Alleskönner Dattel Vitamine aus der Wüste

Düsseldorf · Datteln gelten in arabischen Ländern als „Brot der Wüste“. Hierzulande sind die Früchte weniger verbreitet. Dabei stecken sie voller gesunder Inhaltsstoffe.

 In der arabischen Welt zählt die Dattel zur Grundversorgung – rund 1500 Sorten gibt es (Symbolbild).

In der arabischen Welt zählt die Dattel zur Grundversorgung – rund 1500 Sorten gibt es (Symbolbild).

Foto: Shutterstock.com / Velveteye

Anbara!“, riefen die arabischen Karawanenführer früher, wenn sie an einen Ort kamen, an dem sie Proviant vergraben hatten – der größtenteils aus Datteln bestand. Nach diesem Ruf, der so viel bedeutet wie Vorrat, ist seither eine Dattelsorte benannt. Nicht von ungefähr wird die Frucht auch als das „Brot der Wüste“ bezeichnet. „Datteln waren lange Zeit für die Menschen in diesen Breiten eine Art Grundversorgung“, sagt Georg Huber, der seit 20 Jahren den arabischen Raum bereist und mit seiner Firma Nara Food Bio-Datteln importiert. Einmal habe er einen Bauern beobachtet, der loszog, um seine Kamele zu suchen. Als Wegzehrung packte er nur Wasser und ein paar Datteln ein – und kam am nächsten Tag putzmunter zurück. Alles, was er brauchte, hatte er bei sich.

Heute gelten die süßen, braunschwarzen Früchte wegen ihrer gesunden Inhaltsstoffe als sogenanntes Superfood und haben längst den Weg in unsere Supermärkte gefunden. Seit zwei Jahren steigt die Nachfrage kontinuierlich, sagt Huber, vor allem in der Bio-Szene. Ken Wunder. Stecken in Datteln doch Vitamine, Antioxidantien und laut Huber bis zu zwölf Mineralstoffe, die das Immunsystem stärken. Besonders Kalium, Phosphor, Magnesium, Calcium, Kupfer und einige B-Vitamine sind reichlich enthalten. Eisen in Kombination mit einer nennenswerten Menge an Vitamin C sind vor allem in frischen Datteln vorhanden und somit gut für den Körper verfügbar. Dazu machen sie noch gute Laune und helfen beim Einschlafen – die Aminosäure Tryptophan kurbelt die stimmungsaufhellende Serotoninproduktion im Gehirn an und trägt zur Entspannung bei.

Vielen Menschen ist die Dattel allerdings zu süß und zu klebrig. Datteln besitzen tatsächlich einen Zuckergehalt von etwa 70 Prozent, der sich aber aus Fruktose, Glukose und anderen Zuckerarten zusammensetzt und damit nur auf einen Kaloriengehalt von rund 290 kcal pro 100 Gramm kommt – weniger als etwa Schokolade. Trotzdem sind sie keine Dickmacher, wenn sie in Maßen gegessen werden. Da sie reich an Ballaststoffen (sieben Gramm pro 100 Gramm) sind, wird die Aufnahme von Zucker verlangsamt. Das macht sie einerseits interessant für Ausdauersportler, weil die Energie langfristig wirkt, zum anderen sind die Früchte auch für Diabetiker geeignet, weil weniger Insulin freigesetzt wird.

Nun ist Dattel nicht gleich Dattel. Rund 1500 Sorten gibt es, etwa ein Drittel lässt sich kommerziell verwerten, 14 importiert Georg Huber. Bio-Datteln, angebaut unter anderem in Marokko und den Vereinigten Arabischen Emiraten und gezogen ohne Pestizide, frisch und weich, so wie es die Europäer mögen. „In der arabischen Welt isst man die Früchte gerne steinhart“, sagt Huber. Sie werden aufgeweicht und in Saucen benutzt oder in Chutneys, liefern das Aroma für Gemüse- und Fleischgerichte. Huber lässt seine Datteln, etwa die weichen Mazafati, nach der Ernte kühl lagern und nach Europa transportieren, beliefert den Großhandel, Feinkostläden und Feinschmecker-Restaurants. Das hat natürlich seinen Preis. „Doch wenn man eine handgepflückte Dattel aus den Königsgärten Saudi-Arabiens probiert“, schwärmt Huber, „dann hat man den Geschmack von 1001 Nacht auf der Zunge.“

Neben der Geschmacksvielfalt faszinieren den Experten vor allem die gesundheitsfördernden Aspekte der Früchte. In vielen arabischen Ländern gehört es zum guten Ton, eine Ajwa-Dattel mit ans Krankenbett zu bringen, fördert sie doch die Heilung des Patienten. In der indischen Ayurveda-Heilkunde etwa wird der Dattel eine wichtige, entschlackende Funktion zugeschrieben. Wissenschaftlich in Studien belegt ist, dass die in Datteln enthaltenen antioxidativ wirksamen sekundären Pflanzenstoffe (Polyphenole) effektiv das Wachstum hemmen können. Dies konnte bei vielen aggressiven Bakterienstämmen nachgewiesen werden. Tatsächlich wirkt Dattelsirup sogar schneller als der ähnlich wirksame Manuka-Honig. Anders gesagt: Die Früchte besitzen entzündungshemmende Eigenschaften. Huber: „In arabischen Ländern legte man früher zum Beispiel eine frische Dattel auf eine Wunde.“

Gerieben eignet sich die die sehr süße und trocken geerntete Sukkari-Dattel auch wunderbar als Zuckerersatz. Einen besseren Süßstoff gebe es nicht, sagt Huber. Erstens, weil der Körper den Dattel-Zucker langsamer verarbeitet, zweitens, weil das Pulver ohne chemische Prozesse oder Zusätze produziert wird. Selbst im Kaffee oder Tee funktioniere der Dattelzucker, erklärt Huber. „Das erzeugt einen feinen, karamelligen Geschmack und hinterlässt einen leichten Satz.“ In Deutschland bestehe hinsichtlich der Eigenschaften dieses speziellen Fruchtzuckers aber noch Aufklärungsbedarf.

Wie wohl überhaupt die Gastrowelt aus Hubers Sicht dem Dattelerlebnis etwas hinterherhinkt. Gerade mal Datteln im Speckmantel seien hierzulande verbreitet und zumeist nur die Sorten Deglet-Nour und Medjool. Dabei eignet sich die Dattel wunderbar zum Backen, kommt bei Fischgerichten zum Einsatz oder als süße und gesunde Note in Smoothies. Huber selbst brät sie auch gerne mal in der Pfanne mit Gemüse und Zwiebeln. Und als Unternehmer weiß er bei Nara Food auch ungewöhnliche Kreationen anzubieten: Dattel-Senf zum Beispiel oder Dattel-Balsamico. Die Welt der Datteln, man ahnt es schon, ist schier unerschöpflich.

Rezepte

Dattel-Bananen-Nusskuchen

Zutaten

225g Datteln, gewürfelt; ½ Päckchen Backpulver; 300 g Milch; 275 g Vollkornmehl; 100 g Butter, gewürfelt; 75g Haselnüsse, grob gehackt; 2 Bananen, reif, zerdrückt; 1 Ei

Zubereitung

Datteln und Milch unter Rühren aufkochen, vom Herd nehmen und etwas abkühlen lassen. Währenddessen das Mehl in eine Schüssel geben, die Butter zugeben und verkneten, bis die Mischung Brotkrümeln ähnelt. Nüsse, Bananen, Ei und Datteln unterrühren. In eine gefettete und mit Backpapier ausgelegte Kastenform füllen, und bei 180°C ca. 45 Minuten backen. Stäbchenprobe! Aus der Form nehmen und erkalten lassen. Wer möchte kann den noch warmen Kuchen mit Honig bestreichen.Dieser Kuchen kommt wirklich ganz ohne extra Zucker aus, die Bananen und Datteln besitzen genügend Süßkraft.

Veganes Früchtebrot

Zutaten
150 g Datteln, 150 g getrocknete Feigen, 150 g Apfelmus, 100 g getrocknete Pflaumen, 100 g gemahlene Mandeln, 100 g Vollkornmehl, 75 g Haselnüsse, 75 g Walnüsse, 50 g getrocknete Aprikosen, 50 g Rosinen, 1 Orange, 1 TL Zimt, 1 TL Lebkuchengewürz

Zubereitung

Zunächst die Datteln, Feigen, Pflaumen und Aprikosen vierteln. Anschließend die Orange auspressen und den Saft zusammen mit allen Trockenfrüchten in eine Schüssel geben. Die Trockenfrüchte sollen den Orangensaft möglichst ganz aufgesaugt haben, das dauert etwa 30 min. In der Zwischenzeit die Nüsse grob hacken. Als nächstes in einer Schüssel die gemahlenen Mandeln, Mehl, Apfelmus und Gewürze vermengen. Sobald das ganze zu einer Masse geworden ist, kann man die Trockenfrüchte und Nüsse dazugeben und mit einem Kochlöffel vermengen. Der Teig sollte das ganze Mehl aufgesaugt haben und so zäh sein, dass man ihn leicht auf dem Backblech in eine längliche Form bringen kann. Das Früchtebrot wird 50 Minuten bei 175 Grad (Ober/Unterhitze) gebacken.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort