Stiefel, Geschenke und Legenden Die Legenden um Nikolaus von Myra, Geschenke und den Nikolaustag

Der heilige Nikolaus ist einer der bedeutendsten und meistverehrten Heiligen in der katholischen und orthodoxen Kirche. Was es mit dem Mann und den vielen Legenden, die sich um ihn ranken, auf sich hat, warum man einen Stiefel rausstellt und was sich in den Nikolausstiefel packen lässt, erklären wir hier.

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Foto: Shutterstock/Maren Winter

Der heilige Nikolaus ist eine sagenumwobene Figur – und wohl auch eine historische Person. Besonders in der orthodoxen Kirche wird der Heilige verehrt und aus der Vorweihnachtszeit ist er nicht wegzudenken. Doch wer war Nikolaus und warum feiern wir seinen Tag?

Wann ist Nikolaus 2023?

Der Namens- und Heiligenverehrungstag des heiligen Nikolaus ist sein Todestag, der 6. Dezember. Dementsprechend liegt der Tag in der Adventszeit und ist mit der Vorweihnachtszeit verknüpft.

In der orthodoxen Kirche feiert man den Tag zwar auch am 6. Dezember – allerdings nach dem julianischen Kalender. Nach unserem gregorianischen Kalender entspricht das dem 19. Dezember.

Wer war Nikolaus von Myra?

Bei der heutigen Erzählung über den heiligen Nikolaus handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Verschmelzung zweier historischer Personen aus der Frühzeit des Christentums, die den gleichen relativ häufigen Namen Nikolaus trugen.

Zum einen ist das Nikolaus von Myra, ein frühchristlicher Bischof, der im vierten Jahrhundert in Myra in der heutigen Türkei gelebt hat. Zum anderen Nikolaus von Sion, ebenfalls Bischof, allerdings zwei Jahrhunderte später in Pinara, ebenfalls in der heutigen Türkei.

Der griechische Name Nikolaos bedeutet "Sieg des Volkes" und war bereits in vorchristlicher Zeit ein häufiger Vorname in griechischsprachigen Regionen.

Über Nikolaus von Myra weiß man, dass er zwischen dem Jahr 270 und 286 in der antiken Stadt Patara in der kleinasiatischen Region Lykien, das zum römischen Reich gehörte, geboren wurde. Gestorben ist er an einem 6. Dezember – je nach Quelle im Jahr 326, 345, 351 oder 365.

Mit 19 Jahren soll er nach späteren historischen Quellen aus dem achten Jahrhundert von seinem Onkel – der ebenfalls Nikolaus hieß und Bischof von Myra war – zum Priester geweiht worden sein, dann Abt von Sion in der Nähe geworden sein, bevor er selbst Bischof der Stadt Myra wurde. Myra heißt heute Demre und liegt in der Türkei.

Zu Beginn des vierten Jahrhunderts gab es unter Kaiser Diokletian eine letzte Phase der Christenverfolgung im römischen Reich. Dabei soll auch Nikolaus gefangen genommen und gefoltert worden sein – er starb allerdings anders als die meisten anderen Heiligen nicht als Märtyrer, sondern wohl eines natürlichen Todes.

Über Nikolaus von Sion weiß man weniger. Er war im sechsten nachchristlichen Jahrhundert Abt von Sion und wurde später Bischof von Pinara. Gestorben sein soll er im Jahr 564.

Die Lebensgeschichten und vor allem die Legenden, die den heiligen Nikolaus als einen "Engel auf Erden" mit zahlreichen Wundersagen erscheinen lassen, sind dabei in der Überlieferung wohl verschmolzen.

"Der heilige Nikolaus ist in allen christlichen Konfessionen präsent, besonders auch in der Orthodoxie. Das zeigt, wie bedeutend er ist. Sein Grab wird in Bari verehrt, und wir wissen, dass er als Bischof von Myra an mindestens einem der frühchristlichen Konzilien teilnahm. Wir können also durchaus von einer authentischen Person ausgehen, wobei sich über die Jahrhunderte viele Geschichten entwickelt haben. Eines ist allen Erzählungen gemeinsam: Nikolaus stand für selbstlose Nächstenliebe und karitatives Handeln", erklärt Matthias Kopp, Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz.

In allen Überlieferungen heißt es, Nikolaus habe ein großes Vermögen geerbt, das er an Notleidende verteilt habe. Eine ganze Reihe von Legenden bezeugt seine Mildtätigkeit, und dass er Wunder – besonders an seinen Mitmenschen – gewirkt haben soll. Darauf gründet seine Popularität als Heiliger, eine entsprechende Verehrung und die Feier des Nikolaustages.

Warum feiern wir Nikolaus?

Der Nikolaustag ist der Todestag des Nikolaus von Myra und im Kirchenkalender der Tag dieses Heiligen. Die Verehrung des heiligen Nikolaus begann etwa im sechsten Jahrhundert in Griechenland und breitete sich zuerst in Osteuropa und dem heutigen Russland aus. Ab dem zehnten Jahrhundert verehrte man den Heiligen auch im übrigen Europa.

Im Zentrum der Heiligenverehrung steht sein Ruf als ein "Engel auf Erden" und als besonders mitleidiger, mitfühlender und selbstlose Nächstenliebe lebender Mensch. Dazu kommen ihm zugeschriebene Wunder, unter anderem soll er mehrere Menschen, die auf ungerechte oder heimtückische Art ums Leben gekommen waren, zum Leben erweckt haben.

Nikolaus ist wegen der sich um ihn rankenden Legenden Schutzpatron folgender Personengruppen, Berufe und Stände:

· Kinder

· Seefahrer und Binnenschiffer

· Kaufleute

· Rechtsanwälte und Juristen

· Apotheker

· Metzger

· Bäcker

· Salzsieder

· Getreidehändler und Drescher

· Pfandleiher

· Schneider und Küfer

· Fuhrleute

· Ministranten

· Schüler und Studenten

· Pilger und Reisende

· Liebende und Gebärende

· Alte

· Diebe

· Gefängniswärter

· Prostituierte

· Gefangene

Viele Länder, Städte Regionen und Völker verehren ihn als Schutzheiligen.

Bedeutsam für die Nikolausbräuche sind dabei besonders die Legenden, nachdem er drei junge Mädchen vor der Prostitution gerettet haben soll, indem er nachts Goldsäcke oder Goldklumpen in ihre Fenster warf – an drei aufeinanderfolgenden Nächten. Der Vater der drei Mädchen hatte sie in die Prostitution schicken wollen, da sie arm waren und er keine Mitgift für sie aufbringen konnte. Durch das selbstlose Geschenk wurden die Mädchen vor diesem Schicksal gerettet.

In einer anderen Legende bat er als Bischof von Myra die Besatzung eines vor der Stadt ankernden Schiffes, das mit Korn für den Kaiser beladen war, einen Teil des Korns der notleidenden Stadtbevölkerung zu geben. Die Schifffahrer taten dies, als Nikolaus ihnen versprach, dass sie dafür keinen Schaden nehmen würden. Als das Schiff beim Kaiser ankam, fehlte wundersamerweise kein Gramm Korn, obwohl die abgeladene Kornmenge in Myra noch für zwei Jahre und die Aussaat gereicht haben soll.

Wie entstand der Nikolaustag, so wie wir ihn heute kennen?

"Es gibt die schöne Tradition, dass Kinder an dem Tag kleine Geschenke bekommen oder auch ihren Schuh nach draußen stellen. Vielleicht kann man die Geschichte des heiligen Nikolaus in der Familie vorlesen, um sich klarzumachen, dass es im vierten Jahrhundert Persönlichkeiten gab, die Nächstenliebe gelebt haben", sagt der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz.

Besonders die Legende um die Geschenkegabe an die drei armen Mädchen begründet die Tradition, dass Kinder an dem Tag Geschenke bekommen. Das geht auch noch auf einen mittelalterlichen Brauch zurück, das sogenannte Bischofsspiel. Dabei verkleidete sich an Kloster- und Stiftsschulen ein Kind als Bischof oder auch als Abt und belohnte andere Schüler für ihr Verhalten – oder bestrafte sie. Dieses Spiel wurde ursprünglich immer am 28. Dezember veranstaltet, dem Fest der unschuldigen Kinder im Kirchenkalender. Später verschmolz der Brauch mit der Verehrung des heiligen Bischofs Nikolaus und wanderte auf den 6. Dezember, den Todes- und Verehrungstag des Heiligen.

Warum stellt man den Stiefel an Nikolaus raus?

Der vor die Tür gestellte Stiefel, der vom heiligen Nikolaus dann des Nachts mit Süßigkeiten und kleinen Geschenken gefüllt wird, stammt aus den maritimen Sagen um den Heiligen. So soll er Seeleute in Seenot gerettet haben – nach seinem Tod. Die Seeleute beteten im Sturm zum heiligen Nikolaus. Darauf soll ihnen ein alter Mann erschienen sein, der sie nicht nur aus dem Sturm herausnavigierte, sondern den Sturm sogar zum Erliegen brachte.

Was das mit Stiefeln zu tun hat? In Italien, wo in Bari seit dem Jahr 1087 die Reliquien des heiligen Nikolaus liegen, bastelten Kinder ursprünglich zum Nikolaustag kleine Papierschiffchen, in die dann die Geschenke gelegt wurden. Aus den Schiffchen wurden im Laufe der Zeit Schuhwerk, Strümpfe und schließlich der Nikolausstiefel.

"Es ist gut, wenn wir Festtage von Heiligen haben, die noch wahrgenommen werden. Dazu gehört der heilige Nikolaus als Patron für das Gute, gesellschaftliche Verantwortung und vor allem Nächstenliebe. Ein Wort, das wir uns jeden Tag neu vor Augen führen müssen", sagt Kopp.

Aus den Traditionen zum Nikolaustag und auch dem Heiligen selbst entstammen etliche neuere Gebräuche rund um Weihnachten. Etwa der "Santa Claus" als Geschenkebringer bis hin zur Transformation des heiligen Bischofs zum "Weihnachtsmann". "Nikolaus ist 100 Prozent echt. Santa Claus eine doch Jahrhunderte später entwickelte Erfindung", sagt dazu Kopp. Auch das Verteilen von Geschenken zu Weihnachten stammt zum Teil daraus (und aus den Geschichten um die heiligen drei Könige). Außerdem stammt sicherlich die mit Süßigkeiten gefüllte Socke zu Weihnachten aus der Tradition des Stiefelrausstellens.

In anderen Ländern gibt es weitere Traditionen zum Nikolaustag. In den Niederlanden kommt der Heilige – der Sinterklaas – etwa mit dem Schiff.

Tipps für Eltern: So können Sie den Stiefel befüllen

Traditionell werden die Stiefel mit Nüssen und Äpfeln gefüllt. Mandarinen und Orangen als ein im Winter den hiesigen Läden auftauchendes Obst sind später hinzugekommen.

Süßigkeiten – vor allem diverse "Weihnachtsschokoladen" sind weitere mittlerweile übliche Füllungen.

Im Prinzip gibt es aber keine besonderen Vorgaben, was in den Stiefel kommen soll. Experten raten, die Dinge hineinzugeben, die das beschenkte Kind besonders gerne mag.

Auch kleine Geschenke werden oft zum Nikolaustag dazugestellt. Dabei sollte das Geschenk allerdings tatsächlich "klein" sein.

Außerdem gibt es ein ganze Reihe an Ratgebern, die schöne selbstgemachte Dinge zum Basteln, Nähen oder Stricken vorschlagen, um seinen Mitmenschen an Nikolaus eine Freude zu machen. Auch selbstgebackene (Weihnachts-)Plätzchen bieten sich an.

Und natürlich kann man auch nur Gesundes wie Obst in die Stiefel füllen.

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