Gehasst und geliebt Ehrenrettung für die Rosine

Weihnachten wäre noch viel besser, wenn nicht überall Rosinen drin wären? Von wegen! Eine Liebeserklärung an eine Schrumpel-Schönheit, die zu Unrecht bei vielen auf dem Index steht, und Rezeptvorschläge, die – seien Sie tapfer – noch eine weitere Tabu-Zutat enthalten.

 Rosinen sind nicht bei jedem beliebt.

Rosinen sind nicht bei jedem beliebt.

Foto: Getty Images/iStockphoto/istock

Die Cancel Culture hat nun auch den Weckmann erreicht. Statt aus zwei Rosinen schaut einen der Stutenkerl mit Schokodrops an – kein Glanz, die Ränder sind wie mit Kajal leicht verschmiert. Smokey Eyes statt Knopfaugen. Muss das wirklich sein? Geht der Rosinenhass wirklich so weit, dass man anscheinend nicht mehr in der Lage ist, zwei höchst sichtbare Rosinen aus dem Backwerk zu pulen? Stattdessen nun also Schokolade statt Rosinen, Fett, Kakao und Industriezucker statt einem Naturprodukt. So soll es wohl neuerdings sein.

Die Rosine hat es nicht leicht, und ihr Fanclub auch nicht. Sie wird als „tote Fliege“ geschmäht, im Studentenfutter bleibt sie als trauriger Rest zurück. Müslis tragen schreiende Sticker auf Verpackungen „Ohne Rosinen“, als enthielten sie sonst eine gefährliche Zutat. Die Eissorte Malaga ist sicher nicht nur wegen ihres Alkoholgeschmacks nicht sonderlich beliebt, und wer einen Riegel Trauben-Nuss-Schokolade anbietet, ohne sich vorher zu outen, wird erfahren, wie geschickt Menschen darin sind, Schokolade verschwinden zu lassen, damit sie nicht im Mund landet. Die Rosine an sich wird nicht mehr geschätzt, dabei war sie für unsere Vorfahren eine wertvolle Quelle für Nährstoffe und mitunter eine höchst kostbare Süßigkeit. Die Zeiten, in denen sich Rosinenpicker noch die besten Stückchen heraussuchten, sind lange vorbei. Heute sind Rosinenpicker eher Menschen, die großes Unheil abwehren müssen, wenn sie orientalischen Reis, Apfelkuchen oder den Kaiserschmarrn mit der Gabel durchpflügen, um ja nicht eine schrumpelige Beere zu übersehen.

Zur Weihnachtszeit erlebt die Rosine aber ein kleines Comeback. Und für ihre Gegner ist zum Beispiel der Stollen eine herbe Prüfung, schließlich kommen auf 100 Gramm Mehl bis zu 80 Gramm süße Früchtchen. Um mit Stollen auch größere Käufergruppen anzusprechen, setzen Bäcker vermehrt auf rosinenfreie Alternativen wie Mandelstollen. Und verwundert registriert man mitunter, wie Menschen, die keine Rosinen mögen, dafür nun Cranberrys mit Begeisterung mampfen. Verstehen muss man es nicht.

Die Rosine hat in anderen Ländern einen ganz anderen Stellenwert. In Großbritannien zum Beispiel essen die Kinder von klein auf die kleinen Beeren als Snack aus den kleinen roten Boxen. Auch der klassische Fruit Cake besteht aus vielen Trockenfrüchten, ebenso wie die zu Weihnachten beliebten Christmas Pudding und Mince Pies, in denen sich Korinthen, Sultaninen und Rosinen als Triumvirat des süßen Geschmacks vereinen. Außerdem gibt es Schokoriegel mit Nüssen und Rosinen. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Trockenfrüchte sind trotz ihres hohen Zuckergehalts eine naturbelassene Süßigkeit, eine natürliche Leckerei, die mit Bedacht verzehrt werden sollte, aber dennoch mit wertvollen Inhaltsstoffen punktet.

Wer die Rosine noch so halbwegs erträgt, findet in einer anderen weihnachtlichen Zutat dann seinen Endgegner: kandierte Früchte, beziehungsweise Zitronat und Orangeat. Das jagt vielen Menschen Schauder den Rücken hinunter. Allerdings kennen viele nur die geschredderten Würfelchen in der Plastikverpackung, die die wahre Kunst des Kandierens nicht widerspiegeln. Wer schon mal am Maison Auer in Nizza vorbei flaniert ist und sich an der Scheibe die Nase plattgedrückt hat angesichts von in Zucker getränkten Früchten, der kann mit der Abscheu wenig anfangen. Die kandierte Orangen- oder Zitronenschale zum Beispiel ist in zarte Streifen geschnitten und von einer feiner Zuckerkruste überzogen. Beim Kandieren werden Früchte mit einer Zuckerlösung überzogen, diese Vorgang wird über Tage wiederholt, so wird der Frucht Flüssigkeit entzogen, und sie wird haltbar. Vielleicht sollte man dieser Handwerkskunst noch einmal eine Chance geben mit einem Orangeat und Zitronat de luxe.

Gewürzkuchen

Zutaten 500 g Mehl, 4 Eier, 250 g Zucker, 250 g Butter oder Margarine, 1 Tütchen Backpulver, 250 g Rosinen, 150 g Zitronat, 125 g Schokoraspeln, je 1 Tl Zimt, Kardamom, gemahlene Nelken

Zubereitung Aus Eiern, Butter, Zucker, Backpulver und Mehl sowie den Gewürzen einen Rührteig herstellen, diesen in der Küchenmaschine fluffig schlagen, dann die Rosinen, das gehackte Zitronat und Schokoladenraspeln hinzufügen. In eine Kastenform geben und bei 180 Grad Celsius Ober-/Unterhitze etwa 45 Minuten lang backen.

Helenenkuchen

Zutaten 140 g Butter, 280 g Zucker, 4 Eier, 8 g Zimt, 2 Msp. gemahlene Nelken, abgeriebene Schale einer Zitrone, ein halbes Tütchen Backpulver, je 140 g Sultaninen und Korinthen, 280 g Mehl

Zubereitung Butter, Zucker und Eier schaumig rühren. Mehl und Backpulver unterziehen, Rosinen und Korinthen hineinrühren. Den Teig in eine Kasten- oder Springform, Oberfläche mit Wasser besprenkeln und mit Mandelblättchen bestreuen. 50 bis 60 Minuten lang bei 160 Grad Celsius Umluft oder 180 Grad Celsius Ober-/Unterhitze backen. Stäbchenprobe machen, im Zweifel zum Ende der Backzeit mit Backpapier abdecken, damit der Kuchen nicht zu stark bräunt. Kuchen erst nach drei Tagen anschneiden, hält sich in einer Dose mehrere Wochen.

Bischofsbrot

Zutaten 4 Eier, jeweils die Menge von Mehl, Zucker, Sultaninen und ungeschälten Mandeln, die dem Gewicht der Eier entspricht (ca. 250 Gramm).

Bischofsbrot wird oft auch als Nikolausbrot bezeichnet.

Bischofsbrot wird oft auch als Nikolausbrot bezeichnet.

Foto: dpa/Stefanie Paul/dpa

Zubereitung Eier und Zucker sehr schaumig rühren, dann Mehl unterziehen und die Sultaninen und Mandeln hinzugeben. Teig in eine Kastenform geben und 50 bis 60 Minuten lang bei 160 Grad Celsius Umluft oder 180 Grad Celsius Ober-/Unterhitze backen. Stäbchenprobe machen, im Zweifel zum Ende der Backzeit mit Backpapier abdecken, damit der Kuchen nicht zu stark bräunt. Hält sich gut verpackt bis zu zwei Wochen.

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