Hochzeitsflug der Insekten Darum gibt es gerade so viele fliegende Ameisen

Düsseldorf · Das sonnige Wetter lockt fliegende Ameisen aus ihren Nestern. Vor den schwarzen Insekten muss sich aber niemand fürchten, versichern Naturschützer. Sie erklären, was es mit dem Hochzeitsflug der Tiere auf sich hat.

 Eine Ameise melkt Blattläuse (Archiv).

Eine Ameise melkt Blattläuse (Archiv).

Foto: dpa/Silas Stein

Ameisen krabbeln nicht nur über den Boden. Einige entwickeln auch Flügel, damit sie das Nest verlassen und anderswo einen neuen Staat gründen können. Es sind die geschlechtsreifen Männchen und Weibchen einer Kolonie. Sie werden solange von den flügellosen Arbeiter-Ameisen mit Nahrung versorgt, bis sie ausgewachsen sind, erklärt Daniela Franzisi vom Naturschutzbund (Nabu) Deutschland. Sobald es das Wetter dann zulasse, schwärmten die fliegenden Ameisen aus - und zwar alle auf einmal. „Wie auf ein geheimes Zeichen“, sagt die Insekten-Expertin. „Es kann sein, dass plötzlich Tausende von geflügelten Ameisen herum fliegen. Das sieht dann aus wie ein Ameisenschwarm.“

Während ihres Fluges paarten sich die Weibchen und Männchen mit fliegenden Ameisen aus anderen Kolonien, sagt Klaus-Berndt Nickel vom Verein Deutsche Ameisenschutzwarte. Deshalb werde vom Hochzeitsflug der Tiere gesprochen. Anschließend würden die Männchen sterben, und die befruchteten Weibchen gründeten an einem geeigneten Ort eine neue Kolonie. Dafür würden die Flügel abfallen. „Unter der Erde stören die Flügel nur“, erklärt Nickel.

Dieser Hochzeitstanz sei mehrmals im Jahr zu beobachten, sagt der Ameisen-Fachmann. Am Niederrhein berichten gerade wieder mehrere Menschen davon. Manche haben Dutzende Tiere auf ihrer Terrasse oder am Balkon gezählt, vielleicht sogar mehr. Trotzdem will Holger Sticht, NRW-Landesvorsitzender der Naturschutzorganisation BUND, nicht davon sprechen, dass es in diesem Sommer besonders viele fliegende Ameisen geben könnte. Er vermutet vielmehr, dass es eine Frage der Wahrnehmung sei: Bei dem sonnigen Wetter seien viele Menschen draußen in der Natur. Die fliegenden Ameisen würden ihnen deshalb eher auffallen, als wenn sie zu Hause blieben.

Es ist aber ein kurzes Phänomen: „Die Hochzeitsflüge der Ameisen dauern in der Regel zwei bis drei Tage, dann sind die Tiere wieder verschwunden“, sagt Daniela Franzisi. Sollten die Ameisen in dieser Zeit in einer Wohnung auftauchen, könnten sie mit „sanften Methoden“ vertrieben werden - zum Beispiel, indem der Boden mit Zitronenessig geputzt und Lavendel-Öl oder Zimt verstreut werde: „Diese Gerüche mögen sie nicht.“ Und egal wie viele es sind: Niemand müsse Angst vor den schwarzen Insekten haben, versichern die Fachleute. „Die fliegenden Ameisen beißen nicht, sie stechen nicht, sie sind völlig ungefährlich“, sagt Sticht. Trotzdem reagierten viele Menschen irritiert, „weil Ameisen normalerweise nicht fliegen können und die fliegenden Ameisen auch etwa doppelt so groß sind wie andere Ameisen“, sagt Franzisi.

Diese Insekten und Spinnen krabbeln im Sommer
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Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Es müsse sich aber niemand vor den kleinen, schwarzen Insekten ekeln - nicht einmal dann, wenn sie auf dem Kopf von jemandem landeten und ins Haar kröchen. „Es sind faszinierende Tiere“, meint Sticht. „Wir können froh sein, dass es sie gibt.“ Sie erfüllten wichtige Aufgaben in der Natur - unter anderem als Futter für Vögel. Das wüssten viele Menschen aber nicht: „Wir stellen immer wieder fest, dass das Allgemeinwissen zu Flora und Fauna abgenommen hat“, sagt Sticht.

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