Wann ein Igel Hilfe braucht

Die Düsseldorferin Sigrid Meurer kümmert sich ehrenamtlich um verletzte oder hilflose Igel. Vor allem bei Jungtieren ist das ein Fulltime-Job.

 Igelzentrum Niedersachsen

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Foto: dpa, Peter Steffen

<p>Die Düsseldorferin Sigrid Meurer kümmert sich ehrenamtlich um verletzte oder hilflose Igel. Vor allem bei Jungtieren ist das ein Fulltime-Job.

Igel sind Wildtiere und dürfen nicht in Gefangenschaft gehalten werden. Allerdings darf man sie aufpäppeln. Dafür sollte man sich aber Rat suchen.

Fast 40 kleine Portionen Katzenfutter stehen bereit und warten nur noch darauf, an die hungrigen Mäuler im Haus von Sigrid Meurer verfüttert zu werden. Aus verschiedenen Ecken hört man es rascheln. Auf das Gemaunze eines Stubentigers wartet man indes vergeblich. Denn die Mahlzeit ist für andere Tiere bestimmt, für solche, die wenig samtpfotig, dafür aber umso stacheliger sind: Igel. Seit etwa zehn Jahren kümmert sich Sigrid Meurer ehrenamtlich um Igel, 2007 gründete sie mit einer Gleichgesinnten den Verein "Igelhilfe Rhein-Wupper".

Angefangen hat alles mit einem blinden Igel-Weibchen. „Das hat mein Mann bei uns im Garten gefunden“, berichtet Meurer. "Und die Tiere haben uns seitdem nicht mehr losgelassen." Mittlerweile erhält die Düsseldorferin selbst tagtäglich Anrufe von besorgten Igelfindern. Sogar Tierheime wenden sich an die "Igelmutter", wenn die eigenen Kapazitäten in Sachen Igelpflege erschöpft sind. Regelmäßig werden vor allem junge Igel bei ihr zur Pflege abgegeben. Dabei ist das gar nicht immer nötig. "Es kommt vor, dass Igelkinder vorübergehend von ihrer Mutter getrennt werden. Ganz nach dem Motto ,Ich geh’ mal eben auf den Spielplatz.’ Doch häufig finden Mutter und Kind von ganz alleine wieder zueinander", sagt Meurer.

Während ausgewachsene Igel sich in der Regel nur bei Tageslicht zeigen, wenn sie krank oder verletzt sind, sind junge Igel auch am Tag aktiv. Besser sei es deshalb, die Situation eine Weile zu beobachten, um der Mutter die Chance zu geben, ihr Kleines wieder aufzuspüren. "Anders ist das natürlich, wenn ein Igel offensichtlich verletzt ist." Auch solche Fälle muss Meurer immer wieder betreuen. In einer der Boxen liegt ein junger Igel, der deutlich geschwächt ist. "Er wurde von einem Hund gebissen", berichtet Meurer. "Wenn sich sein Zustand nicht bessert, wird der Tierarzt ihn wohl erlösen müssen." Meurers Appell an Hundehalter: "Versuchen Sie, Ihren Hund von Igeln fernzuhalten. Und wenn es doch zu einer Attacke kommt, dann überlassen Sie den verletzten Igel nicht sich selbst."

Ungezählte Stacheltiere hat die Igelmutter schon erfolgreich aufgepäppelt und gesund gepflegt. Die Igel bekommen Katzenfutter, besonders kleine einen Muttermilchersatz wie Hundewelpenmilch. "Normale Milch ist absolut tabu. Die vertragen die laktoseintoleranten Igel überhaupt nicht", sagt Meurer. Alle zwei bis drei Stunden müssen Igel, die noch auf Muttermilch angewiesen sind, gefüttert werden. Zudem müssen die Boxen – Igel sind Einzelgänger, deshalb braucht jeder eine eigene – jeden Morgen gereinigt werden. "Es ist schon viel Arbeit", sagt Meurer.

Wer Igel unterstützen möchte, hat verschiedene Möglichkeiten. Allerdings sind Igel geschützte Wildtiere und dürfen nicht in Gefangenschaft gehalten werden. Findet man aber ein verletztes, hilfloses oder krankes Tier, darf man es gesund pflegen. Zuerst sollte jedoch ein Tierarzt aufgesucht werden, heißt es bei der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“. Und da die Pflege eines Igels zu Hause kompliziert ist, sollte man ihn am besten in einer Igelstation abgeben. Wer einen Igel in seinem Garten beobachtet, kann ihm etwas Katzenfutter und frisches Wasser anbieten.

Bei Aufräumarbeiten im Garten sollte man vor allem im Herbst achtsam sein. Laub- und Komposthaufen sollten nur sehr vorsichtig gewendet werden, denn sie dienen den Tieren als Winterquartier. Sollte man doch einmal versehentlich auf ein Igelnest stoßen, empfiehlt es sich, es schnell wieder zuzudecken, damit der Igel nicht auskühlt. Kellerfenster- und schachte sollten immer gesichert werden, damit Igel nicht hineinfallen können. Treppen können mit einfachen Ziegelsteinen als Zwischenstufen igelgerecht umgebaut werden. Und im Gartenteich kann ein breiter Ast oder eine Holzlatte als Ausstiegshilfe dienen, rät "Vier Pfoten".

(areh)
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