Was ist dran am Mythos vom listigen Reineke? Der schlaue Fuchs

Dem Fuchs wird für seine ganze Gattung eine Eigenschaft zugeschrieben, die der Mensch für seine eigene Rasse nicht pauschal unterschreiben würde: Er ist schlau.

Fuchs: Die 10 wichtigsten Fakten
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Die 10 wichtigsten Fakten über den Fuchs

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Foto: picture alliance / blickwinkel/M/McPHOTO/A. Trunk

Seine Intelligenz und List ist ihm in den Märchen dann auch immer hilfreich, um in der Gruppe mit größeren Tieren als schwächstes Glied zu bestehen und die Laster der anderen zu seinem Vorteil zu nutzen.

Insbesondere die Gebrüder Grimm lassen den Reineke Fuchs gerne in ihren Geschichten auftreten.

Wie viele verschiedenen Fuchs-Arten gibt es?

Spricht man allgemein vom Fuchs, meint man in der Regel den Rotfuchs. Er ist auf der ganzen Nordhalbkugel verbreitet. Damit ist er das geographisch am weitesten verbreitete Wildtier  überhaupt und findet sich auch nicht als bedrohte Tierart auf der Roten Liste wieder. Er lebt sowohl am Polarkreis (Polarfuchs) als auch in fast tropischen Gefilden und in der Wüste Nordafrikas. In Australien wurde er von britischen Siedlern zur Jagd extra eingeführt. In Neuseeland lebt er allerdings nicht.

Eine klassische Spezifizierung bei den Arten gibt es daher nicht. Es handelt sich immer um eine mehr oder weniger verwandte Gattung vom Hund. So werden die Vertreter des Rotfuchses nach seinen Regionen unterteilt. Weil es keine geschlossene Abstammungsgemeinschaft ("Klade") gibt, ordnet man sie der Rotfuchs-Klade unter. Während diese näher mit dem Hund verwandt ist, lässt sich ihr Pendant südlich des Äquators - die sogenannte Südamerika-Klade mit unter anderem dem Andenfuchs oder dem Kurzohrfuchs - stärker der Gattung des Wolfs zuordnen.

Als dritte Artengruppe gibt es dann noch die Graufüchse. Ihre Klade teilt sich aber nur in zwei Rassen auf: den Graufuchs und den Insel-Graufuchs. Beide werden der Schwestergruppe der Hunde zugerechnet.

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Wie verbreitet ist der Fuchs in Deutschland?

Der Rotfuchs ist in unseren Gefilden weit verbreitet. Er wäre in deutschen Landen sicherlich häufiger anzutreffen, wenn er nicht bevorzugt im tiefen Dickicht des Waldes unterwegs wäre beziehungsweise in der Nacht. Auf eine genaue Zahl bei der Population möchte sich Dr. Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung in Hamburg nicht festlegen. Er bezieht sich auf die Anzahl der Jagdstrecken, die mit mehr als 100.000 in Deutschland hoch ist.

Rund 420.000 Füchse werden dort jedes Jahr erlegt. "Damit wird er im Vergleich mehr geschossen als der Feldhase, bei Rehen wiederum ist die Zahl mit 1,2 Millionen jährlich aber nochmals deutlich höher", erläutert Kinser. Vor dem Hintergrund dieser Zahlen schätzt er die Population der Rotfüchse in Deutschland aber auf über eine Million. Sein Verbreitungsgebiet lässt sich auch angesichts der zahlreichen Reviere zur Bejagung also nicht auf bestimmte Regionen begrenzen.

Was ist der Lebensraum vom Fuchs?

Anzutreffen ist der Rotfuchs mittlerweile überall. "Als absoluter Generalist reicht sein Lebensraum vom tiefsten Wald bis zu ausgeräumten Agrarlandschaften", sagt Kinser. Sein von der Natur her bevorzugter Siedlungsraum ist selbstverständlich der Wald, und dort am besten auch fernab von öffentlichen Wegen und dem Menschen. Doch obwohl er eigentlich als scheu gilt, sucht er auch vermehrt den Lebensraum des Menschen auf und arrangiert sich mit den örtlichen Gegebenheiten. So betritt er genauso Ortschaften und Städte - mit Ausnahme von Großstädten, wobei er sich inzwischen selbst dorthin traut.

"Das Nachtleben der Füchse am Potsdamer Platz in Berlin ist gut bekannt oder auch in Hamburg am Stadtfriedhof", weiß der stellvertretende Leiter des Fachbereichs Natur- und Artenschutz bei der Wildtier Stiftung. Hauptsache ist, er findet für sich eine Möglichkeit zum Unterschlupf. Dazu reicht, wenn er sich im Gebüsch oder im privaten Garten eine kleine Röhre als Fuchsbau buddelt oder in Baumstümpfen einen Platz für sich findet. Ab und zu kann es aber auch eine Baustelle sein, wo er allerdings früh morgens durch das lärmende Treiben schnell aufgeschreckt und verjagt wird.

"Generell fühlt sich der Fuchs aber schnell zu Hause", sagt Kinser. Seinen Bau oder Unterschlupf nutzt der Rotfuchs allerdings ausschließlich zum Schlafen. Nur Jungtiere bleiben für die ersten Wochen nach ihrer Geburt im Fuchsbau.

Sein Bau ist übrigens sehr ähnlich dem Unterschlupf vom Dachs. Es gibt aber einen deutlichen Unterschied, wie die beiden Tiere mit ihrem Haushalt umgehen. Während der Dachs sehr reinlich ist, ist der Fuchs eher ein Schlamper. So kennzeichnet sich der Fuchsbau auch durch einen vor Ort herrschenden starken Geruch, denn die Tiere lassen überall Kot und Urin ab.

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Foto: AP

Was frisst der Fuchs?

Genau wie in seinem Lebensraum ist er auch bei der Ernährung ein Generalist. Deshalb hält sich der Allesfresser auch in der Nähe des Menschen auf und findet in dessen Abfall sein Futter. Seine bevorzugten Leibspeisen sind aber lebendig und fruchtig-frisch. "In erster Linie ist der Rotfuchs ein Fleischfresser und geht selbst auf die Jagd nach Nahrung", weiß Kinser. Seine Beute reicht von Kleintieren wie Maus, Vogel, Eichhörnchen bis zum Rehkitz oder auch jungen Wildschweinen. Mäuse machen aber rund 90 Prozent seiner Beute aus.

Zwischen 150 und 300 Gramm Nahrung am Tag reichen dem Fuchs. Bei Futterknappheit kommt er auch mal mit 50 kcal über die Runden, was etwa einem Zehntel seines üblichen täglichen Bedarfs entspricht. Für solche Fälle schafft er sich aber in "besseren Zeiten" auch einen Vorrat an Nahrung an und vergräbt verbliebene Reste seiner Beute. Um die Verstecke später wiederzufinden, hilft ihm zum einen sein guter Orientierungssinn, zum anderen seine Markierungen durch Urin und Kot.

Sein guter Riecher und sein gutes Gehör helfen ihm bei der Jagd. Seine Beute erwischt er, indem er auf sie springt und mit seinen Vorderläufen greift. Wenn weder Maus, Kaninchen, Hase oder Huhn aufzufinden sind, ernährt sich das Raubtier von Früchten wie Heidelbeeren und Pilzen, ebenso von Insekten, Würmern und Aas. Insbesondere Hasen frisst er eher tot, als dass er sie bei lebendigem Leib erwischt. Dazu ist das Langohr zu schnell und zu flink für ihn.

Dass sein Jagdtrieb auch zu Schaden bei Tierbesitzern führt und Kleintiere reißt - getreu dem Volkslied "Fuchs, du hast die Gans gestohlen" - ist allerdings eher die Ausnahme. "Für die industrielle Landwirtschaft ist er kein Problem, höchstens für Kleintierhalter kann er mal ein Ärgernis sein", sagt Kinser. In den Hühnerstall schleicht der Räuber laut Wissenschaft auch eher wegen der Eier. Deren Kalk benötigt er für seine Knochen.

Genauso unbegründet ist die Sorge von Katzenbesitzern, dass der Rotfuchs ein Feind ihrer umherstreunenden Haustiere ist und sie angreift, denn schließlich ist er nicht wesentlich größer als eine Katze und hat damit eher Respekt vor seinem Gegenüber.

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Welche natürlichen Feinde hat der Fuchs?

Andersherum muss das Tier selbst Obacht geben vor Fressfeinden. Zu den sogenannten Top-Prädatoren unter seinen natürlichen Feinden zählt seit rund 20 Jahren der Luchs. Jungtiere müssen sich auch vor Beutegreifern wie dem Uhu in Acht geben. Durch die wachsende Population des Wolfs in Deutschland mit mehr als 1000 Tieren wird dieser hierzulande auch wieder zur Gefahr. In nördlichen Ländern bewegt sich mit dem Bär ein weiterer Feind des Fuchses durch die Landschaft.

Eine erhebliche Gefahr für das Raubtier sind neben Fressfeinden einige Krankheiten, denn es ist sehr anfällig dafür. Häufig treten bei ihm der Fuchsbandwurm, Räude und Staupe auf. Räude ist eine durch Milben verursachte Hautkrankheit, Staupe eine Virusinfektion, die zu hohem Fieber beim Tier führt. Räude kann heilen, aber genauso wie Staupe innerhalb von drei Monaten tödlich sein für ihn.

Ist der Fuchs gefährlich für den Menschen?

Treffen Mensch und Fuchs aufeinander, zieht sich das scheue Tier schnell zurück. "Er muss sich schon sehr in die Enge gedrängt fühlen", weiß Andreas Kinser. Als bis in die 1980er Jahre die Tollwut noch kursierte, hätte die Krankheit den betroffenen Fuchs empfindlicher und aggressiver machen können. "Wenn Sie aber jetzt einen Fuchs sehen, freuen Sie sich einfach und haben keine Sorge", sagt der Experte.

Anlocken und streicheln sollte der Mensch den Rotfuchs aber nicht - was im Normalfall ja auch gar nicht möglich ist. Finden Passanten aber ein geschwächtes oder verletztes Tier, sollte es immer nur mit Handschuhen oder ähnlichem Schutz berührt werden, denn der Fuchs kann manche Krankheiten auch auf den Mensch übertragen. Meist geschieht dies durch einen Zwischenwirt: Die Fuchsräude zum Beispiel kann sich durch den direkten Kontakt vom Fuchs auf den Hund übertragen, und bei ihm steckt sich dann der Halter an. Beim Menschen ist sie aber gut behandelbar.

Ist der Fuchs auch im Winter aktiv?

Als Allesfresser findet der Rotfuchs zu jeder Jahreszeit seine Nahrung und zieht sich nicht zum Winterschlaf in seinen Bau zurück. Da auch Aas auf seinem Speiseplan steht, findet er selbst im Winter regelmäßig etwas zu fressen.

Überhaupt kann man dem Fuchs keine spezielle Zeit für seine Aktivität zuschreiben, obwohl er allgemein verbreitet als nachtaktiv gilt. "Von der reinen Biologie her besitzt er aber keinen Rhythmus, der Tag oder Nacht abbildet", sagt Dr. Andreas Kinser. Nur in der Nähe von Menschen, vor denen er Scheu hat, ist er vor allem in der Dämmerung und in der Nacht in seinem ausgesuchten Revier unterwegs.

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Wann bekommen Füchse Nachwuchs?

Sein Leben verbringt der Rotfuchs als Einzelgänger. Geschlechtsreif ist er ab einem Alter von zehn Monaten. Nur zur Paarungszeit im Januar und Februar kommen Rüde und Fähe (also männlicher und weiblicher Fuchs) zur Fortpflanzung zusammen. Während der Rüde von Dezember bis März befruchtungsfähig ist, beschränkt sich die Zeit bei der Fähe auf nur zwei bis drei Tage im Januar oder Februar. Deshalb folgt das dominante Männchen auch der Fähe über einen längeren Zeitraum, um ihr Verhalten zu studieren und zum richtigen Zeitpunkt ihr Abwehrverhalten zu überwinden. Allerdings kann es vorkommen, dass er sich in dieser Zeit noch in anderen Territorien umschaut.

Ende März werden die Welpen geboren, ein Wurf kann aus einem bis zu zehn Welpen bestehen. In ihren ersten Wochen unterstützt der Rüde die Fähe auch bei der Aufzucht. Rund 24 Tage werden die Junge, die zunächst blind zur Welt kommen, gesäugt. Anschließend hilft der Vater bei der Fütterung. Ende April verlassen die Welpen das erste Mal den Bau, bereits im Juni und Juli werden sie flügge und selbstständig. "Allerdings ist es insbesondere in Städten auch zu beobachten, dass sich kleine Fuchsfamilien bilden mit vier bis fünf Tieren und sie rund ein Jahr zusammenbleiben, bis die Jungtiere ihren eigenen Weg gehen", erläutert der Fachreferent von der Deutschen Wildtier Stiftung.

In freier Wildbahn können Füchse zwischen sieben und zehn Jahre alt werden. Da sie allerdings auch intensiv bejagt werden, liegt das Durchschnittsalter, das der Fuchs erreicht, nur bei ein bis zwei Jahren.

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Was können Füchse besonders gut?

"Seine größte Stärke ist die Mäusejagd", sagt Dr. Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung. "Er kann eine Maus sogar unter einer Schneedecke laufen hören und ohne sie vorher gesehen zu haben, mit seinem Mäusesprung erwischen", erläutert er.

Der Fuchs ist tatsächlich schlau und listig. Manchmal auch hinterlistig. Mit seiner schnellen Auffassungsgabe kann er Strategien entwickeln und Probleme lösen. Reineke ist eben ein cleveres Kerlchen.

(sr)
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