Lautstark und anhänglich

Haben sie ihren Halter einmal ins Herz geschlossen, geben sie ihn nur ungern wieder her. Kakadus reagieren auf andere Menschen dann schnell eifersüchtig.

Auf den ersten Blick scheinen Kakadus Traumhaustiere zu sein: Sie sind intelligent, lernen schnell kleine Kunststücke und gehen gern auf Tuchfühlung mit ihrem Halter. Wer über eine Anschaffung nachdenkt, sollte aber wissen, dass die Papageienvögel sehr anspruchsvoll sind. "Kakadus sind hochsensibel. Sie reagieren empfindlich auf Haltungsfehler und brauchen viel Aufmerksamkeit", erklärt Jutta Liebrecht von der Papageien-Arche-Noah in Zehdenick.

Tatsächlich werden Kakadus oft zu Problemtieren, wenn man nicht auf ihre Bedürfnisse eingeht: Sie werden krank, entwickeln Missbildungen oder verhalten sich auffällig. "90 Prozent der auftretenden Erkrankungen sind haltungsbedingt", sagt Norbert Hebel, Vorsitzender der Papageien- und Naturschutzfreunde Ludwigshafen. Sie ließen sich vermeiden, wenn Besitzer mehr über ein artgerechtes Leben der Vögel wüssten. Dass das viele versäumten, zeigten unter anderem die vielen Kakadus, die in Tierheimen und Vogelauffangstationen landen. "Ein großer Teil der Vögel, die bei uns abgegeben werden, ist verhaltensgestört. Das äußert sich durch krankhafte Handlungsweisen, wie zwanghaftes Kopfwackeln oder das Ausrupfen von Federn", erzählt Liebrecht. Manche Halter kommen auf Dauer außerdem nicht mit den Eigenarten der Kakadus klar: mit ihrer durchdringenden Stimme, die bis zu 100 Dezibel erreicht, oder der Tatsache, dass sie in ihrem Spieltrieb alles zerbeißen, was ihnen vor den Schnabel kommt.

Auch die enge Bindung, die die Tiere zu ihrem Halter eingehen, wird laut Liebrecht immer wieder zum Problem. "Sie können sehr besitzergreifend sein und sauer werden, wenn sich jemand ihrer Bezugsperson nähert." Andere Menschen werden dann im schlimmsten Fall attackiert.

Wer sich trotz allem für einen Kakadu entscheidet, sollte einen kompetenten Züchter aufsuchen. Von ihm kann man sich auch noch nach dem Kauf beraten lassen. "Ich würde in jedem Fall dringend dazu raten, kein Einzeltier, sondern je nach Art ein Pärchen oder eine Gruppe anzuschaffen", sagt Dorit Münker von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz. Kakadus sind Schwarmvögel, die lebenslange Paarbindungen eingehen und ständig soziale Kontakte halten. Der Mensch kann ihnen keinen Artgenossen ersetzen.

Bevor die neuen Mitbewohner einziehen, müssen Halter ihnen ein artgerechtes Heim schaffen. Kakadus hält man am besten in einer Außenvoliere. Sie sollte für zwei bis vier Bewohner je nach Größe der Kakaduart zwischen fünf und 15 Quadratmetern groß und zwei Meter hoch sein. Die Anlage braucht ein Dach und einen beheizbaren Schutzraum, in dem sich die Kakadus bei Kälte zurückziehen können. "Als Material empfiehlt sich Metall, da sie Holz durchnagen. Es darf aber nicht zink- oder bleihaltig sein, da sonst Vergiftungsgefahr besteht", warnt Münker.

Zur Grundausstattung der Voliere gehören Sitzstangen, Kletteräste, ein Badebecken und einige Rückzugsorte, damit sich die Tiere bei Zoff aus dem Weg gehen können. Außerdem brauchen Kakadus genug zum Spielen. Das können Äste oder Wurzeln zum Herumnagen sein, Sisaltaue zum Turnen und Schaukeln oder spezielles Holzspielzeug für Papageien. Sehr zu begeistern sind die Vögel auch für alles, was sich zerrupfen lässt - wie etwa ein Stück ausgestochener Rasen. Dazu kommen noch Futter- und Wassernäpfe, die Halter auf einer Höhe von etwa 1,20 Meter anbringen. Sie sollten so platziert werden, dass keine Sitzplätze über ihnen liegen. Sonst sind sie ständig mit Kot verschmutzt und müssen täglich gereinigt werden. Zur Hygiene gehört es, das Badewasser regelmäßig auszutauschen und Futterreste zu entfernen, erklärt Hebel. Außerdem muss die Luftfeuchtigkeit in der Voliere mindestens 60 Prozent betragen.

(RP)
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