Spanische Ferieninsel Das Partyvolk ist zurück auf Ibiza – „Erwartungen wurden übertroffen“

Ibiza-Stadt · Seit zwei Monaten sind die riesigen Clubs auf der spanischen Urlaubsinsel wieder geöffnet. Jetzt ist es wieder so voll wie vor der Pandemie. Die feierfreudigen Urlauber geben viel Geld aus – aber nicht alle freut das.

Sommer auf Ibiza – volle Clubs und Partys
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Sommer auf Ibiza – volle Clubs und Partys

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Foto: AFP/LLUIS GENE

3500 Menschen tanzen dicht an dicht im Nachtclub „Pacha“ auf Ibiza, Hände samt Handys nach oben gereckt. „Es ist, als hätte es Corona nie gegeben“, freut sich die britische Urlauberin Michelle. Zwei Jahre lang blieben die Megaclubs der spanischen Urlaubsinsel wegen der Pandemie geschlossen. Seit zwei Monaten sind sie wieder geöffnet, und die Partytouristen aus aller Welt strömen in Massen herbei.

„Unsere Erwartungen wurden übertroffen“, sagt Paloma Tur, die Sprecherin der Grupo Pacha, die den Nachtclub mit Dachterrasse und Garten in der Nähe des Yachthafens betreibt. „Alles deutet darauf hin, dass die Besucherzahlen noch höher sein werden als 2019.“

„Die Pandemie war eine echte Katastrophe für eine Insel wie Ibiza, wo 84 Prozent des Bruttoinlandsprodukts direkt vom Tourismus abhängen“, sagt Juan Miguel Costa, Tourismusbeauftragter auf der Baleareninsel. 3000 Menschen arbeiten in den Clubs auf Ibiza. Die Discos und Bars waren die letzten, die nach dem Ende der Corona-Maßnahmen wieder öffnen durften - immerhin einen Monat früher als sonst üblich.

„Als die ersten Gäste endlich zurückkamen, haben wir aufgeatmet“, sagt Roberto de Lope, Geschäftsführer des Unternehmens Ushuaïa Entertainment, das zahlreiche Lokale betreibt. Es gebe noch viele Kredite, die während der Pandemie aufgenommen wurden und jetzt zurückgezahlt werden müssen, sagt er.

Zu Ushuaïa Entertainment gehören auch der riesige Nachtclub Hï Ibiza, der bis zu 5700 Gäste fasst, und eine Freiluftdisko, die im vergangenen Sommer nur wenige Tage und für eine reduzierte Zahl von Besuchern geöffnet war.

Als die Sonne im Meer versinkt, tanzen hier mehr als 7000 Menschen um die Pools zur Musik, die der berühmte DJ Calvin Harris auflegt. Der Eintritt kostet 90 Euro, ein Drink um die 20 Euro. Die Partygänger geben enorme Summen auf der Insel aus. Dennoch sind manche Einheimische der Meinung, dass Ibiza den Feiertourismus für seine Wirtschaft nicht braucht.

1,9 Millionen Gäste besuchten vergangenes Jahr Ibiza und die kleine Nachbarinsel Formentera - obwohl die Diskotheken geschlossen waren. 2021 sei ein „ausgezeichnetes“ Jahr für die Gastronomie und die Geschäfte gewesen, sagt Jaume Ribas, Sprecher der Bürgerinitiative Prou (katalanisch für „genug“). „Wir wollen, dass die Einwohner Ibizas erkennen, dass wir nicht nur vom Feiern leben. Das Gegenteil ist der Fall: Die Party geht auf unsere Kosten.“

Die Initiative kämpft seit Jahren gegen den Massentourismus, der die Immobilienpreise in die Höhe treibt und die Umwelt verschmutzt. 152.000 Menschen leben dauerhaft auf Ibiza, im August beherbergt die Insel bis zu 450.000 Menschen. „Dieses Jahr sind die Probleme noch schlimmer. Jeder will arbeiten, sogar die Ganoven“, sagt Ribas und spielt auf den Drogenhandel im Umfeld der Partys an.

Auch den Behörden ist klar, dass die Kapazitäten der Insel begrenzt sind. Die Verwaltung gehe gegen nicht genehmigte Unterkünfte und illegale Partys vor, sagt der Tourismusbeauftragte.

„Wir sind dank der elektronischen Musik eine weltberühmte Marke“, sagt der Tourismusbeauftragte Costa. „Während früher die Saison begann, wenn die Clubs öffneten, und endete, wenn sie schlossen, ist das heute nicht mehr der Fall“, versichert er und verweist auf die Zunahme der Badegäste, die wegen der Strände und nicht wegen der Clubs kommen.

Sara Borrego jedoch ist zum Feiern auf der Insel. Die 32-Jährige aus dem südspanischen Cádiz ist ganz in weiß gekleidet und trägt ein Krone auf dem Kopf. „Braut“ steht darauf. Sie tanzt und tanzt und will gar nicht wieder aufhören. Nachdem Borrego ihre Hochzeit wegen der Pandemie um ein Jahr verschieben musste, heiratet sie diesen Sommer. Bevor es soweit ist, feiert sie mit ihren Freundinnen Junggesellinnenabschied auf Ibiza. „Keine Verbote, keine Masken - wir sind frei“, sagt sie und strahlt.

(csi/AFP)