Was man über die kleinen Kletterer wissen sollte Eichhörnchen – niedliches Nagetier und Nesträuber

Sie sind flink, fressen gerne Nüsse, fallen durch ihre kletternde Lebensweise und ihre buschigen Schwänze auf: Eichhörnchen gehören zu den bekanntesten Nagetieren.

Eichhörnchen - das sollten Sie über die kleinen Nager wissen
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10 spannende Fakten über Eichhörnchen

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Foto: dpa/Tim Brakemeier

Welchen Lebensraum bevorzugen Eichhörnchen? Welche Nahrung schmeckt ihnen am besten? Welche Hörnchen-Arten gibt es und was genau ein Kobel? Hier erfahren Sie alles rund um die kleinen Nagetiere.

Wie und wo leben Eichhörnchen?

Die possierlichen Hörnchen sind nahezu überall in Deutschland anzutreffen. Auf dem nord- beziehungsweise südamerikanischen Kontinent kommen ebenfalls zahlreiche Arten vor, mehr noch als beispielsweise in Europa. Außerhalb von Amerika gibt es nur drei Gattungen: das Eurasische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris), das Kaukasische Eichhörnchen (Sciurus anomalus) und das Japanische Eichhörnchen (Sciurus lis). Das Eurasische Eichhörnchen gibt es fast überall auf dem europäischen Kontinent sowie in vielen Teilen Asiens. Das Kaukasische Eichhörnchen hingegen kommt – wie es der Name bereits verrät – auf dem Kaukasus, in Südeuropa und in Vorderasien vor. Das Japanische Eichhörnchen lebt lediglich in Japan. In Australien, Afrika und Südostasien sind die kleinen Nager nicht beheimatet.

Der Mensch hat mehrfach in die Population der Tiere eingegriffen, in dem er durch die teils bewusste, teils verschleppte Einführung des Grauhörnchens (Sciurus carolinensis) dafür gesorgt hat, dass diese Hörnchen-Art auch außerhalb ihres natürlichen Lebensraums vorkommt. Das Nordamerikanische Grauhörnchen, was im Gegensatz zum Europäischen Eichhörnchen hier nicht heimisch ist, wurde vor allen Dingen in Großbritannien, Irland und Italien angesiedelt. Die dort einheimischen Eichhörnchen wurden durch das Grauhörnchen weitestgehend verdrängt. Auch in Afrika wurde diese Gattung angesiedelt, doch aufgrund des Mangels an alten Baumbeständen konnte es sich lediglich in der Region um Kapstadt verbreiten.

Ihr Leben verbringen Eichhörnchen größtenteils auf Bäumen. Die überwiegend tagaktiven Tiere sind hervorragende Kletterkünstler, die meist nur zur Nahrungssuche den Boden aufsuchen. Ihre Nester, die Kobel genannt werden, befinden sich ebenfalls in der Luft. Gebaut werden die kugelförmigen Behausungen aus Blättern und Zweigen in Astgabeln oder Höhlen von Bäumen.

Wie viele Eichhörnchen leben in Deutschland?

Über die Zahl der in Deutschland lebenden Eichhörnchen ist wenig bekannt. Laut Nabu schwankt sie abhängig vom Nahrungsangebot. In den 1960er-Jahren lebten noch wesentlich mehr Vertreter des Europäischen Eichhörnchens in Deutschland, doch die sich verschlechternde Qualität des Waldes sowie das Eingreifen des Menschen in den Lebensraum der Tiere haben dafür gesorgt, dass die Population rückläufig ist. Den positiven Bestandstrend im Süden des Landes erklären Experten mit der großen Fuchspopulation. Füchse reduzieren Marder und damit einen der Feinde des Eichhörnchens.

Welche Eichhörnchen-Arten leben in Deutschland?

In Deutschland lebt das Eurasische Eichhörnchen. Das Grauhörnchen, das in Italien oder Großbritannien für Probleme gesorgt hat, ist hierzulande laut Experten nicht anzutreffen. Die unterschiedlichen Fellfärbungen der Tiere können aber leicht zu Verwirrung beim Laien führen. "Europäische Eichhörnchen variieren von hellrot bis braunschwarz",  erklärt Professor Dr. Gerhard Haszprunar vom Lehrstuhl für systematische Zoologie an der Ludwig-Maximilian-Universität München. Männchen und Weibchen sind übrigens für den Nicht-Fachmann nicht zu unterscheiden.

Woher kommt eigentlich der Name Eichhörnchen?

Die Namensherkunft ist nicht eindeutig geklärt, jedoch hat die Bezeichnung wohl nichts damit zu tun, dass Eichhörnchen gerne Eicheln sammeln und fressen. Eine Theorie geht davon aus, dass das germanische "aikurna" die Grundlage für den Tiernamen bildet. Die erste Silbe "aik" könnte für das germanische Wort für Eiche stehen oder aber auf das indogermanische "aig" zurückgehen, das so viel wie "sich heftig bewegen" oder "schwingen" bedeutet. Die wissenschaftliche Bezeichnung der Nager ist einfacher zu erklären: Das Wort "Sciurus" setzt sich aus dem altgriechischen Wort "skia" für Schatten und dem Wort "oura" (Schwanz) zusammen. Der Name kommt offensichtlich daher, dass die Menschen in der Antike glaubten, dass das Eichhörnchen sich mit seinem Schwanz Schatten spenden kann. Diese Theorie ist gar nicht so abstrus, wenn man bedenkt, dass die Hörnchen ihre bis zu 25 Zentimeter langen Schwänze im Sommer als Schattenspender und im Winter als eine Art Wärmedecke einsetzen.

Sind zu viele Eichhörnchen schädlich für die Natur?

Wie auch bei anderen Tierarten gilt: Eine Überpopulation kann der Natur schaden, beispielsweise wenn dadurch andere Tierarten verdrängt werden oder sonst ein ökologisches Ungleichgewicht besteht. In Deutschland zeichnet sich jedoch derzeit nicht ab, dass es zu viele Eichhörnchen gibt. Die Nager zählen zu den geschützten Arten, sind aber nicht akut bedroht. Auch wenn es gerade in größeren Städten immer weniger alte Bäume gibt, haben sich die Hörnchen an die Gegebenheiten angepasst und sind auf Parks oder Gärten ausgewichen. Insgesamt kann man sagen, dass die Tiere sich gut an das Leben in den Großstädten angepasst haben und in friedlicher Koexistenz mit dem Mensch leben.

Was fressen Eichhörnchen?

Die niedlichen Tiere fressen hauptsächlich Baumfrüchte und Samen. Eichhörnchen siedeln sich gerne in der Nähe von Menschen an, da sie dort genug ausreichend Nahrung finden. Die kleinen Nagetiere halten keinen echten Winterschlaf, sondern lediglich eine sogenannten Winterruhe. Im Herbst legen sich die Nager einen Vorrat für den Winter an. Wer ein Eichhörnchen im Herbst eine Nuss vergraben sieht, braucht sich nicht zu wundern: Es ist typisch für sie, ihre angelegten Vorräte im Boden zu verstecken.

Doch was genau fressen Eichhörnchen gerne? Hier ist ein kleiner Überblick über den Speiseplan der Wildtiere mit dem auffälligen Schwanz:

  • Haselnüsse
  • Walnüsse
  • Eicheln
  • Kiefernzapfe
  • Fichtensamen
  • Bucheckern
  • Sonnenblumenkerne
  • verschiedene Beeren
  • frisches Obst
  • Pilze
  • Knospen
  • Samen
  • junge Triebe
  • Baumrinde
  • Zweige
  • Jungvögel
  • (Vogel-)EierInsekten

Das Sprichwort "Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen" kommt nicht von ungefähr: Die Nagetiere verbringen viel Zeit am Tag mit der Futtersuche und gegen Winter auch mit dem Sammeln von Vorräten. Eichhörnchen fressen zwischen 35 und 80 Gramm Futter pro Tag. Im Sommer liegt der Bedarf an Nahrung mit rund 80 Gramm deutlich höher als im Winter, wo die Tiere mit nur 35 Gramm über die Runden kommen. Bei einem Jungtier ist der Nahrungsbedarf selbstverständlich noch geringer.

Das Nahrungsvorkommen hat auch einen Einfluss auf die Population der heimischen Eichhörnchen. So steigt die Zahl der Tiere in den Jahren deutlich an, in denen Fichten oder Buchen Samen tragen. Dieser Kausalzusammenhang funktioniert auch in die andere Richtung: Wenn die Bäume weniger Früchte tragen, gibt es weniger Eichhörnchen und weniger Junge. Finden die Hörnchen nicht ausreichend Nahrung oder machen andere Wildtiere im Wald ihnen zu große Konkurrenz, kann dies zu Wanderbewegungen in weitaus ergiebigere Nahrungsgebiete führen.

Womit darf man Eichhörnchen füttern?

Verschiedene Nüsse, getrocknete Maiskörner, Samen oder spezielles Eichhörnchen-Futter: Die Palette an möglichem Futter für das niedliche Tier im Garten oder im Baum vor der Haustür ist groß. Doch brauchen Eichhörnchen eigentlich zusätzliche Nahrung vom Menschen oder finden sie nicht in freier Wildbahn genügend Vorräte? Diese Frage ist für den Laien gar nicht so leicht zu klären. Und am Ende siegt oft das Mitleid mit den Tieren, die doch so emsig auf Nahrungssuche sind. Der WWF weist in seinem Blog darauf hin, dass es sinnvoller ist, seinen Garten eichhörnchenfreundlch zu gestalten, als zu füttern. Wer beispielsweise Haselnusssträucher oder vergleichbare fruchttragende Büsche und Sträucher sowie Obsthölzer anpflanzt, kann den Tieren nachhaltig helfen. Auch andere Wildtiere und Vogel-Arten werden sich über einen abwechslungsreich bepflanzten und naturnah gestalteten Garten freuen. Doch nicht jeder hat einen Garten vor der Haustüre. Wer dennoch den Eichhörnchen etwas Gutes tun will, kann sie natürlich auch füttern. Schließlich ist gerade in Städten das Angebot an Nussbäumen sowie Haselnusssträuchern und Buchen anders als im Wald nicht so groß. Das Füttern schadet also nicht, doch es gibt einiges zu beachten.

Wer eine Futterstelle für die Nagetiere einrichten möchte, sollte den Ort so wählen, dass keine Gefahr durch den Straßenverkehr oder Katzen besteht. Vor allem Junge fallen ihnen oftmals zum Opfer. Deshalb sollte die Futterstelle auf gar keinen Fall ebenerdig sein. Größere Vogelhäuschen bieten sich stattdessen an, denn auch Vögel können diese mitnutzen. Die beiden Tiere kommen sich nicht ins Gehege, und gleich zwei Arten ist damit geholfen. Als Futter sind alle bereits aufgezählten Nahrungsmittel geeignet. Auch Karottenstücke, Apfelstücke, Weintrauben sowie ungezuckerter Zwieback kommen laut WWF gut bei den Eichhörnchen an. Wer Essensreste oder Brot verfüttern möchte, sollte besonders darauf achten, dass diese Lebensmittel nicht schimmelig sind. Junge können Nüsse noch nicht knacken, weshalb sie sich über bereits geschälte Hülsenfrüchte freuen. Für den Wintervorrat sind jedoch Nüsse mit Schale wichtig. Die Futterstelle sollte regelmäßig überprüft und gereinigt werden. Natürlich so, dass die Tiere dadurch nicht gestört werden. Wer mag, kann den Boden mit Zeitungspapier auslegen, um sich Arbeit beim Putzen zu sparen. Falls ausreichend Platz vorhanden ist, sind mehrere Futterstellen ratsam, damit sich die Tiere aus dem Weg gehen können und es keinen Futterneid gibt.

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Foto: dpa/Andreas Arnold

Während viele daran denken, Nüsse für die Eichhörnchen hinzulegen, wird sehr oft ein anderer wichtiger Nahrungsbestandteil vergessen: Wasser. Gerade im Sommer finden die Nagetiere nicht ausreichend Wasser und drohen in ganz schlimmen Hitzeperioden sogar zu verdursten. Ein Schälchen mit Wasser auf dem Balkon oder im Garten kann Abhilfe schaffen. Auch Igel und Vögel freuen sich darüber. Wer genügend Platz in seinem Garten hat, kann sogar darüber nachdenken, einen Gartenteich anzulegen, um den heimischen Wildtieren die Nahrungssuche zu erleichtern. Generell gilt: Wer eine Futterstelle für Eichhörnchen einrichtet, sollte auch für ein kleines Wasser-Angebot sorgen.

Wofür sind Eichhörnchen nützlich?

Die kleinen Nagetiere sind nicht nur hübsch anzusehen, wenn sie flink einen Baumstamm hoch rennen oder grazil von Baum zu Baum springen. Eichhörnchen sind auch nützlich für unser Umweltsystem und für den Wald. Sie vergraben ihre Vorräte, wobei sie sich die Verstecke nicht genau merken, sondern sie mit Hilfe ihres Geruchssinns wiederfinden. Doch das klappt nicht immer. Deshalb sind die Tiere schlau und legen gleich mehrere Vorräte an. Wenn sie einen Ort mal nicht wiederfinden, ist das nicht so tragisch. Und für die Natur sogar ein echter Gewinn. Denn die vergrabenen Samen oder Nüsse können dann im Frühjahr mit dem Keimen beginnen. Aus ihnen wachsen mit etwas Glück neue Bäume und Sträucher, die wiederum einen positiven Einfluss auf die Eichhörnchen-Population und andere Tierarten haben.

Haben Eichhörnchen natürliche Feinde?

"Eichhörnchen sind sehr beliebte Tiere unter Fressfeinden. Sie werden nicht nur bedroht aus der Luft, sondern auch vom Boden: Sei es der Fuchs oder der Marder, alle Greifvögel jagen und wollen das Eichhörnchen", sagt Monika Pfister, die sich im Saarland um die niedlichen Hörnchen kümmert und schon viele von Hand aufgezogen hat. Zu den Fressfeinden der Europäischen Eichhörnchen gehören auch Katzen und Hunde sowie Eulen und Rabenvögel. In Südamerika müssen sich die kleinen Nager zudem vor allem vor Schlangen in Acht nehmen. Jungtiere sind gefährdeter als die erwachsenen Hörnchen: Das erste Jahr überlebt im Schnitt nur jedes fünfte Junge, da der Nachwuchs für Baummarder ein gefundenes Fressen ist.

Eichhörnchen sind mit einem sehr guten Hör- und Sehsinn ausgestattet. Gegen so manch einen Feind sind diese scharfen Sinne hilfreich. Ihre großen Augen ermöglichen ihnen einen guten Rundumblick sowie eine hervorragende räumliche Wahrnehmung. Ihr Blickwinkel ist fast 180 Grad groß. Dies hilft ihnen, Entfernungen beim Klettern und Springen gut einzuschätzen und Feinde frühzeitig wahrzunehmen. Da Eichhörnchen bis zu 25 Stundenkilometer schnell klettern können, können sie ihren Kontrahenten oftmals flink entkommen. Greifvögel und andere Fressfeinde können sie zudem verwirren, indem sie in kreisförmigen Bewegungen Bäume hochlaufen. Wenn der Feind im Baumwipfel auf sie lauert, ist das für die geschickten Tiere ebenfalls kein Problem: Sie können sich aus der Höhe einfach zum Boden fallen lassen. Der buschige Schwanz dient ihnen in dem Fall als Fallschirm. Verletzungen tragen die Nagetiere kaum davon.

Nicht zu unterschätzen ist auch der Mensch als Bedrohung für die Eichhörnchen. Es muss gar nicht mal absichtlich sein, auch Fallen wie offene Regentonnen im Garten oder Giftköder gegen Schnecken schaden den Tieren. Wer mit seinem Hund spazieren geht, sollte zudem darauf achten, dass der Vierbeiner nicht zur Gefahr für Eichhörnchen-Junge wird.

(sdt)
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