Nachhaltig leben im Mehrgenerationenhaus Bei Trialog ist in Hilden alles unter einem grünen Dach
Serie | Hilden · Nachhaltig leben, wie funktioniert das eigentlich? Im Trialog-Haus an der Düsseldorfer Straße in Hilden machen Menschen seit einigen Monaten die Erfahrung, dass es geht. Mehrere Generationen leben unter einem Dach und setzen mit dem Projekt auf energiesparende Konzepte.
Wer die erste Klimaschutzsiedlung in Hilden sucht, wird an der Düsseldorfer Straße fündig: Das Mehrgenerationenhaus Trialog eröffnete im Herbst vergangenen Jahres. Für Ilse Klöppelt wurde damit ein lang gehegter Traum wahr. Von der Idee bis zur Umsetzung sollten tatsächlich rund drei Jahrzehnte vergehen. Die richtigen Mitstreiter, das richtige Gelände – dies waren nur zwei von vielen Hürden, die es zu bewältigen gab. Zwischenzeitlich war angedacht, dass das Mehrgenerationenhaus auf dem Albert-Schweitzer-Gelände seine Heimat findet, durch einen „Zufall und die richtigen Kontakte“ wurde es schließlich der Standort an der Verbindungsstraße zwischen Hilden und dem Düsseldorfer Stadtteil Benrath.
Im Sommer 2021 zeichnete sich ab, wie der Gebäudekomplex aussehen wird. Von da an konnte mit Fassadenverkleidung und Innenausbau begonnen werden. Die ersten Wohnungen wurden im Februar 2022 fertig. Und schließlich konnten im September 2023 auch die Arbeiten im Außenbereich weitestgehend abgeschlossen werden.
Längst sind die Menschen in alle Wohnungen des Hauses eingezogen. 40 Erwachsene und 14 Kinder leben hier. So auch Susanne Pramann, die seit 2018 an der Umsetzung des Projektes beteiligt war und von der Idee „mitgerissen“ wurde. Zuvor lebte sie in Düsseldorf-Oberbilk und das auch sehr gerne, doch „ich habe gewusst, ich werde dabeisein“, schildert sie ihren ersten Gedanken, als sie von Trialog erfuhr. Auch ihr Nachbar Matthias Müller-Orthey fand den Weg aus der Landeshauptstadt in Hildens Westen. Zu anonym sei es ihm mit der Zeit in Holthausen geworden. Schon lange hätten ihn alternative Wohnprojekte interessiert, ehe er 2015 auf Trialog stieß.
Hayat Ben Moussa ist erst seit 2021 dabei. Bei ihrer Familie handelt es sich um die jüngsten Mitglieder der Trialog-Gemeinschaft. Der kürzlich geborene dritte Sohn ist offensichtlich sogar der allerjüngste Bewohner. Die 34-Jährige berichtet von einer langen Suche nach geeignetem Wohnraum in Wuppertal. Dort sei man auf das Auto angewiesen. Da sei es doch in Haan viel schöner gewesen. Dort verbrachte sie ihre Kindheit und fuhr viel Fahrrad. In Wuppertal seien ähnliche Erfahrungen für Kinder unmöglich. In Hilden habe sie nun einen Ort mit „purer Lebensqualität für uns“ gefunden.
Gefördert wird diese schon durch die Bauweise des Gebäudes. Die 28 Wohnungen mit Größen von 49 bis 140 Quadratmetern liegen mit ihren Eingängen zum Laubengang, der sich zum Wohnhof orientiert. Wagen die Bewohner also nur einen Schritt vor die Tür, kommen sie schnell miteinander ins Gespräch. Sie können sich aber auch in einem Gemeinschaftsraum treffen, der sich neben dem Haupteingang befindet. Küche und Gästezimmer grenzen direkt an.
Bei der Planung des Gebäudes arbeiteten die zukünftigen Bewohner, die rechtlich Mitglieder einer Genossenschaft sind, mit dem beauftragten Architektenbüro Hand in Hand. Ein wichtiger Faktor war die Nachhaltigkeit. Und das sticht jedem, der auch nur beiläufig das Trialog-Haus passiert, sofort ins Auge: Die Fassade ist aus Holz. Aus der Vogelperspektive fallen weitere Dinge auf: Es wurde ein Gründach errichtet, auf dem sich auch eine Photovoltaik-Anlage befindet. Da man langfristig möglichst geringe Energiekosten haben wollte, wurde ein Passivhaus errichtet. Laut Definition handelt es sich also um ein Gebäude, das nicht zuletzt aufgrund einer hohen Wärmedämmung keine klassische Heizung benötigt. An der Düsseldorfer Straße wird Wasser zum Beispiel durch eine Holzpelletanlage erwärmt. Ein Fahrradraum mit Ladestationen für E-Bikes und ein Stellplatz, der einem Gemeinschaftsauto vorbehalten wird, runden das Konzept ab.
All das waren Bausteine, die die Energieagentur NRW überzeugten. Das Trialog-Haus trägt offiziell das Gütesiegel „Klimaschutzsiedlung“. Vor allem das soziale Konzept habe die Jury überzeugt, teilte die Genossenschaft mit. Und eben das ist ein weiteres Mosaiksteinchen, das das Trialog-Haus so besonders macht. Es sei von Anfang an das Ziel gewesen, dass sich hier Menschen verschiedener Generationen gegenseitig unterstützen.
Das scheint nach den ersten Erfahrungen zu funktionieren. Es sei leicht, hier Freundschaften zu schließen, stellt Hayat Ben Moussa fest. Die vergangenen Monate hätten ihn verändert, sagt Michael Kirchner. Mit dem Gedanken „Geht mir aus dem Weg!“ sei er früher durch die Großstadt gehetzt. „Wertschätzung habe ich hier gelernt“, betont der 59-Jährige mit Blick auf seine neuen Nachbarn. „Mir ist es hier nicht mehr so wichtig, dass alles nach meinen Vorstellungen läuft“, pflichtet ihm Susanne Pramann fest. Man lernt, besser zuzuhören, auch wenn es zu Konflikten kommt, ergänzt Hayat Ben Moussa. Diesen Eindruck bestätigt Matthias Müller-Orthey: „Man ist dabei, das gemeinsame Leben zu lernen.“
Übrigens: Das Interesse an einer Wohnung im Mehrgenerationenhaus ist offensichtlich groß. Alle Einheiten sind längst vergeben, heißt es dazu auf der Website des Projektes (trialog-hilden.de).