Gruppe hat sich 2017 gegründet Foodsharer retten Lebensmittel in Hückeswagen

Serie | Hückeswagen · In Hückeswagen gibt es seit 2017 eine Foodsharing-Gruppe. Die Aktivisten retten Lebensmittel, die ansonsten in der Tonne landen würden. Die Wiehagenerin Melanie Kirschsieper blickt auf die vergangenen sechs Jahre zurück.

 Die Hückeswagenerin Melanie Kirschsieper ist Foodsharerin. Lebensmittel wie Brötchen holt ihre Organisation bei Supermärktenund Bäckereien ab, die nicht mehr weiterverkaufen werden. Genießbar sind sie dennoch.

Die Hückeswagenerin Melanie Kirschsieper ist Foodsharerin. Lebensmittel wie Brötchen holt ihre Organisation bei Supermärktenund Bäckereien ab, die nicht mehr weiterverkaufen werden. Genießbar sind sie dennoch.

Foto: Jürgen Moll

Manchmal sind die naheliegendsten Ideen auch die effektivsten. Der Müll, der gar nicht erst entsteht, ist der beste Müll. Der Strom, der nicht verbraucht wird, muss nicht produziert werden. Und Lebensmittel, die nicht weggeworfen werden müssen, sind auch nicht vergebens hergestellt worden. An diesem Moment kommen die Foodsaver oder Foodsharer ins Spiel.

Erstere sind diejenigen, die die Lebensmittel in den Geschäften – etwa Bäckereien oder Supermärkte – abholen und dabei eine spezielle Ausbildung bei der Foodsharing-Bewegung gemacht haben. Foodsharer sind diejenigen, die die geretteten Lebensmittel an den entsprechend eingerichteten Verteilstellen zum weiteren Verbrauch abholen.

Eine solche Foodsharing-Gruppe gibt es seit sechs Jahren auch in Hückeswagen, zunächst in einer Zusammenarbeit mit der bereits existierenden Remscheider Gruppe. „Mittlerweile hat sich eine gewisse Routine eingestellt, wir haben ein gut funktionierendes Team aus Foodsavern und Foodsharern, dazu mehrere Abholstellen“, erzählt Melanie Kirschsieper. Die Hückeswagenerin ist seit Anfang an dabei, anfangs ist in ihrer Garage in der Wupper-Siedlung verteilt worden.

 Auch in der Corona-Zeit waren die Foodsharer aktiv.

Auch in der Corona-Zeit waren die Foodsharer aktiv.

Foto: Jürgen Moll

„Heute haben wir zwei Verteilstellen auf Wiehagen, eine davon wird öffentlich immer freitags von 15.30 bis 16.30 Uhr im Café KiWie am Drosselweg betrieben, außerdem eine weitere unten in der Stadt“, berichtet Melanie Kirschsieper. Das System funktioniere heute allerdings besonders gut, weil es nicht mehr auf einer Schulter verteilt sei. „Wir haben mehrere Leute, die sich um die Abholungen kümmern und die Verteilungen organisieren.“

Abgesehen davon gehe es darum, dass jeder mitmache. „So werden unsere Foodsharer dazu angehalten, Papier, Pappe und Plastikmüll von der Abholstelle mitzunehmen und zu entsorgen. Dann bleibt das nicht an einer Person hängen“, sagt Melanie Kirschsieper. In der Öffentlichkeit ist es um die Foodsharer in Hückeswagen ein wenig ruhiger geworden – vor allem während der Corona-Zeit. „Wir wollten verhindern, dass sich mit einem Mal zu viele Leute auf einmal treffen“, sagt Melanie Kirschsieper. Zudem sei die Zahl der Lebensmittelretter insgesamt sehr stark angewachsen, was dafür spricht, dass das Konzept in der Schloss-Stadt sehr gut ankommt.

Eine der Lebensmittel-Verteilerinnen, die ebenfalls von Anfang an dabei sind, ist Bettina. Die Hückeswagenerin kommt fast immer mit dem Fahrrad zu den Abholstellen. „Ich bin froh, wenn so wenig wie möglich wegkommen muss. Wenn man so sieht, was teilweise gerettet wird – und was sonst im Müll landen würde –, dann kann einem ganz anders werden“, sagt sie. Die Hückeswagenerin nimmt bei den Abholungen immer mehrere Tüten mit, was auf dem Fahrrad teilweise herausfordernd ist. „Ich verteile dann die Lebensmittel auch weiter, manchmal nehme ich auch Sachen mit ins Büro – die Kollegen freuen sich dann immer sehr“, versichert Bettina schmunzelnd.

In den drei Corona-Jahren sind die Foodsharer in Hückeswagen aktiv geblieben – immer unter Einhaltung der entsprechenden Maßnahmen. „Insofern hat sich außer der Festigung und Verfeinerung der Strukturen nicht viel bei uns geändert“, betont Melanie Kirschsieper.

Ein wenig anders sei allerdings die Kommunikation geworden. „Das läuft zwar immer noch wie vorher über die WhatsApp-Gruppe. Aber die Inhalte haben sich geändert“, sagt sie. Früher sei es in erster Linie nur darum gegangen, die Abholungen anzukündigen – immer wieder auch mit Bildern der geretteten Lebensmittel.

„Heute wird von den Foodsharern in der Gruppe aber auch selbstständig gepostet, wenn sie etwa etwas abzugeben oder zu verteilen haben“, sagt Melanie Kirschsieper. „Wir retten immer noch bei Supermärkten, Bäckereien und Discountern, dazu kommen Kooperationen mit den Wipperfürthern, Radern und den Gruppen in Lüdenscheid und Halver. Zusammen ergeben wir einen großen, zusammenhängenden Bezirk.“

Melanie Kirschsieper sieht den Nachhaltigkeitsgedanken ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit im Vordergrund. „Es geht darum, die Lebensmittel zu retten, die sonst in der Mülltonne landen würden“, unterstreicht sie. Besonders schön sei dabei, dass sie diesen Gedanken mittlerweile auch an ihre Kinder weitergeben konnte.

„Wenn sie sehen, dass irgendwo etwas zu viel ist oder übrigbleibt, dann wollen sie das nicht wegwerfen“, erzählt sie. So sei etwa ihr Sohn vor Weihnachten mit einem Stapel Mandala-Bildern nach Hause gekommen, die noch nicht ausgemalt waren: „Er wollte nicht, dass sie weggeworfen werden“, sagt Melanie Kirschsieper. Um zufrieden nachzuschieben: „Ich habe da wohl etwas Wichtiges bei meinen Kindern gepflanzt.“

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