Balkon & Garten Farbexplosion im Frühjahr — Auftritt für den Lerchensporn

Er kommt plötzlich mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen des Frühlings und verschwindet scheinbar genauso unerwartet wieder: Der Hohle Lerchensporn verwandelt Flecken im Halbschatten für kurze Zeit in ein Blütenmeer.

 Lerchensporn: So sieht er aus.

Lerchensporn: So sieht er aus.

Foto: dpa, may gab

<p>Er kommt plötzlich mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen des Frühlings und verschwindet scheinbar genauso unerwartet wieder: Der Hohle Lerchensporn verwandelt Flecken im Halbschatten für kurze Zeit in ein Blütenmeer.

"Wir sprechen hier von einem Ephemere", erklärt Anja Maubach, Staudengärtnerin und Gartenarchitektin aus Wuppertal. Nach ihrer Blüte zieht sich so eine Pflanze in den Boden zurück, überdauert dort den Rest des Jahres, und im nächsten Frühjahr beginnt das Schauspiel erneut.

Der Lerchensporn hat schöne Blüten, von denen immer mehrere zusammenstehen. Die Einzelblüten haben einen langen Sporn, der den Pflanzen auch zu ihrem deutschen Namen verholfen hat. Im Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen von Marzell wird die Blütenform mit dem Federbusch auf dem Kopf der Haubenlerche verglichen. Diese Blütenform tragen auch viele andere der insgesamt rund 300 Arten der Gattung Corydalis. Für den Gärtner sind vor allem der Gelbe Lerchensporn (Corydalis lutea), der Blaue (C. flexuosa), der Hellgelbe (C. ochroleuca) und der Farnblättrige Lerchensporn (C. cheilanthifolia) von Bedeutung.

Lerchensporn ist robust

Der zu den Erdrauchgewächsen zählende Lerchensporn hat zarte oberirdische Pflanzenteile. Dennoch ist er robust. "Die knolligen Wurzeln des Hohlen Lerchensporns sitzen 30 bis 40 Zentimeter tief in der Erde", erklärt Maubach. Die so zarten Triebe können sich kraftvoll und robust aus dem tiefen Boden in die Höhe schieben. "Die Pflanze erscheint zart und zerbrechlich, ist aber erstaunlich anpassungsfähig und robust", sagt auch Jörg Pfenningschmidt, Planer für Staudengärten aus Hamburg.

Er hat einen Tipp für einen schwierigen Standort: "Haben Sie zum Beispiel eine schattige Hauswand, an der es trocken werden kann und an der sonst nie etwas wächst, würde ich es einmal mit dem Hellgelben Lerchensporn probieren." Der Boden wird vorher gut aufgelockert und reichlich Kompost eingearbeitet. "Stehende Nässe mag kein Lerchensporn." Ein humoser Waldboden mit etwas Kalk und einem guten Wasserabzug sei grundsätzlich ideal.

"Die Ausbreitung der Pflanzen erfolgt vor allem über die Samen", sagt Maubach. Sie rät davon ab, nach der Blüte die tief in das Erdreich zurückgezogenen Pflanzen auszugraben. Meist bricht man dabei nur die Triebe ab, gelangt aber nicht an die Wurzeln. Das gilt auch für einige der anderen Arten. "Wenn es dem Lerchensporn an einer Stelle gefällt, wird der überraschend schnell größer, sät sich aus und verwandelt auf charmante Art eine bis dahin trostlose Wüste in ein duftiges Blütenmeer", schwärmt Pfenningschmidt geradezu.

Während der Hohle Lerchensporn zwischen Sträuchern und Bäumen wächst, sind Gelbe Lerchensporne laut Maubach ein Kandidat für Gemäuer, Treppen und Ritzen. Sie passen sich an und vertragen sommerliche Trockenheit. "Ich habe sie auch in den Töpfen wiedergefunden", sagt Pfenningschmidt. Er mag vor allem die kontrastreiche Kombination aus filigranem Lerchensporn und wuchtigen Hosta-Blättern.

Der Blaue Lerchensporn ist noch gar nicht so lange als Gartenpflanze bekannt, erst Ende der 80er Jahre kam die Staude aus China in unsere Gärten. Und mit ihr kam eine zweite blaublühende Art namens Corydalis elata mit strahlend blauen Blüten ins Spiel. Pfenningschmidt empfiehlt vor allem die Sorte Blue Summit.

Die beiden Arten unterscheiden sich besonders in der Blütezeit: Corydalis flexuosa erscheint im April, Corydalis elata ist ein Sommerblüher. "Die Blüten erscheinen sehr lange in den Sommermonaten und sind teilweise sogar noch im Herbst präsent", sagt Maubach. Aber diese Arten sind nicht so tolerant gegenüber sommerlicher Trockenheit. Und: "Bei uns ist der Blaue Lerchensporn meist nicht so langlebig, weil der zu nass steht", erklärt die Staudengärtnerin.

Er mag typischen Waldboden

Auch für die blaue Variante empfiehlt Pfenningschmidt: "Der Boden sollte ein typischer Waldboden sein: locker, humos, nicht stehend nass, sondern dank Laub und Moos leicht feucht." Das gelingt unter anderem, in dem das Herbstlaub auf dem Beet liegen bleibt.

"Dieser Lerchensporn verbreitet sich gerne mit dünnen Ausläufern", erklärt der Gartenplaner. So passt er gestalterisch gut zu Farnen, Funkien und Elfenblumen. "Wer diesen Standort nicht bieten kann, der setzt diese Pflänzchen in Töpfe und hält sie im kühlen Schatten oder in einem Gewächshaus mit alpinen Pflanzen", empfiehlt Maubach.

Eine Topfpflanze kann man gut teilen, wenn sie sich in die Erde zurückgezogen haben. "Jedes kleine Wurzelstückchen mit einem Knöllchen entwickelt sich zu einer Pflanze." Ein weiterer Vorteil des Haltens in einem höher gestellten Topf: Man nimmt den Duft der Corydalis elata wahr, ohne sich bücken zu müssen. Manche erinnere der Duft an Kokosnuss, andere finden, es sei Kamelie oder Bittermandel, sagt Pfenningschmidt.

Der Farnblättrige Lerchensporn (C. cheilanthifolia) ist besonders: Er behält sein Laub das ganz Jahr über und bildet Blattrosetten, die einen Durchmesser von bis zu 40 Zentimeter haben können. "Das Laub erinnert an Farne", beschreibt Maubach diese Art, die sich in der Gesellschaft von Rhododendron und Azaleen wohlfühlt. Im Frühling sind die Blätter frischgrün und von leuchtend gelben Blütentrauben besetzt, zum Winter hin nimmt es einen warmen Bronzeton an.

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