Die Anti-Stress-Hunde vom Flughafen

Mehrere Airports in den USA setzen Hunde ein, damit sich die Passagiere entspannen.

Die Anti-Stress-Hunde vom Flughafen
Foto: Screenshot Youtube

<p>Mehrere Airports in den USA setzen Hunde ein, damit sich die Passagiere entspannen.

Die Anti-Stress-Hunde vom Flughafen
Foto: Miami-Dade Aviation Department

Oft erreichen die Vierbeiner die Reisenden sogar besser als Geistliche und Seelsorger.

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An den Flughäfen in den USA gibt es eine neue Sorte von Hunden. Ihre Aufgabe ist es nicht, nach Drogen oder Bomben zu schnüffeln. Vielmehr sind sie für Menschen da, die einen Freund brauchen, einen Bauch zum Kraulen oder eine Pfote zum Schütteln. Ihre Aufgabe ist es, den Stress von den gehetzten Reisenden zu nehmen, von den Massen in den langen Warteschlangen mit ihren Ängsten vor Terroranschlägen.

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"Sein Job ist es, berührt zu werden", sagt die ehrenamtliche Helferin Kyra Hubis über Henry James, ihren fünf Jahre alten Golden Retriever, der jede Woche ein paar Stunden am California Airport arbeitet. "Ich stehe nur mit ihm da. Die Menschen sprechen mit ihm.

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"Orion" war der erste Flughafen-Therapie-Hund

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Wenn ich für ihn antworten muss, dann tue ich das. Aber ich bin nur am Ende seiner Leine, nicht er am Ende meiner." Als Erfinder der Flughafen-Therapie-Hunde gilt der Internationale Flughafen Mineta San Jose - damals in den Tagen nach dem 11. September 2001, als dort Hunderte von Flügen gestrichen wurden, Tausende von verängstigten Passagieren gestrandet waren und es nahezu unmöglich war, Angehörige zu erreichen. Damals brachte ein Flughafen-Pastor seinen Hund Orion mit zur Arbeit. Das Echo war so positiv, dass die Verantwortlichen in San Jose ein reguläres Programm daraus machten. Mittlerweile gibt es dort neun Flughafen-Hunde. In Miami ist es einer. Am Internationalen Flughafen von Los Angeles sind es 30.

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Viele lächeln, wenn sie die Tiere sehen

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"Du weiß nie, warum die Menschen fliegen", sagt Heidi Huebner, Leiterin des Freiwilligen-Programms PUP in Los Angeles. PUP steht für "Pets Unstressing Passengers" - "Haustiere entspannen Passagiere". Manche Reisende seien wegen einer Beerdigung in der Stadt, andere besuchen ein krankes Familienmitglied, wiederum andere seien geschäftlich unterwegs. "Du spürst, wie der Stresspegel sinkt. Die Menschen beginnen zu lächeln, Fremde sprechen miteinander und alle gehen weiter und fühlen sich richtig, richtig gut", sagt Huebner.

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Die Hunde müssen gesund, gut ausgebildet und erzogen sowie an eine gut einen Meter lange Leine gewöhnt sein, wie Billie Smith sagt, Leiterin von Therapy Dogs, die den Flughafen-Tieren ein Zertifikat ausstellt. Zudem müssen die Tiere sich in großen Menschenmengen und mit den vielfältigen Geräuschen und Gerüchen wohlfühlen. Die Begleiter werden vor allem dafür ausgebildet, dass sie bemerken, wenn Menschen Angst vor Hunden haben, die Tiere nicht mögen oder allergisch auf sie reagieren. Aber ohnehin gehen meistens die Reisenden selbst auf die Tiere zu, die mit Westen oder Halstüchern gekennzeichnet sind.

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In Los Angeles sind die Hunde so unterschiedlich wie die Reisenden. So gibt es etwa einen Langhaar-Dalmatiner, eine Labrador-Pointer-Mischung, einen Field-Spaniel, einen Pudel, drei Australische Labradore, einen Dobermann und einen Irischen Wolfshund namens Finn.

Casey beruhigt die Reisenden in Miami

Der einzige Hund in Miami ist Casey, eine Golden-Retriever-Hündin, die ihre eigene Internetseite hat, Fan-Mails bekommt, Visitenkarten hat und eine Rolle in der wöchentlichen TV-Reality-Show "Airport 24/7: Miami" spielt. "Casey ist so natürlich und unverfälscht", sagt Dickie Davis, Direktor für Terminal-Angelegenheiten und Kundenservice. "Sie fragt nach nichts, sie verkauft nichts. Sie zieht nur die Liebe auf sich."

Als die Familie von Claudia McCaskill kürzlich von ihren Ferien in Brasilien zurückflog, bat sie um ein Treffen mit dem Hund für ihre fünf Jahre alte Tochter Carina, die autistisch ist. Sie wusste, dass Carina sehr erschöpft und angegriffen von dem Flug sein würde - und sie hatten noch zweieinhalb Stunden zu fliegen. Casey und ihre Begleiterin Liz Miller erwarteten die Fünfjährige mit einem Geschenkkorb - und Carina war sofort Feuer und Flamme für den Hund. "Danke für euren Besuch am Flughafen, damit ich glücklich bin", sagte Carina in einer herzergreifenden Videobotschaft, die die Familie für Casey filmte.

Aber es gibt auch schwere Momente, in denen die Hunde den Menschen beistehen. In San Jose kniete ein Soldat vor Henry James. "Okay Kumpel, du passt auf das Haus auf, wenn ich weg bin", sagte er laut Helferin Hubis. Eine Frau, die am Morgen erfahren hatte, dass ihr Mann nach 40 Jahren Ehe die Scheidung eingereicht hatte, weinte sich an der Schulter von Henry James aus. "Er saß nur da", sagt Hubis. "Er wusste Bescheid. Er konnte es fühlen."

(AP)
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