Bei Unfällen schnell Erste Hilfe leisten

Ein verletzter Hund am Straßenrand, eine zitternde Katze im Graben: Finden Helfer ein angefahrenes Tier, sollten sie den Vierbeiner so schnell wie möglich zum nächsten Tierarzt bringen. Finder können allerdings schon am Unfallort einiges tun, um die Überlebenschancen des Hundes oder der Katze zu erhöhen.

Bei Unfällen schnell Erste Hilfe leisten
Foto: IvonneW/thinkstock

<p>Ein verletzter Hund am Straßenrand, eine zitternde Katze im Graben: Finden Helfer ein angefahrenes Tier, sollten sie den Vierbeiner so schnell wie möglich zum nächsten Tierarzt bringen. Finder können allerdings schon am Unfallort einiges tun, um die Überlebenschancen des Hundes oder der Katze zu erhöhen.

Dabei unterscheidet sich die Erste Hilfe für einen Hund und eine Katze nur wenig von der für Menschen. "Auch hier gilt die ABC-Regel", erklärt René Dörfelt von der Kleintierklinik der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität. Die Buchstaben stehen für Airway, Breathing und Circulation – überprüft werden sollten also die Atemwege, die Atmung sowie Herzschlag und Puls.

Wunden sind in der Regel erst einmal nebensächlich, es sei denn, eine Arterie ist getroffen – dann spritzt das Blut. Dann sollte die Stelle oberhalb der Wunde mit viel Kraft abgebunden werden, damit die Blutung aufhört. Hängen Gedärme aus dem Bauch, sollten sie mit einem Tuch fixiert werden – so etwas sieht zwar schrecklich aus, das Tier hat aber durchaus Überlebenschancen.

Doch bei all diesen Maßnahmen ist Vorsicht angesagt, denn sie können für den Helfer gefährlich werden. "Verletzte Tiere neigen dazu, spontan zu kratzen und zu beißen. Eigenschutz ist das oberste Prinzip", sagt der Magdeburger Tierarzt Klaus Kutschmann. Dazu gehört auch, sich selbst und das Tier möglichst aus dem gefährlichen Bereich der Straße weg in Sicherheit zu bringen.

Generell sollte man Tiere dafür unter dem Brustkorb und unter dem Becken anheben. Ist der Kopf verletzt, wird er dabei am besten gestützt. Gut ist es, das Tier auf eine möglichst feste Unterlage zu betten. Größeren Hunden kann mit einem Gürtel eine Maulschlinge umgelegt werden.

Bei der Erste-Hilfe-Untersuchung wird – soweit möglich und nicht zu riskant für den Helfer – das Maul geöffnet und hineingeschaut, ob etwas die Atemwege versperrt. "Man sollte dazu die Zunge herausziehen", rät Kutschmann. Damit wird zum einen verhindert, dass sie nach hinten fällt und die Atemwege versperrt. Außerdem kann der Helfer so Blut und Sekret in der Maulhöhle besser sehen – diese sollten weggewischt werden, damit sie das Tier nicht beim Atmen hindern. Die Tierschutzorganisation Tasso rät, für diese und andere Handgriffe die Utensilien aus dem Erste-Hilfe-Set im Auto zu nutzen.

Leidet das Tier unter Atemnot, atmet es sehr schnell und meist flach. Ist auf den ersten Blick keine Atmung zu erkennen, hat der Helfer mehrere Möglichkeiten: Er kann zum einen auf Kopfhöhe des Tieres gehen und so besser sehen, ob sich der Brustkorb bewegt. Alternativ kann man eine Hand auf den Brustkorb zu legen. Ein Hund atmet normalerweise 15 bis 30 Mal pro Minute, eine Katze zwischen 20 und 30 Mal.

Atmet das Tier gar nicht mehr oder kaum noch, kann es eine Mund-zu-Nase-Beatmung vielleicht retten. Dazu wird dem Tier das Maul zugehalten und ein Taschentuch über die Nase gelegt, dann wird zehnmal pro Minute kräftig in die Nasenlöcher gepustet. "Sehr wichtig ist es dabei, ruhig zu bleiben, mit dem Tier zu reden und es zu streicheln", rät Dörfelt. Um die Durchblutung zu überprüfen, kann man dem Tier kurz auf die Schleimhaut im Maul drücken. Ist innerhalb von zwei Sekunden diese Stelle wieder rosig gefärbt, ist das ein gutes Zeichen. Ist die Schleimhaut dagegen blau, kann der Laie nichts mehr machen – das Tier ist schwer verletzt und muss schnellstens zum Arzt.

Den Herzschlag kann man hinter dem Ellenbogen fühlen. Schlägt das Herz nicht mehr oder schwach und unregelmäßig, kann eine Herzmassage helfen. Bei kleinen Tieren sollte mit einer Hand im Rhythmus der eigenen Atmung auf den Brustkorb gedrückt werden, bei großen Hunden kommen beide Hände zu Einsatz.

Angst, zu fest zu drücken, muss der Helfer nicht haben. Zwar kann bei zu festem Druck eine Rippe brechen, doch ist das in dieser lebensbedrohlichen Situation zweitrangig. "Je früher eine Wiederbelebung einsetzt, umso besser", sagt Dörfelt. Etwa zehn Minuten lang sind solche Versuche sinnvoll.

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