Nachhaltig leben So funktioniert Lebensmittelrettung in Düsseldorf

Serie | Düsseldorf · Lebensmittelrettung schützt die Umwelt und bringt das Essen dahin, wo es benötigt wird. In der Landeshauptstadt gibt es einige Optionen und Anlaufstellen, um der Verschwendung entgegenzuwirken.

Eine Bäckerei überreicht Backwaren, die übrig geblieben sind, an einen Ehrenamtlichen von Foodsharing.

Eine Bäckerei überreicht Backwaren, die übrig geblieben sind, an einen Ehrenamtlichen von Foodsharing.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

In Düsseldorf rettet allein die Tafel pro Woche 30 Tonnen Lebensmittel – aufs Jahr gerechnet sind das 1.560 Tonnen. Verglichen mit den 11 Millionen Tonnen Lebensmittelabfällen, die jährlich in ganz Deutschland anfallen, ist das aber nur ein kleiner Anteil. Dennoch ist es wichtig, der Verschwendung von Lebensmitteln entgegenzuwirken. Dafür gibt es in Düsseldorf einige Anlaufstellen. Aber auch im eigenen Haushalt lässt sich viel Abfall vermeiden.

Lebensmittel im Alltag retten In Privathaushalten werden pro Kopf und Jahr rund 80 Kilogramm Lebensmittel weggeworfen. Um dem vorzubeugen, gibt es einige einfach Tricks: So können Essenspläne und eine entsprechende Einkaufsliste dabei helfen, Impulskäufe zu vermeiden. Dabei sollte ein Tag für Resteverwertung eingeplant werden. Für mehr Abwechslung lassen sich auch bereits zubereitete Speisen in neue Gerichte integrieren. Apps und Websites wie www.restegourmet.de und www.gutekueche.at/resteverwertung bieten Rezeptideen.

Auch mit überschrittenem Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) können viele Lebensmittel noch verzehrt werden. Ein einfacher Sinnestest – sehen, riechen und schmecken – gibt mehr Aufschluss über die Qualität. Beim Einkauf bieten viele Geschäfte Lebensmittel kurz vor Ablauf des MHD reduziert an. Das gilt oft auch für unverkäufliches Obst und Gemüse, das manchmal in gemischten Aktionstüten angeboten wird.

Beim Restaurantbesuch können etwaige Essensreste in eine eigene Mehrwegbox eingepackt werden. Zudem sollte man Buffet-Angebote vermeiden: Denn Essen, das nicht verzehrt wurde, aber auslag, muss aus Hygienegründen entsorgt werden.

Lebensmittel kostenfrei retten Noch genießbare Lebensmittel können über die bundesweit aktive Organisation „Foodsharing“ weitergegeben werden. Auch in Düsseldorf setzt sich eine Ortsgruppe gegen die Lebensmittelverschwendung ein. An vielen öffentlichen Orten gibt es sogenannte „Fairteiler“ – Kühlschränke, Regale – an denen Lebensmittel hinterlegt werden können. Andere Menschen können sich dann nehmen, was sie brauchen.

Bei Foodsharing gibt es keine Voraussetzungen. Jeder kann das Angebot nutzen. Es gibt zudem Kooperationen mit Supermärkten, Bäckereien, Imbissen, Tankstellen oder Hotels. Dort holen Ehrenamtliche das Essen auch ab. René Haumann, Teamleiter im Hotel Friends am Worringer Platz, ist mit dieser Zusammenarbeit sehr zufrieden: „Wir haben geringere Kosten bei der Abfallentsorgung und unterstützen einen guten Zweck.“ Meist kommen die Foodsharer 30 Minuten nach Ende des Frühstücks vorbei und nehmen die übrig gebliebenen Lebensmittel mit. Die Fairteilerstandorte, Kontaktmöglichkeiten und Regeln sind unter www.foodsharing.de zu finden.

Lebensmittel per App retten Die App „Too Good To Go“ ist weltweit nutzbar – auch in Düsseldorf gibt es rund 300 Anbieter. Das Konzept dahinter: Betriebe können zu selbst ausgewählten Uhrzeiten Lebensmittel für einen reduzierten Preis anbieten. Viele stellen „Überraschungstüten“ mit Waren zusammen, die das MHD-Datum bald erreichen, Obst und Gemüse mit Macken, Backwaren, die nicht verkauft wurden oder vom Vortag sind. Das Angebot lässt sich eher anhand der Art des Ladens erahnen.

Bilder des Tages aus Düsseldorf
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Foto: Christoph Schroeter

Yusah Korkmaz, Inhaber von Shirin-Feinkost auf der Morsestraße, bietet seit zwei Monaten über die App Obst und Gemüse an. „Ich finde es besser, wenn die Menschen die Lebensmittel essen, als sie wegwerfen zu müssen.“ Er selbst habe in der Vergangenheit erlebt, wie es ist, wenig Geld zu haben. „Manchmal gebe ich auch ein bisschen mehr mit“, sagt er lächelnd. Um ein Angebot zu nutzen, wird es in der App reserviert. Bezahlt wird digital über „Too Good To Go“. Die Abholung erfolgt im festgelegten Zeitfenster im jeweiligen Geschäft. Auch diese App kann jeder nutzen.

Lebensmittelrettung der Tafel Die Tafel holt unverkäufliche Lebensmittel in Geschäften ab, um sie an Bedürftige zu verteilen. Ehrenamtliche fahren mit Lieferwagen festgelegte Touren, um Lebensmittel bei Betrieben abzuholen und zu den Ausgabestellen zu bringen. „Mehr Lebensmittelrettung als bei der Tafel gibt es nicht“, sagt Eva Fischer, Vorstandsmitglied der Tafel Düsseldorf. Neben der Kostenersparnis sieht Eva Fischer vor allem Wohltätigkeit und Nachhaltigkeit als Grund für die Kooperation der Geschäfte mit der Tafel.

Allerdings können nicht alle Lebensmittel gerettet werden. Hierfür gibt es in Düsseldorf eine enge Zusammenarbeit mit Foodsharing. „Wir arbeiten nach dem Tafel-First-Prinzip. Das heißt, wir schauen zunächst, dass die Bedürftigen versorgt werden.“ Alles, was übrig bleibe oder nicht verwendet werden könne, gehe an Foodsharing. Da die Gruppe auch bereits verarbeitete Lebensmittel abholt und am Wochenende, an Feiertagen und am Abend tätig ist, sei die Kooperation sehr willkommen.

Weitere Möglichkeiten Es gibt in Düsseldorf einige weitere Institutionen, die Lebensmittelspenden annehmen. Hier ist aber eine vorherige Absprache erforderlich. „Wir sind keine Müllhalde – schlechte Lebensmittel brauchen auch obdachlose Menschen nicht“, teilt eine Notschlafstelle für Obdachlose mit.

Auch in diesem Bereich gibt es Kooperationen: Die Drogenhilfe an der Erkrather Straße arbeitet mit der Messe Düsseldorf zusammen und bekommt dadurch täglich rund 30 Mahlzeiten. „Wir sind aber auch offen für weitere Spenden oder Kooperationen“, so der Leiter der Einrichtung.

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