Staub, Heizungsluft und Lichtmangel Wie man Zimmerpflanzen im Winter richtig versorgt

Berlin/Eislingen · Nicht nur Menschen leiden unter der dunklen Jahreszeit. Auch Zimmerpflanzen fehlt im Winter vor allem eines: Licht. Wir geben Tipps für die richtige Pflege.

 Abstauben tut einer Pflanze gut: Eine Staubschicht auf den Blättern verhält sich sonst wie ein Filter für Sonnenstrahlen.

Abstauben tut einer Pflanze gut: Eine Staubschicht auf den Blättern verhält sich sonst wie ein Filter für Sonnenstrahlen.

Foto: dpa-tmn/Andrea Warnecke

Ohne Licht geht es den meisten Pflanzen nicht gut. Es ist quasi Teil ihrer Ernährung, denn mit Hilfe von Licht produzieren Pflanzen unter anderem Energie. Daher hat im Winter so manches Zimmergrün ein Problem mit den kurzen und dunklen Tagen.

Die einfachste Lösung: Mehr Licht geben, indem man das Grün an hellere Standorte am Fenster stellt. Oder man sorgt für eine zusätzliche Lichtquelle mit speziellen Pflanzenleuchten - am besten mit LEDs, die wenig Strom verbrauchen. Sie lassen sich je nach Bedarf stundenweise oder als Tagverlängerung zuschalten.

Wie hoch der Lichtbedarf von Pflanzen ist, unterscheidet sich. Ein paar beliebte grüne Beispiele: Flamingoblume, Elefantenfuß, Grünlilie und Goldfruchtpalme sollten es nicht dunkler als mit einer Beleuchtungsstärke von 1000 Lux haben. Kolbenfaden, Gummibaum und Drachenbaum dagegen kommen mit mindestens 500 Lux klar.

Ihr Grün ist nicht dabei? Der Fachverband Raumbegrünung und Hydrokultur hat eine Liste an Daten für beliebte Zimmerpflanzen online zusammengestellt. Messen kann man die Beleuchtungsstärke im Wohnraum mit einem sogenannten Luxmeter oder einer Lichtmesser-App für das Smartphone. Aber man sieht den Mangel einer Pflanze im Zweifel auch an: Die Blätter werden gelb und fallen ab.

Bitte abstauben!

Der Lichtmangel wird durch fehlende Pflege begünstigt: Eine Staubschicht auf den Blättern verhält sich wie ein Filter für Sonnenstrahlen. Bis zu 30 Prozent weniger Licht kann je nach Schichtdicke bei der Pflanze ankommen, erklärt Jürgen Herrmannsdörfer vom Fachverband Raumbegrünung und Hydrokultur. Sein Rat: Die Pflanze immer wieder duschen, auch in den anderen Jahreszeiten.

Jetzt im Winter kann man die Blätter von Hand mit einem Tuch und gesammeltem Regenwasser reinigen. Dieses Wasser ist kalkfrei, es hinterlässt also kein Rückstände auf den Blättern. Danach reicht es, regelmäßig mit einem Staubwedel über das Grün zu gehen.

Mit dem grünen Daumen fühlen

Der Lichtmangel versetzt viele Zimmerpflanzen in eine Art Winterschlaf. Sie brauchen dann weniger Wasser, da sie weniger Energie produzieren können. Feste Richtwerte gibt es dafür leider nicht. „Der Wasserbedarf muss immer an den Verbrauch angepasst werden“, erklärt der Gärtnermeister Herrmannsdörfer. Und der ist abhängig von der Blattgröße im Verhältnis zum Pflanzgefäß beziehungsweise Substrat und Speichervolumen.

Hobbygärtner können allerdings gut erahnen, wie viel Wasser die Pflanze braucht. Herrmansdörfer rät, „mit dem grünen Daumen“ zu fühlen, ob die Erde noch feucht ist. Alternativ gibt es Speicher für Wasser mit entsprechenden Anzeigen, wann Nachschub notwendig ist.

Bei den Düngergaben ist es ähnlich: Weil die meisten Pflanzen im Winterhalbjahr weniger wachsen, sollte die Nährstoff-Zufuhr kleiner ausfallen, mindestens um die Hälfte.

Blattfall wegen trockener Heizungsluft

Das Grün hat ein weiteres Problem: Die trockene und warme Heizungsluft lässt viele Pflanzen, vor allem aber die beliebten Zimmergrüns Einblatt und Flamingoblume leiden, sagt Andreas Höfer, der eine Hydrogärtnerei für Zimmerpflanzen in Eislingen (Baden-Württemberg) betreibt.

Vergleichbar wie wir Menschen wegen trockener Raumluft unter Reizungen der Haut und Schleimhäute leiden und unser Abwehrsystem geschwächt werden kann, ergeht es den Zimmerpflanzen. Sie verlieren dann zum Beispiel eher Blätter.

Besonders betroffen sind Pflanzen in unmittelbarer Nähe der Wärmequelle, etwa am Boden über einer Fußbodenheizung. Gärtnermeister Herrmannsdörfer empfiehlt hier hohe Säulengefäße als Übertopf. Hier bleibt ein Luftraum zwischen Unterseite und dem Pflanztopf, der eher vor Überhitzung schützt.

Wasserschalen oder ein Zimmerbrunnen erhöhen die Luftfeuchtigkeit im Raum. Höfer rät zu Wasserspielen mit Lavasteinen, die große Poren und eine sehr große Oberfläche haben. Und er empfiehlt in Wohnräumen mit trockener Luft das Lüften bei feuchter Außenwitterung als „ein probates Mittel, um die Luftfeuchtigkeit in den Räumen wieder zu erhöhen.“

Aber: Lüften ist nur bedingt die Lösung

Diese Maßnahmen sollten allerdings nur eingesetzt werden, wenn man den Kreislauf aus Lüften und Heizen insgesamt im Griff hat, denn eine zu hohe Luftfeuchtigkeit im Raum wiederum kann die Bildung von Schimmel an Wänden und Möbeln fördern. Daher sollte die Luftfeuchtigkeit im Wohnraum optimalerweise 60 Prozent nicht übersteigen, ein Hygrometer misst diesen Faktor.

Eine gute Lösung für die Pflanzen ist alternativ das Erhöhen der Luftfeuchtigkeit. Damit verbessert sich das Mikroklima. Sie können direkt am Topf der Zimmerpflanze eine Wasserschalle aufstellen. Alternativ rät die Gartenakademie Rheinland-Pfalz zu einem Nebel aus der Sprühflasche.

An kalten Wintertagen ist das Lüften nicht immer gut für die Zimmerpflanzen. „Wenn sich der Mensch im Zug unwohl fühlt, tut es die Pflanze auch“, sagt Jürgen Herrmannsdörfer. Gefährlich werden kann Zugluft mit Temperaturen von unter zehn Grad für Pflanzen mit kleinen und weichen Blättern, etwa das Einblatt. Die Pflanze sollten Sie während des Stoßlüftens woanders hinstellen.

Im Winter besonders ein Problem: Schädlinge

Die Heizungsluft lässt die Pflanzen nicht nur eher vertrocknen. Sie bietet auch Schädlingen wie Spinnmilben, Woll- und Schildläusen gute Lebensbedingungen. Bei den ersten Anzeichen eines Befalls sollte der Besitzer seine Pflanze reinigen. „Im Idealfall, indem man sie im Garten schrägt hinlegt und mit Wasser abspritzt“, sagt Höfer. Alternativ mit einem feuchten Tuch abreiben und danach passende Pflanzenschutzpräparate verabreichen, etwa auf Öl-Basis.

Herrmannsdörfer empfiehlt, befallene Triebe herauszuschneiden. Bleiben einzelne Milben und Läuse übrig, können Sie diese mit einer Seifenlösung abwischen und dann ebenfalls Schutzpräparate anwenden. Das wirkt auch vorbeugend, sagt der Experte.

(mcv/dpa)
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