Elektro oder offenes Feuer Das sind die Grill-Trends für den Sommer

Düsseldorf · Offenes Feuer fasziniert die Menschen, auch Grillhersteller tragen dem Rechnung und bringen Feuerstellen mit Grillplatte auf den Markt. Und Elektro-Geräte werden richtig leistungsstark.

 Heißes Eisen: Ein ganz schlichtes Modell einer Feuerplatte, die modernen lassen sich auch auf Kugel- und Keramikgrills legen.

Heißes Eisen: Ein ganz schlichtes Modell einer Feuerplatte, die modernen lassen sich auch auf Kugel- und Keramikgrills legen.

Foto: imago/Felix Jason/imago stock&people

Will der Frühling nicht wirklich kommen, muss man ihm vielleicht ein wenig einheizen – am besten am Grill. Viele haben die Saison schon eröffnet oder den Winter einfach durchgegrillt, andere kramen jetzt Zange und Gasflasche wieder hervor. Grillen bleibt ein Mega-Trend, die Branche boomt. „Es scheint so, als hätten vor allem Männer darin ein neues Hobby entdeckt“, sagt Daniel Schellhoss, Mitinhaber und Geschäftsführer beim nach eigenen Angaben weltgrößten Grillgeschäft Santos in Köln. „Samstags wird nicht mehr am Auto geschraubt, sondern es wird sich dem Grill gewidmet.“ Deshalb gibt es immer Neuheiten an Geräten und Produkten, obwohl es doch eigentlich nur eine Feuerstelle und Fleisch braucht.

Die Grillplatte kommt

Im Trend liegen sogenannte Feuerplatten, die sich auf Feuerschalen, Keramik- oder Kugelgrills legen lassen und auf denen man wie im Süden à la plancha grillen kann. In der Mitte gibt es ein Loch, das über einen Ring gestülpt wird, über den das Feuer mit Brennmaterial und Sauerstoff versorgt wird. Die relativ dicke Stahlplatte verformt sich so, dass Fett nach innen ins Feuer läuft und die Terrasse sauber bleibt. Auf dem heißen Stahl lassen sich Fleisch, Fisch, Spargel, aber auch Spiegeleier zubereiten. Und damit kommt man dem Grundgedanken des Grillens, an einem Feuer zu sitzen und ein Essen zuzubereiten, wieder ganz nah, sagt Jasenko Handanovic, Experte bei Otto Gourmet in Heinsberg.

Der Grill wird auch immer öfter zum Bestandteil einer Outdoor-Küche. Santos hat zum Beispiel für Gasgrills eine versenkbare Edelstahl-Wanne im Programm – so rutschen Gambas nicht mehr durch den Rost, Burger-Patties bleiben nicht mehr kleben, weil mit Fett gearbeitet werden kann. Kunden schätzten laut Schellhoss besonders ein vegetarisches Gericht aus der Pfanne: Reibekuchen. „Da stinkt danach nicht die ganze Bude.“

Der richtige Grill für jeden

Für Daniel Schellhoss bleibt der Gasgrill das Maß aller Dinge. Allerdings geht der Trend zu Geräten mit drei, vier oder sogar fünf Brennern, weil man nur so eine gleichmäßige Hitzeverteilung für das indirekte Grillen erreicht. Zudem sorge ein Heckbrenner dafür, dass Fleisch oder Fisch auf dem Drehspieß perfekt garen und mit Röstaromen versehen werden.

Und auch wenn manche Fans sechs, sieben Grills zu Hause haben, empfiehlt Yannick Meurer, Fleischsommelier bei Gourmetfleisch.de in Mönchengladbach, dem Durchschnittsgriller etwas Bescheidenheit. „Setzen Sie lieber auf eine vernünftige Grundausstattung und auf ein digitales Fleischthermometer“, rät er. Wer noch keinen Oberhitzegrill ausprobiert hat, sollte Steaks mal bei 800 Grad grillen. Laut Daniel Schellhoss verfügen viele moderne Gasgrills deshalb an der Seite über Infrarotbrenner, die solche Temperaturen erreichen und Steak-Freunde glücklich machen.

In den USA liegen zudem Pellet-Smoker im Trend. „Diese ziehen nur so viele Pellets in den Brennofen, wie sie für das Halten der voreingestellten Temperatur brauchen“, sagt Schellhoss. Sie seien ideal isoliert und so sehr gut für die „Long Jobs“ geeignet, bei denen Grillgut bis zu 20 Stunden schmort.

Die besonderen Cuts bleiben

Zuschnitte wie Flanksteak oder Bavette sind vielen Fleischfreunden schon ein Begriff, nun kommen noch Lomo, Presa oder Pluma hinzu, stellt Jasenko Handanovic fest. Die Presa ist der Nackenkern, Lomo der Rücken, Solomillo das Filet und Pluma der Stieldeckel des Iberico-Schweins, und das gerate immer mehr in den Fokus. „Nach der spanischen Tradition wird das Fleisch in einzelne Muskeln zerlegt, für jedes Stück gibt es besondere Zubereitungsarten.“

Wissen ist Macht

„Mehr Qualität kommt auf die Teller, Verbraucher interessieren sich immer mehr für die Story hinter dem Premiumfleisch“, sagt Yannick Meurer. Und da gutes Fleisch seinen Preis hat, wird wenig dem Zufall überlassen. Seminare und Kurse boomen, Techniken und Fleischstrukturen werden für viele immer mehr zur Wissenschaft.

Der E-Grill funktioniert endlich

Früher wurden sie nur belächelt, weil sie die Hitze einer Glühbirne kaum überschritten – heute bringen sie echte Leistung. So kommt der Pulse-Elektrogrill von Weber auf maximal 315 Grad. „Gerade im vierten Stock in der Altbauwohnung, wo man keine Kohlen, Briketts oder auch Gasflaschen die Treppe heraufziehen möchte, ist dieses Modell eine tolle Lösung“, sagt Schellhoss. Der E-Grill habe zudem die geringste Rauchentwicklung, da freuen sich auch die Nachbarn.

Grillen wird smart

Wer erfolgreich mehr als nur Würstchen grillen möchte, der kommt um Fleischthermometer nicht herum. Bei digitalen Funkthermometern lässt sich je nach Fleischsorte die gewünschte Kerntemperatur eingegeben, es gibt auch Fleischfühler, die über eine Smartphone-App gesteuert werden können. Smarte Grills lassen sich sogar via Bluetooth-Verbindung steuern. „Wenn sich der Besuch verspätet oder das Fußballspiel in die Verlängerung geht“, sagt Daniel Schellhoss, „lässt sich vom Sofa aus beobachten, wie sich die Hitze entwickelt.“ Oder es gibt via Thermometer fünf Grad vor Erreichen der Kerntemperatur ein Signal, damit alle Gäste am Tisch Platz nehmen können oder der Salat fertiggestellt wird.

Viele Grillfreunde können damit aber auch nichts anfangen. „Es geht beim Grillen um Geselligkeit und die offene Flamme, um die sich die Menschentraube sammelt – wie zu Anbeginn der Zeit, als Grillen kein Hobby war, sondern Alltag unserer Vorfahren“, sagt Fleischsommelier Yannick Meurer. App-gesteuerte Spielereien seien störanfällig und garantiert nicht auf Langlebigkeit ausgerichtet. „Das Einzige, was mich vom Grillen ablenken sollte, sind die Gespräche um und am Grill – oder alternativ die leere Bierflasche, die Nachschub verlangt.“

Rezept

Fladenbrot mit Marsala-Spießchen vom Schwein

Kugelgrill, Pizzastein

Zutaten für vier Personen: ½ kleine Chilischote, 150 ml Marsala,
2 El brauner Zucker, 600 g Schweinekamm (zum Beispiel Duroc),
50 ml Olivenöl, grobes Meersalz

Fürs Fladenbrot: 200 ml warmes Wasser, 3 El warme Milch, 2 ½ El Zucker, 2 Tl Trockenhefe oder 1 Würfel frische Hefe, 425 g Mehl, ½ Tl Salz, 80 g weiche Butter, 2 Eier (Größe M), Öl für den Pizzastein

Zubereitung Chili fein hacken. Marsala mit Zucker und Chili verrühren. Fleisch in 2 cm große Würfel schneiden, mit Olivenöl einreiben. Mindestens 30 Minuten in der Marsala-Marinade ziehen lassen.

Wasser, Milch, Zucker und Hefe in einer Schüssel vermischen. Etwa 15 Minuten stehen lassen. Mehl mit Salz vermischen. Butter und Eier hinzufügen und verkneten. Hefe-Mischung untermischen. Teig ca. zehn Minuten kneten, bis er seidig glänzt und nicht mehr klebt. Halbieren und zu Kugeln formen. Teig auf Backpapier ca. 30 Minuten an einem warmen Ort gehen lassen.

Aufgeheizten Pizzastein leicht mit Öl einstreichen. Teig darauf setzen,

Backpapier abziehen und die Teigkugeln auf dem Pizzastein flachdrücken (ca. 2,5–3,5 cm). Im Grill indirekt platzieren, Deckel schließen und bei ca. 180–200 °C auf jeder Seite ca. 8 Minuten grillen.

Fleischwürfel aus der Marinade nehmen, mit grobem Meersalz leicht würzen. Eng auf Spieße stecken, ca. 14 Minuten indirekt bei
200 °C grillen.

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