Tiny Houses aus Hamminkeln Auf kleinstem Raum nachhaltig und gemütlich wohnen

Wesel/Hamminkeln/Rees · Ein Weseler und ein Reeser haben in Hamminkeln die Module Houses GmbH gegründet und wollen mit individuell geplanten Tiny-Houses Käufer in ganz Europa gewinnen.

Die beiden Unternehmer Ananth Selvarajah (r.) und Mürsel Celiktürk sind überzeugt, mit ihrem Konzept in ganz Europa erfolgreich zu sein.

Die beiden Unternehmer Ananth Selvarajah (r.) und Mürsel Celiktürk sind überzeugt, mit ihrem Konzept in ganz Europa erfolgreich zu sein.

Foto: Klaus Nikolei

In Zeiten, in denen Baugrundstücke rar, entsprechend teuer und die Darlehenszinsen innerhalb weniger Monate von 0,5 auf rund vier Prozent gestiegen sind, haben zahlreiche Menschen ihren Traum von den eigenen vier Wänden aufgegeben. Wobei es durchaus die Möglichkeit gibt, ein Eigenheim kostengünstiger zu errichten und dabei auch das Thema Nachhaltigkeit nicht aus den Augen zu verlieren. Und zwar durch den Bau eines vergleichsweise kleinen Hauses. Von Tiny-Houses dürfte mittlerweile schon jeder irgendwie gehört haben.

Tiny-Houses, also kleine mit viel Staufläche versehene Häuser, werden mittlerweile auch von einem in Hamminkeln ansässigen Unternehmen angeboten. Und zwar von der vor einem Jahr gegründeten Module Houses GmbH mit Sitz im Obergeschoss des ehemaligen Verwaltungsgebäudes des Damenmode-Herstellers Bonita an der Straße Kesseldorfer Rott. Die Gründer der Firma sind der Weseler Mürsel Celiktürk (49) und Ananth Selvarajah (42) aus Rees. Die beiden kennen sich seit gut zwei Jahrzehnten und hatten 2022 die Idee, sich mit der Planung, Herstellung und dem Verkauf von Tiny-Häusern selbstständig zu machen. In Hamminkeln haben sie die passenden Räume gefunden.

Zwei von mehreren kleinen Musterhäusern auf dem Gelände des früheren Bonita-Verwaltungsgebäudes. Ihre Büros hat die Module Houses GmbH im Obergeschoss.

Zwei von mehreren kleinen Musterhäusern auf dem Gelände des früheren Bonita-Verwaltungsgebäudes. Ihre Büros hat die Module Houses GmbH im Obergeschoss.

Foto: Klaus Nikolei

„Wir haben uns überlegt, wie es sein kann, dass in Deutschland die Eigenheimquote nur bei unter 50 Prozent liegt, in Osteuropa aber beispielsweise bei etwa 75 Prozent und in Italien gar bei 85 Prozent“, sagt der studierte Wirtschaftswissenschaftler Ananth Selvarajah. Dessen Familie floh in den 80er-Jahren vor dem Bürgerkrieg in Sri Lanka nach Deutschland und fand in Hamminkeln-Dingden eine neue Heimat. Die beiden Freunde haben sich Anfang 2022 auf den Weg gemacht, um zu sehen, wie beispielsweise in Polen, in Skandinavien oder in Erdbebenregionen in Neuseeland oder Australien Häuser effektiv, nachhaltig und kostengünstig gebaut werden. „Wir haben uns dann mit Architekten und Ingenieuren aus verschiedenen Ländern zusammengesetzt und aus vielen guten Ideen unser Konzept entwickelt, das auch den Anforderungen in Deutschland entspricht“, erklärt Mürsel Celiktürk, der unter anderem im Bereich Logistik reichlich Erfahrung gesammelt hat.

Beispielsweise werden alle in Hamminkeln individuell geplanten und in Polen hergestellten Tiny-Häuser mit Luft-Luft-Wärmepumpen ausgestattet (Stichwort: Effizienzhaus 40 mit Nachhaltigkeitszertifikat), Fassaden aus recyceltem Material hergestellt. Die Dächer bestehen aus verzinktem Stahlblech, die Wände aus einer Kombination von Holz, Stahl und Dämmmaterial. Je nach gewünschter Ausbaustufe können handwerklich begabte Käufer den Innenausbau selbst in die Hand nehmen und zahlen entsprechend weniger. In der De-luxe-Variante ist das (auf Wunsch auch barrierefreie) Haus bereits tapeziert und verfügt auch über die passenden Bodenbeläge. Und wer möchte, kann sich das Haus auch komplett mit allen nur denkbaren Stauräumen und Möbeln einrichten lassen. Entsprechend höher fällt dann natürlich auch der Kaufpreis aus.

 Blick in das mit 15 Quadratmetern kleinste Tiny-House mit Küchenzeile, Bett und Esstisch.

Blick in das mit 15 Quadratmetern kleinste Tiny-House mit Küchenzeile, Bett und Esstisch.

Foto: Klaus Nikolei

Als Verkaufsargumente führen die beiden Module Houses-Gründer ins Feld, dass die Tiny-Häuser problemlos auch versetzt werden können. „So, wie sie aus Polen nach Deutschland geliefert werden, können sie mit einem Kran und einem Sattelschlepper auch wieder versetzt werden“, erklärt Ananth Selvarajah. Übrigens ist in den nächsten drei bis vier Jahren eine Verlagerung der Produktion nach Hamminkeln Teil der Unternehmensstrategie.

Das denkbar kleineste Tiny-Haus ist 15 Quadratmeter groß und liegt bei knapp unter 40.000 Euro. Benötigt werden dafür ein passendes Grundstück und ein Fundament. Die größten Tiny-Häuser, in denen auch eine vierköpfige Familie problemlos leben kann, sind etwa 115 Quadratmeter groß und dürften rund 190.000 Euro kosten.

In dem altengerechten Tiny-House des Hamminkelner Unternehmens ist das Badezimmer natürlich barrierefrei.

In dem altengerechten Tiny-House des Hamminkelner Unternehmens ist das Badezimmer natürlich barrierefrei.

Foto: Klaus Nikolei

Mürsel Celiktürk und Ananth Selvarajah gehen davon aus, in diesem Jahr zwischen 50 und 60 Häuser ausliefern zu können. Die ersten Tiny-Häuser werden gerade unweit von Leipzig errichtet und dienen dort als Ferienwohnungen. Natürlich wollen die beiden Unternehmer, die aktuell mit ihren Familien noch zur Miete wohnen, demnächst jeweils in individuell geplante Tiny-Häuser einziehen. Noch sind beide auf der Suche nach geeigneten Grundstücken. „Doch die finden wir gewiss“, sind sie überzeugt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort