Die drei Gestrengen Die Eisheiligen – was ist dran an dem jährlich wiederkehrenden Wetterphänomen?

Pankraz, Servaz, Bonifaz, machen erst dem Sommer Platz – um die Eisheiligen haben sich viele Bauernregeln entwickelt. Was wirklich dran ist an den Wettervoraussagen und welche Fakten Sie über die Eisheiligen wissen sollten – wir verraten es.

Eisheilgen: 10 Fakten zu den Eismännern
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10 wissenswerte Fakten rund um die Eisheiligen

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Wann sind die Eisheiligen 2024?

2024 beginnen die Eisheiligen am Samstag, 11. Mai und ziehen sich bis zum Mittwoch, 15. Mai. Der genaue Zeitpunkt der Eisheiligen unterscheidet sich doch je nach Wohnort: Im Norden beginnen die Eisheiligen etwas früher, da die kalte Luft den Norden zuerst erreicht. Im Norden sind die Eisheiligen vom 11. bis zum 13. Mai.

Im Süden und Südosten werden der 14. und 15. Mai hinzugezählt, während der 11. Mai oft nicht berücksichtigt wird . Der 15. Mai – der Namenstag der Heiligen Sophia von Rom – hat sowohl im Süden als auch im Norden eine wichtige Bedeutung. Erst wenn die „kalte Sophie“ vorüber ist, sind die Pflanzen vor Frost sicher. So besagt es eine von vielen Bauernregeln.

Was sind die Eisheiligen?

Die Eisheiligen sind christliche Heilige, die zwischen dem 11. Mai und dem 15. Mai ihre Namenstage haben. Die Eisheiligen werden auch „Eismänner“, „gestrenge Herren“ oder „die drei Gestrengen“ genannt. Das Wetter an den Eisheiligen soll laut Bauernregeln den letzten Frost des Jahres bringen. Erst wenn die Eisheiligen vorüber sind, sind angebaute Pflanzen sicher.

Die Bauernregeln zu den Eisheiligen entstanden durch jahrhundertelange Aufzeichnungen, die das Wetter, die Temperaturen und die Jahreszeiten beobachteten. Daraus wurden Regeln für die Aussaat und die Ernte abgeleitet. Mitte Mai wurde häufig beobachtet, dass es zu einem oder mehreren Kälteeinbrüchen kommt.

Aus meteorologischer Sicht entsteht der Frost im Mai durch Tiefdruckgebiete: Wenn die Sonne Mitteleuropa erwärmt, während das Meer noch kalt ist, entstehen Luftströme. Warme Luft zieht nach Norden, während kalte Polarluft nach Deutschland und über ganz Mitteleuropa strömt.

Genau auf den Zeitraum zwischen dem 11. und 15. Mai fallen diese eisigen Strömungen jedoch nicht. Sie können früher oder später eintreffen. Auch nach dem 15. Mai sind Ernte und Balkonpflanzen nicht zweifelsfrei vor Frost sicher. Im Mai kommt es durchschnittlich ein bis zweimal zu Bodenfrost.

Tatsächlich sind die Eisheiligen heute nicht mehr genau an den Namenstagen der Heiligen, sondern etwa zehn Tage später. Grund dafür ist die Kalenderreform von 1582, wo der Wechsel vom Julianischen Kalender zum Gregorianischen Kalender vollzogen wurde. Noch heute nutzen wir in der westlichen Welt den überwiegend den Gregorianischen Kalender.

Wie heißen die Eisheiligen?

Sowohl im Norden als auch im Süden gibt es drei Eisheilige oder Eismänner. In Süddeutschland zählt Mamertus mit dem Namenstag am 11. Mai jedoch nicht zu einem der Eisheiligen. Im Norden gehört Bonifatius am 14. Mai nicht zu den Eisheiligen.

In vielen alten Bauernregeln wird die „kalte Sophie“ mit einbezogen. Sie hat ihren Namenstag am 15. Mai und läutet sowohl im Süden als auch im Norden das offizielle Ende der frostigen Zeit ein – mit Ausnahme von der Schafskälte im Juni.

Nach dem 15. Mai können Bauern und Hobbygärtner aufatmen. Sie haben – laut Bauernregeln – keinen Nachtfrost mehr zu befürchten. Die Eisheiligen werden auch die drei Gestrengen, Eismänner oder Maifröste genannt.

Das sind die Eisheiligen:

  • Mamertus (11. Mai): Der Bischof Mamertus aus der französischen Vienne lebte im fünften Jahrhundert. In Deutschland wird Mamertus auch Mamert genannt.
  • Pankratius (12. Mai): Der Heilige Pankratius lebte im dritten und vierten Jahrhundert nach Christi. In Deutschland wird er auch Pankraz genannt. Unter der Herrschaft des römischen Kaisers Diokletian wurde Pankratius aufgrund seines christlichen Glaubens als Märtyrer enthauptet.
  • Servatius (13. Mai): Der Bischof Servatius von Tongern lebte im vierten Jahrhundert in Maastricht. In Deutschland ist Servatius unter dem Spitznamen Servaz bekannt.
  • Bonifatius (14. Mai): Bonifatius von Tarsus trägt in Deutschland den Namen Bonifaz. Bonifatius wurde im vierten Jahrhundert von Rom nach Tarsus im Gebiet der heutigen Türkei entsandt, ließ sich dort als Christ taufen und wurde kurz darauf für seinen Glauben gefoltert und getötet.
  • Sophia (15. Mai): Sophia von Rom zählt nicht zu den Eisheiligen, sie ist dennoch wichtig. Sie ist als eine frühchristliche Märtyrin bekannt und lebte im vierten Jahrhundert nach Christus. Unter dem römischen Kaiser Diokletian wurde sie wie Pankraz als Christin verfolgt und getötet. In Deutschland ist Sophia von Rom heute als kalte Sophie bekannt. Sie läutet das Ende der Eisheiligen ein.

Bauernregel zu den Eisheiligen

Aus Beobachtungen des Wetters und der Jahreszeiten sind zu den Eisheiligen zahlreiche Bauernregeln entstanden. Die meisten dieser Bauernregeln sagen aus, dass die Eismänner die Ernte durch ihre Kälte zerstören und die Aussaat erst nach der kalten Sophie begonnen werden sollte.

Das sind die bekanntesten Bauernregeln zu den Eisheiligen:

  • Mamertus, Pankratius, Servatius bringen oft Kälte und Verdruss.
  • Pankraz, Servaz, Bonifaz machen erst dem Sommer Platz.
  • Pankraz und Servaz sind zwei böse Brüder, was der Frühling gebracht, zerstören sie wieder.
  • Servaz muss vorüber sein, will man vor Nachtfrost sicher sein.
  • Vor Bonifaz kein Sommer, nach der Sophie kein Frost.
  • Sophie man die Kalte nennt, weil sie gern kalt Wetter bringt.
  • Mamerz hat ein kaltes Herz.
  • Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist.
  • Die kalte Sophie macht alles hie (Bayrisch: kaputt).
  • Pflanze nie vor der kalten Sophie.
  • Pankrazi, Servazi und Bonifazi sind drei frostige Bazi. Und zum Schluss fehlt nie die kalte Sophie.

Welche Pflanzen dürfen erst nach den Eisheiligen ins Freiland?

Die Eisheiligen sind zwar keine sichere Wettervoraussage, doch sie erinnern Hobbygärtner und Bauern daran, Samen nicht zu früh auf die Felder, in den Garten oder in Blumenkästen zu pflanzen. Frostempfindliche Pflanzen sollten vorsichtshalber erst nach dem 20. Mai gepflanzt werden.

Diese Pflanzen und Blumen sind frostempfindlich:

  • Knollenbegonien
  • Pelargonien
  • Fuchsien
  • Astern
  • Zinnien
  • Gurken
  • Kürbisse
  • Bohnen
  • Zucchini

Wer Blumen, Kräuter und Balkongemüse früher anpflanzen möchte, sollte auf Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes achten. Dieser kann genauer vorhersagen, wie sich die Temperaturen und das Wetter entwickeln und ob es demnächst noch einmal zu Frost kommen wird.

Droht Nachtfrost, können Sie bereits gepflanzte Blumen und Gemüse mit Gartenvlies, Tontöpfen oder Kartons schützen. Diese Materialien wärmen den Boden wie eine Decke und bewahren die Pflanzen vor dem Erfrieren.

Die Schafskälte ist etwas anderes als die Eisheiligen. Sie findet im Juni statt und bringt noch einmal kalte Polarluft nach Europa. Traditionell hatte dies vor allem Auswirkungen auf Schafe: Waren diese bereits geschoren, konnte der Kälteeinbruch gefährlich für sie werden.

Daraus leitete sich die Regel ab, dass Schafe erst nach der Schafskälte geschoren werden sollten – also etwa ab Mitte Juni. Die Schafskälte ist kein bestimmter Tag, sondern ein Zeitraum. Sie kann zwischen dem vierten Juni und dem 20. Juni eintreten. Am häufigsten tritt sie um den 11. Juni auf.

Etwas mit den Eisheiligen hat Sie dann doch gemeinsam: Der plötzliche Kälteeinbruch ist auf das gleiche Wetterphänomen zurückzuführen, das auch um die Eisheiligen zu Nachtfrost führen kann. Das Festland und das Meer erwärmen sich im Juni unterschiedlich, daraus entstehen Tiefdruckgebiete und kühle, feuchte Luft aus dem Nordwesten strömt nach Mitteleuropa.

Wann ist die Schafskälte 2024?

Die Schafskälte findet immer im gleichen Zeitraum statt – auch 2024. Zwischen dem 4. Juni und dem 20. Juni könnte es zu einem plötzlichen Kälteeinbruch kommen. Allerdings kommt die Schafskälte nicht zwingend jedes Jahr vor. In einigen Sommern bleibt es durchgehend heiß.

Dass ein solcher Kälteeinbruch mindestens einmal in diesem Zeitraum eintrifft, ist jedoch sehr wahrscheinlich. Meteorologische Auswertungen über einen Zeitraum von etwa 70 Jahren haben ergeben, dass die Schafskälte mit einer knapp 90-prozentigen Wahrscheinlichkeit eintrifft – vor allem im Gebiet der Alpen. Schnee im Juni? In den Bergen ist das zur Schafskälte kein seltenes Phänomen.

Auch für die Schafskälte sind einige Bauernregeln entstanden, die sich um den 11. Juni ranken – dem Gedenktag des Sankt Barnabas.

Das sind die bekanntesten Bauernregeln zur Schafskälte:

  • Wenn Barnabas bringt Regen, so gibt es auch viel Traubensegen.
  • Regen an Sankt Barnabas, währet 40 Tage ohne Unterlass.
  • Regnet es an Barnabas, schwimmen die Trauben bis ins Fass.
  • Der Barnabas macht, wenn er günstig ist, wieder gut, was vielleicht schon verdorben ist.

Kurz nach der Schafskälte folgt der Siebenschläfertag am 27. Juni. Die bekannteste Bauernregel um diesen Tag lautet „Das Wetter am Siebenschläfertag noch sieben Wochen bleiben mag“. Tatsächlich trifft diese Regel nicht auf einen einzigen Tag, sondern auf die gesamte erste Juliwoche zu. Bleibt zu hoffen, dass die Schafskälte in diesem Zeitraum nicht mehr vorkommt und uns ein sonniger Sommer bevorsteht.