Hunde Schulbegleithunde im Unterricht
Hunde können in Schulen für positive Effekte sorgen. Wichtig für den Erfolg der tiergestützten Pädagogik ist eine gute Ausbildung des Teams aus Zwei- und Vierbeiner.
Ein freundlicher Hund kann im Unterricht eine positive Wirkung haben. Schüler sind oftmals motivierter, konzentrierter, rücksichtsvoller und lernen, Verantwortung zu übernehmen. Im direkten Kontakt können Hunde gute Erfolge beispielsweise in der Leseförderung oder auch in anderen Fächern erzielen. Diese positiven Effekte haben Wissenschaftler in mehreren Studien belegt. In den vergangenen Jahren hat laut Angaben des Industrieverbands Heimtierbedarf (IVH) die Nachfrage nach Ausbildungen von Schulhunden zugenommen. „Bei unseren Seminaren und auch bei ähnlichen Weiterbildungsinstitutionen müssen Interessenten mittlerweile auf Wartelisten ausharren, bis ein Platz verfügbar ist“, erzählt Lydia Agsten, pensionierte Lehrerin und erste Vorsitzende des Qualitätsnetzwerks Schulbegleithunde.
Der Verein wurde 2017 gegründet und versteht sich als kompetenter Ansprechpartner zur hundegestützten Pädagogik im schulischen Bereich in Deutschland. „Unser Anliegen ist ein qualifizierter Einsatz von Mensch-Hund-Teams zum Wohle aller Beteiligten.“ Die Zahl der Schulbegleithunde wird nicht offiziell erhoben. So zählt allein das Qualitätsnetzwerk Schulbegleithunde circa 600 Pädagogen, die eine Selbstverpflichtung im Schulhundweb unterschrieben haben und regelmäßige Fortbildungen zur hundegestützten Arbeit nachweisen können. Lydia Agsten schätzt die tatsächliche Zahl der Lehrkräfte mit praktizierendem Schulhund aber deutlich höher ein und geht davon aus, dass mehr als 2500 Schulbegleithunde bundesweit im Einsatz sind.
Ein Schulhund muss für seine Aufgaben geeignet sein. Wichtiger als die Rasse eines Hundes ist dabei seine charakterliche und gesundheitliche Eignung. Das Tier sollte ein menschenfreundliches und gelassenes Auftreten haben und einen verlässlichen Grundgehorsam aufweisen. In ungewohnten Situationen sollte der Hund ein defensives Verhalten zeigen und eine geringe Empfindlichkeit bei Stress und Geräuschen haben. „Für den Aufenthalt in der Schule muss der Hund eine gewisse geistige und körperliche Reife aufweisen“, erklärt Lydia Agsten. Daher sollten die Tiere nicht zu früh mit in die Schule genommen werden, insbesondere Welpen haben dort nichts zu suchen. Den perfekten Schulhund gibt es genauso wenig, wie es die perfekte Lehrerin oder den perfekten Schüler gibt. „Wichtig ist, dass das Team aus Mensch und Tier gut passt“, sagt Agsten. Vor der Team-Weiterbildung sollte eine erste Teameinschätzung Aufschluss darüber geben, ob eine Weiterbildung sinnvoll erscheint und der Hund sich voraussichtlich im Schulalltag wohlfühlt und nicht überfordert wird. „Dazu müssen die Hunde langsam an die Schule herangeführt werden. Im besten Fall lernen sie das Gebäude und die Räumlichkeiten zunächst ohne Schüler kennen.“
Eine fundierte Weiterbildung für Hund und Lehrkraft ist die Basis für erfolgreiches hundegestütztes Unterrichten. „Ein Schulhund bringt nur etwas, wenn beide Gruppen, also Menschen und Tiere, gemeinsam profitieren“, sagt Agsten. „Es ist nicht jeder Hund gut in der Schule aufgehoben. Und selbst wenn der Hund grundsätzlich geeignet ist, braucht es immer Fortbildungen und Unterstützung für die Pädagogen und ihre Schulbegleithunde.“ Im Zentrum einer guten Weiterbildung stehen dabei ein tiergerechtes Konzept mit Pausen und Rückzugsorten für das Tier, erprobte Lehrmethoden und das Erkennen von Stresssignalen beim Hund. Wie elementar diese Team-Weiterbildung ist, verdeutlicht eine Studie der Universität München. Bei Beobachtungen von 54 Schulhunden an bayerischen Schulen merkten die Wissenschaftler an, dass nur 40 Prozent der Hunde überhaupt eine Weiterbildung zum Schulhund gemacht hätten und selbst bei diesen seien es bei manchen nur wenige Wochen Fortbildung gewesen. Lydia Agsten empfiehlt, als Mensch-Hund-Team mindestens 60 gemeinsame Schulungsstunden zu absolvieren. Qualifizierte Anbieter sind beispielsweise über das Qualitätsnetzwerk Schulbegleithunde zu finden. „Es gibt auch viele Hundetrainer, die auf diesen Zug aufgesprungen sind“, weiß die Lehrerin. „Sie haben zwar Erfahrungen mit den Tieren, doch die Arbeit in der Schule ist ebenfalls wichtig. Sinnvoll sind daher Weiterbildungen, die von Hundetrainern und qualifizierten Pädagogen geleitet werden.“
In der Schule werden für den Umgang mit dem Hund eigene Regeln aufgestellt. Diese werden im Vorfeld mit den Schülern besprochen. „Es gibt kein pauschales Programm für Schulbegleithunde, es ist vielmehr auf den Hund und die Schulform zugeschnitten“, weiß Lydia Agsten. Im besten Fall agiert der Hund frei in der Klasse. „Er hat ganz andere Antennen als der Mensch und genau das wollen wir nutzen.“ Damit der Umgang auf Dauer klappt, benötigt das Tier einen sicheren Ruheplatz, an dem es sich bei Bedarf vor den Schülern zurückziehen kann. „Ich rate dazu, das Tier nicht den ganzen Tag mitzunehmen“, betont die Expertin. „Das ist oftmals zu anstrengend und auch den Hunden soll die Schule Spaß machen.“