Der Hund darf nicht den Ton angeben

Kirstin Müller betreibt in Wegberg seit mehr als einem Jahrzehnt eine Mobile Hundeschule. Im Einsatz ist sie in der ganzen Region - bis hin in die Eifel.

Die fünfjährige Mischlingshündin Mira galt in der Nachbarschaft von Gabriela Rymut geradezu als "Bestie": "Fünf Meter Abstand musste von ihr jeder halten", berichtet die Neusserin von Spaziergängen, die geradezu zur Strapaze wurden - beileibe nicht allein für den "schwierigen Hund", als den Gabriela Rymut ihr Tier selbst ansah.

Was sich inzwischen allerdings durchgreifend geändert hat: "Ich wurde schon von Nachbarn gefragt, ob ich dem Hund ein Beruhigungsmittel gebe", erzählt Gabriela Rymut. Bereits nach drei bis vier Trainingseinheiten mit Hundetrainerin Kirstin Müller hatte sich das überaus aggressiv wirkende Verhalten von Mira merklich geändert. "Der Hund braucht jemandem, an dem er sich orientieren kann", sagt Kirstin Müller, die seit über einem Jahrzehnt im niederrheinischen Wegberg eine Mobile Hundeschule betreibt (www.freundliche-hunde.de). . "Es ist nicht gut, wenn Hunde keinen haben, der sie leitet", erläutert die Expertin. Bloße Zuneigung zum Tier reicht nicht aus, um es wirklich im Griff zu haben, wie auch an einem fast genau gegenteilig gelagerten Fall deutlich wird. Allzu ängstlich war Mischling Paula (3), was ihre Besitzerin Insa Schrade aus Korschenbroich auf eine Art Trauma zurückführt: Ein Silvesterfeuerwerk hat das Tier womöglich aus allzu großer Nähe erlebt. Vor allem wenn es dämmerte, litt Paula unter Angstzuständen, sie allein in der Wohnung zu lassen, war kaum möglich.

Auch bei Paula registrierte Insa Schrade schon nach wenigen Stunden mit Kirstin Müller deutliche Verhaltensänderungen. "Natürlich geht es nicht nach Schema F", sagt Kirstin Müller. Angst, Frustration und eben auch Aggressionen sind die gängigsten Phänomene, die bei verhaltenauffälligen Hunden zu beobachten sind, doch stets kommt "Herrchen" oder "Frauchen" eine entscheidende Rolle dabei zu, das Tier (wieder) in die Spur zu bringen. Schließlich sind es fast stets die Halter, die das problematische Verhalten ihres Hunds durch eigene Fehler zumindest begünstigen. Kniffe und Tricks, die den Menschen im Umgang mit seinem Vierbeiner sicherer machen, sind denn auch ein wichtiger Bestandteil der Trainingsstunden. Vor dem ersten Training stehen Hausbesuche: "Ich fange immer zuhause an, wo der ganz normale Alltag im Mittelpunkt steht", sagt Kirstin Müller. Der Hund wird dabei nach Möglichkeit gar nicht beachtet, dafür umso genauer beobachtet. Trainingsstunden hält sie durchweg in kleinen Gruppen ab: "Das Maximum sind drei Leute. Es hilft nichts, wenn das Tier auf dem Hundeplatz funktioniert und ansonsten nicht zu gebrauchen ist", betont die erfahrene Hundetrainerin, die an sechs Tagen in der Woche im Einsatz ist und Kunden in Düsseldorf und Köln ebenso betreut wie in Mönchengladbach, Krefeld oder dem Rhein-Kreis Neuss. Sogar in die Eifel geht es zuweilen: "Ich fahre überall hin", sagt die engagierte Hundeexpertin.

Hoffnungslose Fälle kennt sie nicht: "Es ist nie zu spät. Man kann immer mit ihnen arbeiten, Hunde sind wahnsinnig anpassungsfähig", so Kirstin Müller. Wobei das Training auch für Kenner nützlich ist: Zwar hat Reiner Claßen aus Mönchengladbach durchaus Erfahrung mit Hunden, doch der neun Monate alte Aussie Doodle Maggy war die erste Welpe in seiner Obhut. "Ich bin froh, das Training mitgemacht zu haben und habe gemerkt, dass doch nicht alles richtig war", zeigt Claßen sich angesichts der neu gewonnenen Erkenntnisse sehr erfreut.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort