Nachgezählt Weniger Wintervögel in Düsseldorf gesichtet

Düsseldorf · Mehr als 400 Düsseldorfer haben die Vögel in ihrem Garten gezählt. Ein Ergebnis: Es gibt weniger Meisen.

 Die Kohlmeise: 853 Mal und in 90 Prozent der Gärten gesichtet, 31 Prozent weniger Sichtungen als im Vorjahr.

Die Kohlmeise: 853 Mal und in 90 Prozent der Gärten gesichtet, 31 Prozent weniger Sichtungen als im Vorjahr.

Foto: NABU/Frank Hecker

Michael Schoch hat eigentlich nichts Besonderes gesehen: Sechs Straßen- und drei Ringeltauben, drei Elstern, zwei Eichelhäher und zwei Kohlmeisen hat er gezählt. Außerdem eine Blaumeise und eine Lachmöwe. Für eine Stunde hat er am vorvergangenen Wochenende das Geschehen in seinem Garten in Bilk verfolgt. Das Ergebnis hat der 33-jährige Biologe, der sich nach einigen Exkursionen zum Thema inzwischen recht sicher bei der Bestimmung der Arten fühlt, per Internet an den Naturschutzbund (Nabu) gemeldet.

Mehr als 400 weitere Düsseldorfer haben es genau so gemacht, und so ist insgesamt doch etwas Besonderes entstanden: Der Nabu verfügt jetzt wieder über aktuelle Daten, welche Wintervögel in der Stadt unterwegs sind. Aus 279 Gärten haben Düsseldorfer insgesamt 6649 Vogelsichtungen gemeldet, möglicherweise werden es noch einige mehr, da die Meldungen per Postkarte noch nicht ausgewertet sind. Und die Aktion erstreckte sich nicht nur auf die NRW-Landeshauptstadt: Der Naturschutzbund vermeldet deutschlandweit einen Teilnehmerrekord; mehr als 115.000 Menschen haben diesmal an der Zählung mitgewirkt, die in jedem Jahr ausgerichtet wird.

 Michael Schoch hat die Vögel in seinem Garten in Bilk gezählt - für eine Aktion des Naturschutzbunds.

Michael Schoch hat die Vögel in seinem Garten in Bilk gezählt - für eine Aktion des Naturschutzbunds.

Foto: Andreas Bretz

Das Ergebnis bestätigt einen Eindruck, den viele Menschen in den vergangenen Wochen beim Blick in den Garten hatten: Die Zahl der Wintervögel ist in diesem Winter vergleichsweise gering, das Futter in den Futterhäuschen blieb vielerorts unangetastet. Das betrifft vor allem die Meisen. Die Kohlmeise ist zwar immer noch der zuverlässigste Stammgast - in neun von zehn beobachteten Gärten wurde ein Exemplar dieser Gattung registriert -, macht sich diesmal allerdings rar. Um 31 Prozent sank die Zahl der Sichtungen in Düsseldorf, bei der Blaumeise war es sogar minus 44 Prozent.

Düsseldorf liegt damit in einem deutschlandweiten Trend. Die Vogelkundler machen dafür ein schlechtes Brutjahr verantwortlich, und das nicht nur hierzulande, wo der Frühling kalt und nass war. "Wir haben aus Polen und Russland gehört, dass dort auch weniger Tiere gesichtet wurden", sagt Heinz Kowalski, Vogelkundler und im NRW-Landesvorstand der Organisation. Viele Tiere aus dem Norden und Osten überwintern in Deutschland. Da die Meisen viele Eier legen, könnte sich der Rückgang aber schnell ausgleichen, meint Kowalski.

Der Vogelkundler freut sich derweil, dass es bei den Amseln (Platz 3) nur einen geringen Rückgang gab. Diese Art war durch einen Erreger bedroht, der insbesondere am Niederrhein nachgewiesen wurde. Der Usutu-Virus scheint aber weniger Schaden als erwartet angerichtet zu haben.

Das Ergebnis belegt zudem, dass einige Vogelarten überdurchschnittlich oft im Düsseldorfer Grün (und auch außerhalb des Grüns) anzutreffen sind. Darunter befindet sich die Ringeltaube (Platz 2), die zwar nicht zu den beim Menschen beliebtesten Vögeln zählt, sich aber gut auf das Zusammenleben eingestellt hat. "Das ist eben ein Stadtvogel", sagt Kowalski, der allerdings befürchtet, dass nicht jeder Teilnehmer die Ringel- und die Straßentaube richtig unterscheidet - eine solche Unschärfe ist ein Risiko einer Schwarm-Zählung. Auch Faktoren wie die Tageszeit oder die Anwesenheit einer Katze verfälschen das Ergebnis, durch die hohe Zahl an Werten gelten die Zahlen dennoch als relativ aussagekräftig.

Das Rheinland hat zudem einen bunten Vogel zu bieten, der durch das recht milde Klima angelockt wurde: Der Halsbandsittich - im Volksmund als Kö-Papagei bekannt - wurde immerhin 150 Mal gezählt, das reicht für den 13. Rang unter den Wintervögeln. Die aus Afrika und Asien stammende Art dürfte allerdings mit dem diesmal kalten Winter zu kämpfen haben, die Biologen sind gespannt, wie sich das in den Zahlen zeigt.

Der Nabu ruft die Vogelfreunde bereits für den Mai wieder auf, eine Stunde lang ihren Garten zu beobachten. Dann steht die zwölfte Auflage der "Stunde der Gartenvögel" an. Viele Informationen zum Thema und alle Ergebnisse der aktuellen Aktion, der siebten ihrer Art, gibt es in interaktiven Karten und Tabellen im Internet unter:

(arl)
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