Heute ist Welt-Linkshänder-Tag Linkshänder - vom Sünder zum Super-Kreativen?
Düsseldorf · Albert Einstein, Marilyn Monroe, Barack Obama - sie alle verbindet eine Gemeinsamkeit: Sie sind Linkshänder. Lange galt diese Händigkeit als exotisch, gar als falsch. Dann hieß es, sie zeichne die besonders kreativen Köpfe aus. Doch was sagt die Wissenschaft?
Alles hat zwei Seiten, dieses Sprichwort ist bekannt dafür, dass es eben zwei Aspekte gleichermaßen beleuchten soll. Was sich darin nicht widerspiegelt ist, dass der Mensch eine Seite von Natur aus bevorzugt - zumindest, wenn es um die Frage nach Links oder Rechts geht.
Die linke Seite allerdings kommt dabei oftmals nicht besonders gut weg. Wer mit links aufsteht, hat meist keinen guten Tag. Zwei linke Hände sind der Garant für Tollpatschigkeit, und nur, wer das Herz am rechten Fleck hat, der ist ein feiner Kerl. Schon in der Antike galt die linke Seite, als die, von der die schlechten Prophezeiungen kommen.
Heute sind solche Sätze zwar nur noch Redewendungen, doch sie zeigen, welch exotische Stellung Linkshänder lange hatten. Ein Grund dafür ist ihre Seltenheit im Verhältnis zu Rechtshändern. Waren laut archäologischer Funde in der Steinzeit noch die Hälfte der Menschen Linkshänder, so sind es heutzutage laut Schätzungen nur noch rund zehn bis 25 Prozent der Weltbevölkerung.
Die Händigkeit wird vom Gehirn bestimmt
Entsprechend galt Rechtshändigkeit lange als das Normale, und auch als das Schöne. In der Folge wurden linkshändige Kinder in Deutschland bis in die 70er Jahre hinein mit Zwang auf die rechte Hand umerzogen. Wer einmal versucht hat, mit seiner "schwachen" Hand zu schreiben, weiß, welche Kraft es kostet, lesbare Buchstaben zu produzieren. Die Folgen waren häufig Lese- und Schreibschwäche, Lern- und psychische Probleme bis hin zum Bettnässen.
Ursache für die Umerziehung von der linken auf die rechte Hand, waren neben kulturellen Ansichten auch die Idee, dass die sogenannte Händigkeit reine Erziehungssache sei. Tatsächlich ist dem jedoch nicht so.
Abschließend konnte der Grund für die favorisierte Seite zwar nicht erforscht werden, Wissenschaftler sind sich jedoch einig, dass das Gehirn für die Händigkeit verantwortlich ist. Dabei ist die linke Gehirnhälfte bei Rechtshändern und die rechte Gehirnhälfte bei Linkshändern bestimmend. Welche Hälfte mehr hervorsticht, liegt zumindest teilweise in den Genen. So zeigten Studien, dass zwei Rechtshänder mit nur zwei prozentiger Wahrscheinlichkeit ein Linkshänder-Kind bekommen. Ist ein Elternteil links dominant, steigt die Chance auf 17 Prozent, sind es beide stehen sie gar 50 zu 50.
Aber auch, wenn der Grund für die Händigkeit nicht gänzlich geklärt ist, so sind sich Wissenschaftler doch in einem einig: die Händigkeit ist von Geburt an festgelegt und unabänderbar - eigentlich jedenfalls. Denn viele Linkshänder stellen sich zumindest teilweise schon in der Kindheit automatisch um. Das liegt vor allem daran, dass die Welt überwiegend von Rechtshändern konzipiert wird. Nicht nur das Spielzeug wird in den meisten Fällen von rechts gereicht. Auch die meisten Alltagsinstrumente sind für Rechtshänder ausgelegt. Dazu gehören Scheren und Aktenordner, aber auch Blasinstrumente wie Blockflöten oder Foto-Kameras. All das gibt es zwar inzwischen für Linkshänder, muss aber immer speziell angeschafft werden.
Schwierig sind auch diese kleinen Umstellungen für Kinder und Erwachsene deshalb, weil nicht nur eine Gehirnhälfte dominant ist, sondern das Gehirn dadurch auch anders arbeitet. Wahrnehmung und Denken von Linkshändern unterscheiden sich durchaus von Rechtshändern. Während letztere eher mit der linken, also der rationalen Seite des Gehirnes denken, erfassen Linkshänder ihre Umwelt mit dem rechten Teil, also demjenigen, der für Gefühle, Vorstellungsvermögen und Kreativität zuständig ist.
Sind Linkshänder wirklich intelligenter?
Diese Erkenntnis ist es auch, die zumindest in unseren Breitengraden dazu führte, dass nach der Abwertung der linken Hand, plötzlich eine Art Faszination für Linkshänder aufkam. Pablo Picasso, Bill Gates, Napoleon Bonaparte, Albert Einstein und Barack Obama sind nur einige der berühmten Linkshänder, die dazu beitrugen, dass Linkshänder plötzlich als besonders kreativ und intelligent galten. Hier finden Sie eine Übersicht der berühmten Linkshänder.
Aber auch das, so die Wissenschaft, ist nur ein Mythos. Zwar gelten sie als überdurchschnittlich sprachbegabt, laut einer Studie des University College London mit 11.000 Kindern ist der Intelligenzquotient (IQ) bei beiden Händigkeiten jedoch im Prinzip identisch. Allerdings ergab die Studie auch, dass bei Linkshändern öfter extreme auftraten, also häufiger IQs über oder unter dem Durchschnitt, was auch die vermeintliche Häufigkeit von berühmten Linkshändern erklären dürfte.