennen Igel nicht als Hindernis und versuchen, die eingeschlagene Richtung weiterzufahren. Die scharfen Klingen der Maschine verletzen Igel dabei schwer und verstümmeln sie.

Was frisst ein Igel?

Der Speiseplan eines Igels ist sehr fett- und eiweißreich. Das Tier gehört wie beispielsweise der Maulwurf zu den Insektenfressern. Es verschlingt demnach gerne Regenwürmer, Insekten aller Art, Spinnen und Schnecken. Auch bei kleineren Fröschen und Mäusen sagt der Igel nicht Nein. Dabei handelt es sich aber in der Regel um junge, meist noch blinde Tiere. Der Igel ist nämlich kein geschickter Jäger. Er ist nicht schnell genug, um ausgewachsene und gesunde Mäuse zu fangen. Sollte er etwas davon finden, frisst ein Igel auch Aas. Sorgen um sorgsam gepflegte Beete müssen sich Gartenbesitzer also nicht machen: Obst und Gemüse schmeckt Igeln gar nicht. Wenn das stachelige Tier sich unter einem Obstbaum befindet, dann, um die vielen Insekten, die sich über Fallobst hermachen, zu verspeisen.

Igel haben einen gewissen Spieltrieb. Wenn sie im Garten interessante Gegenstände finden, schnüffeln sie daran, um es zu erkunden. Dabei wird das eine oder andere auch schon mal angekaut. Dabei sondert der Igel weißlichen Speichel ab. Das ist ganz normal und deutet nicht auf die gefährliche Tollwut hin!

Sind milde Winter gefährlich für den Igel?

Igel stellen sich im Herbst auf einen strengen Winter ein. Sie fressen sich Fettreserven an, die während des Winterschlafes vom Stoffwechsel genutzt werden. Normalerweise verlassen Igel erst im Frühjahr, wenn die Temperaturen wieder steigen, ihr Winterquartier. Damit kommen Igel im Normalfall gut zurecht. Kritischer wird es bei milden Wintern. Sie machen den Tieren sehr zu schaffen. „Wenn Igel zwischendurch wach werden, werden ihre Fettreserven aufgebraucht“, erklärt Birgit Königs. Milde Temperaturen im Winter bringen den Igel durcheinander. Er denkt, die kalte Jahreszeit sei vorbei, und geht auf Nahrungssuche. Da Insekten und Schnecken dann aber noch gar nicht unterwegs sind, findet der Igel keine Nahrung, die er aber unbedingt benötigt, sollten die Temperaturen wieder in Richtung Gefrierpunkt fallen. Ein gesunder Igel sollte mindestens 500 Gramm wiegen, so Birgit Königs. Viele Tiere bringen dieses Gewicht aber nicht mehr auf die Waage.

Was macht man, wenn man einen Igel im Garten gefunden hat?

Nicht jeder Igel, den man im Garten entdeckt hat, braucht Hilfe. „Man muss differenzieren. Wenn es ein erwachsenes Tier auf Nahrungssuche ist, ist es okay“, erklärt Birgit Königs. „Grundsätzlich muss man Wildtiere zunächst beobachten, bevor man eingreift. Es gibt Studien, die besagen, dass es Igel, denen unnötigerweise geholfen wurde, schwerer haben. Zu schnelle Hilfe ist nicht gut.“ Wenn ein Tier apathisch wirkt oder gar verletzt ist, braucht es ganz klar Hilfe. Dann empfiehlt es sich, das Tier durch einen Arzt untersuchen zu lassen. Alternativ können Gartenbesitzer hilfsbedürftige Igel auch in einer Auffangstation abgeben. Jede Auffangstation erfüllt wichtige Qualitätsmaßstäbe. Sie arbeiten mit igelkundigen Tierärzten zusammen und haben speziell ausgebildetes Personal, das sich um die Tiere kümmert. Die Pflege eines hilfsbedürftigen Igels ist zeitaufwendig und kostspielig. Bei aller Tierliebe gilt es zu bedenken, dass Igel potenziell Krankheiten in sich tragen, die auf den Menschen übertragen werden können. Dazu zählen beispielsweise Pilzkrankheiten. Wer einem Igel helfen will, sollte ihn daher nur mit Handschuhen berühren. Der Kot der Igel enthält besonders viele Keime. Man darf nicht vergessen: Igel sind Wildtiere. Bedeutet: Sie sind nicht entwurmt, geimpft oder entfloht.

Der Naturschutzbund bittet darum, Igel nicht vorschnell mit ins Haus zu nehmen. Igel, die im Haus überwintern, haben es schwerer, sich auf den Frühling einzustellen. Sie bekommen den Wechsel der Jahreszeiten nicht mit. Das braucht aber ihr Stoffwechsel, um wieder auf Touren zu kommen. Sollte das Aufpäppeln im Haus notwendig sein, ist es wichtig, dass im Quartier etwa 15 Grad Celsius herrschen. Wenn es kühler ist, fressen Igel weniger. Laut NABU NRW reiche es schon aus, geschwächten Tieren abends Futter nach draußen zu stellen, statt sie mitzunehmen. Zu dünne Igel freuen sich über Katzenfutter mit Haferflocken. Ideal ist Trockenfutter für Katzen. Dosenfutter und Hundenahrung sind hingegen nicht geeignet, da sie sehr viele Kohlenhydrate enthalten. Zum Überleben braucht ein Igel aber viel Eiweiß. Zum Füttern ebenfalls geeignet sind ungewürztes Rührei und Hackfleisch - beides in Zimmertemperatur. Die ideale Igel-Mahlzeit enthält viel Fett und Eiweiß. Schlappen Igeln sollte man besser keine Insekten geben, obwohl sie sie mit Freude essen würden. Die Insekten könnten Parasiten enthalten. Normalerweise kommt ein gesunder Igel gut damit zurecht, im geschwächten Zustand könnten Parasiten zu weiteren Problemen führen. Ebenfalls ungeeignet sind Essensreste. Unter anderem wegen der Gewürze können sie Unverträglichkeiten auslösen. Am besten reicht man das Igel-Futter in einer flachen Schale an. Dazu gibt es ein Schälchen Wasser. Beide Behälter müssen täglich entleert und gereinigt werden. Um unerwünschte Mitesser wie Marder, Katzen oder gar Ratten nicht zur Mahlzeit einzuladen, empfiehlt es sich, das Futter in einem Igelhäuschen bereitzustellen. Diese Futterhäuser verfügen meist über eine Rattenklappe, die die Nager nicht passieren können.

Igel, die nichts fressen und trinken wollen, sind krank. Kranke Igel müssen zum Tierarzt gebracht werden. Nach dem Aufpäppeln müssen Igel wieder in die Freiheit entlassen werden. Igel sind keine Haustiere!

Dieser Artikel stammt vom 29. Oktober 2020 und wurde aktualisiert.

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