Damit keine Strafen drohen Hecke schneiden – Wann und wie ist das richtig?

Hecken gehören zu vielen Gärten dazu und wollen richtig gepflegt werden. Wir geben Tipps, wann das Hecke schneiden richtig ist und wie man dabei vorgeht.

Hecke schneiden: Zehn Tipps wann es erlaubt ist & wie es richtig geht
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Zehn Tipps zum Hecke schneiden

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Foto: Shutterstock/Serhii Bobyk

Hecken sind zwar vielleicht nicht "typisch deutsch" – aber sie erfreuen sich in Deutschland einer recht großen Beliebtheit bei Gartenbesitzern. In einigen Regionen, wie etwa der Eifel gibt es imposante mehrere Meter hohe Hecken und bereits Cäsar sollen bei seinem Gallien-Feldzug Hecken auf dem Vormarsch im Weg gestanden haben.

Zumindest berichtet der römische Feldherr in seinem De bello Gallico von den Hecken der Nervier, einem gallischen Volksstamm im heutigen Belgien. Deren Anpflanzungen und Beschneidungen junger Bäume, durchsetzt mit Dornbüschen, hätten die Wirkung von Mauern gehabt und das Durchkommen der römischen Reiter und Soldaten erschwert.

Das richtige Beschneiden und in Form bringen der Hecken spielte also auch bereits um 57 vor Christus eine Rolle – und heute nicht minder.

Schließlich wachsen die für Hecken häufig verwendeten Sträucher und Büsche zwischen zehn und 50 Zentimeter pro Jahr und das ja auch nicht gleichmäßig. Die Hecke schneiden ist damit eine für Heckenbesitzer unumgängliche Tätigkeit – die allerdings einigen Regeln folgen sollte. Und die auch Gesetzen wie dem Bundesnaturschutzgesetz unterworfen sind.

Wann darf man seine Hecke schneiden?

Spontan würden viele da wohl antworten, dass man seine eigene Hecke immer schneiden dürfe – außer natürlich in der Mittagsruhe oder nachts. Grundsätzlich ist das auch richtig, die Frage ist nur, wie sehr man seine Hecke schneiden möchte.

"Starke Rückschnitte und Rodungen dürfen nicht in der Zeit vom 1. März bis 30. September durchgeführt werden. Sonst könnten brütende Vögel gestört werden. Kleine Formschnitte sind aber auch im Sommer in Ordnung", erklärt Silvia Teich, Sprecherin des NABU (Naturschutzbund Deutschland).

Ganz klar geregelt ist das im Bundesnaturschutzgesetz. Im Paragrafen 39, Absatz 5, Satz 1, Nummer 2 (§ 39 Abs. 5 Satz 1 Nr. 2 BNatSchG) steht:

"Es ist verboten, (...) Bäume, die außerhalb des Waldes, von Kurzumtriebsplantagen oder gärtnerisch genutzten Grundflächen stehen, Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September abzuschneiden, auf den Stock zu setzen oder zu beseitigen; zulässig sind schonende Form- und Pflegeschnitte zur Beseitigung des Zuwachses der Pflanzen oder zur Gesunderhaltung von Bäumen, (...)"

Das heißt, wer vorhat, seinen Garten mit Hecken- oder auch Baumbestand sehr grundlegend umzugestalten oder aber eine bestehende Hecke mit einem sogenannten Verjüngungsschnitt "auf den Stock" setzen will, der muss dies in der kalten Jahreszeit im Herbst oder Winter tun. Ansonsten handelt er gegen das Gesetz.

Was passiert bei einem Verstoß?

Nach Paragraf 69, Absatz 3, Nummer 13 des Bundesnaturschutzgesetzes ist eine Zuwiderhandlung eine Ordnungswidrigkeit, die mit einem Bußgeld von bis zu zehntausend Euro geahndet werden kann.

Die tatsächlich verhängten Bußgelder unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland. Es kommt dabei auch auf den verursachten Schaden an und wie groß die Hecke ist. Zuständig für die Einhaltung des Verbots und die Ahndung von Verstößen können verschiedene Behörden sein, vom Ordnungsamt bis zu den "Unteren Umweltschutzbehörden".

Gibt es Ausnahmen für den Rückschnitt von Hecken?

Ein schonender Pflegeschnitt, also die Hecke wieder in Form trimmen oder kranke, befallenn Stellen zurückschneiden, ist aber jederzeit erlaubt. Allerdings gibt es dafür aus botanisch-gärtnerischer Sicht Zeitpunkte, an denen das gut und solche, an denen das eher schlecht ist (siehe unten).

Paragrafen 39, Absatz 5, Satz 2 des Bundesnaturschutzgesetzes regelt dann auch weitere Ausnahmen, und zwar:

  1. behördlich angeordnete Maßnahmen
  2. Maßnahmen, die im öffentlichen Interesse nicht auf andere Weise oder zu anderer Zeit durchgeführt werden können, wenn sie a) behördlich durchgeführt werden, b) behördlich zugelassen sind oder c) der Gewährleistung der Verkehrssicherheit dienen
  3. nach § 15 zulässige Eingriffe in Natur und Landschaft
  4. zulässige Bauvorhaben, wenn nur geringfügiger Gehölzbewuchs zur Verwirklichung der Baumaßnahmen beseitigt werden muss

Das heißt also, dass etwa Feuerwehrzufahrten oder andere Zugänge frei geschnitten werden dürfen – wegen des öffentlichen Interesses – oder bei Bauprojekten, mit entsprechender Genehmigung, Gehölz und Hecken entfernt werden dürfen.

Im Zweifel allerdings sollte man bei den zuständigen Behörden nachfragen.

Warum dürfen Hecken zwischen März und September nicht geschnitten werden?

Wie Silvia Teich ausführt – insbesondere, um brütende Vögel nicht zu stören. Hier geht es um Artenschutz, ganz konkret um den Vogelschutz. Das Gesetz definiert den gesamten Zeitraum vom 1. März bis 30. September als Nist- und Brutzeit der Vögel. Natürlich nisten und brüten verschiedenen Arten zu unterschiedlichen Zeiten – aber alle zusammengenommen eben in diesem Zeitraum.

Hecken sind dabei für viele Arten beliebte, weil geschützte Orte zum Nestbau. Darüber hinaus sind Hecken aber auch Lebensraum für Insekten und viele kleine Säugetiere wie Igel, Feldmäuse und ähnliche.

"Während der Brutzeit schneiden ist ein No-Go aus Naturschutzsicht", sagt Teich.

Auch kann die Verbotszeit je nach Bundesland abweichen. Den Landesregierungen ist es nach dem Bundesnaturschutzgesetz nämlich gestattet, den Verbotszeitraum zu verlängern oder – was im Zuge des Klimawandels an Bedeutung gewinnt – Beginn und Ende des Verbotszeitraums um bis zu zwei Wochen aus klimatischen Gründen zu verschieben.

Wer also vor hat, seine Hecke einem radikaleren Schnitt oder gar der Rodung zu unterziehen, sollte sich unbedingt bei den Behörden vor Ort schlau machen. Und wer nur einen Formschnitt machen möchte, sollte dennoch zuvor nachsehen, ob Vögel in der Hecke brüten. Denn auch wer "wild lebende Tiere mutwillig" beunruhigt oder ihren Lebensraum "ohne vernünftigen Grund" beeinträchtigt oder zerstört, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Dabei kann das Bußgeld sogar bis zu 50.000 Euro betragen.

Wie und wann schneidet man seine Hecke richtig?

Abgesehen von den gesetzlichen und naturschützerischen Aspekten gibt es auch andere gute und schlechte Zeitpunkte, eine Hecke zu schneiden. Dabei geht es allerdings eher um die botanisch-gärtnerische Sichtweise.

Zwei Zeiträume im Jahr sind dabei von Bedeutung. Der erste Schnitt für die meisten Heckenarten sollte im Frühjahr erfolgen und zwar im Zeitraum von Mitte bis Ende Februar. Damit liegt man auch noch außerhalb des gesetzlichen Brutzeitraumes.

Aus gärtnerischer Sicht eignet sich der Zeitraum, weil die Triebe der Pflanzen zu dem Zeitpunkt noch nicht richtig "im Saft" stehen, wie man sagt. Der Rückschnitt – immerhin eine Verletzung der Pflanzensubstanz – wird von den Gewächsen besser verkraftet und verheilt so besser. Bis Mai brauchen die Pflanzen dann oft, um sich wieder zu erholen – mit dem optischen Vorteil für den Gartenbesitzer, dass die Hecke nach diesem Schnitt mehrere Wochen lang einen sehr akkuraten Eindruck macht. Mit der Erholung kommt es zu erneutem starken Austreiben was den zweiten Schnitt im Jahr notwendig macht. (siehe unten).

Es gibt allerdings Ausnahmen von dieser Regel für den ersten Schnitt. Das betrifft die frühen Blüher wie etwa die gelb blühenden und beliebten Forsythien. Bei diesen sollte der erste Schnitt, der hier meist als Jahresschnitt genügt, erst nach der Blüte erfolgen.

Bei allen anderen Heckenarten spielt für den zweiten Schnitt im Jahr der Johannistag am 24. Juni ein Rolle. Er gilt nach alter Tradition als gutes Datum für den zweiten Rückschnitt. Hierbei sollte ein Drittel des frischen Triebes stehen bleiben, um der Pflanze nicht zu schaden. Wer die Höhe der Hecke auf einem bestimmten Maß beibehalten möchte, sollte beim Februarschnitt erst das Maß anlegen.

Im Zuge der sich verschiebenden Jahreszeiten durch den Klimawandel kann es allerdings passieren, dass diese Regeln an Bedeutung verlieren, weil die Pflanzen sich an einen anderen Rhythmus der Jahreszeiten anpassen. Ein Fachmann erkennt am Zustand der Pflanze den besten Zeitpunkt, Wer im Zweifel ist, kann sich an einen Gärtner oder Landschaftsgärtner wenden und um Rat fragen.

Als generelle Regel für den Rückschnitt gilt die sogenannte Trapezform aus gärtnerischer Sicht als die beste. Dabei bleibt die Hecke unten breiter und verjüngt sich nach oben. Die unteren Äste schneide man also weniger stark ab als die oberen. Die Seitenwände der Hecke sind dabei schräg, was eine gute Beleuchtung aller Blätter mit Sonne – und damit eine optimale Photosynthese für die Pflanze ermöglicht.

Auf keinen Fall sollte die Hecke unten schmaler sein als oben, dann nämlich beschatten die oberen Äste die unteren und die Pflanze erleidet insgesamt einen Mangel an Sonnenlicht.

Radikale starke Rückschnitte wie das "auf den Stock setzen" sollte man nur selten anwenden – zum einen aus Naturschutzgründen, weil Hecken Lebensräume für viele Tierarten sind, zum anderen, weil die Sträucher so eine Rosskur nur ein paar Mal in ihrer Lebensspanne überstehen.

Geeignet ist ein solch radikaler Rückschnitt, bei dem die Hecke mit einer Säge auf rund 30 Zentimeter über dem Bodenniveau gekappt wird, wenn etwa eine alte verwilderte Hecke verjüngt werden soll. Dabei werden alle Hauptäste entsprechend abgeschnitten. Solch ein starker Rückschnitt ist nur von 1. Oktober bis Ende Februar (der Zeitraum kann in einzelnen Bundesländern abweichen, siehe oben) erlaubt. Bei den meisten Gehölzen wird es dann auch eine geraume Weile dauern, bis sie an den unteren Nodien, den Astknoten, wieder austreiben. Bei langsam wachsenden Arten kann das sogar Jahre dauern.

Unter Umständen überleben einige Pflanzen eine solche Radikalkur auch nicht.

Ansonsten spielt auch die Witterung eine Rolle für einen guten und gelungenen Heckenschnitt.

Bei welchem Wetter sollte man seine Hecke schneiden?

Ein Heckenschnitt ist ein Eingriff in den Organismus der Pflanze. Man kann das durchaus mit einer Operation vergleichen. Entsprechend braucht es gute Bedingungen für das Gewächs, um sich von dem Eingriff zu erholen.

Temperaturen über minus fünf Grad und lieber bedeckten Himmel als zu viel Sonnenschein sollte man für den Heckenschnitt wählen. Zu niedrige Temperaturen sorgen dafür, dass die Schnitte nicht richtig verheilen. Dass wiederum kann zum Absterben von Ästen führen oder gar zum Eindringen von krankmachenden Organismen wie Pilzen, Bakterien, Pflanzenviren oder auch pflanzenschädigenden Insekten. Zu viel Sonne kann zum Austrocknen der Schnittstellen führen, mit ähnlichen Folgen.

Welche Heckenschere eignet sich?

Es gibt eine ganze Reihe sehr unterschiedlicher Arten von Hecken. Dementsprechend muss auch das Arbeitswerkzeug angepasst werden. Kleinblättrige robuste Hecken wie Buchsbaum oder Berberitze lassen sich etwa mit elektrischen Heckenscheren gut bearbeiten. Großblättrige Arten wie Liguster oder gar Rhododendron benötigen da eher "Feintuning" mit einer manuellen Heckenschere. Auch dabei helfen Experten wie Landschaftsgärtner weiter. Im Sinne guten und sicheren Arbeitens und sauberer Schnittstellen an den Pflanzen sollte man auf scharfe und rostfreie Schneiden achten. Darüber hinaus empfiehlt sich angepasste Kleidung, eventuell sogar Sicherheitskleidung wie schnittgeschützte Arbeitshosen.

Welche Arten von Hecken sind im privaten Gartenbereich die geeignetsten, im Sinne des Natur- und Tierschutzes? Welche sind ungeeignet oder sogar schädlich?

"Vögel und Insekten lieben heimische Gehölze wie Kornelkirsche, Vogelbeere, Schlehe und Holunder. Sie bieten Nahrung und Schutz. Nicht viel anfangen können Insekten und Vögel mit beliebten Pflanzen wie Kirschlorbeer oder Forsythie. Wer seinen Garten naturnah gestalten und etwas für Insekten und Vögel tun möchte, sollte auf diese Art von Hecken verzichten", sagt Teich. Noch ein Vorteil sei, dass die Früchte heimischer Sträucher meist essbar seien. "Das ist Wildobst", erklärt sie.

Einer der häufigsten Irrtümer, denen Gartenbesitzer unterliegen, sei, dass die gelb blühenden Forsythien gut für Insekten seien. "Das ist ein großer Irrtum, denn die Blüten sehen zwar gut aus, enthalten aber keinen Nektar", sagt Teich.

Klar muss man sich bei der Anlage einer Hecke auch darüber sein, ob man eine immergrüne Hecke wünscht oder damit leben kann, dass Hecken aus Laubbäumen wie etwa Hainbuche eben nur vom Frühjahr bis in den Herbst Blätter tragen.

Einige Gewächse wie etwa bestimmte Berberitzen, Thuja oder Hainbuche sind sehr wenig pflegeintensiv, andere Arten wie der schön anzusehende Rhododendron wollen intensiv gepflegt werden.

Dazu kommt, dass nicht jedes Gewächs für jeden Standort geeignet ist. Bodenverhältnisse, Wasser und Sonnenlicht sind dabei die entscheidenden Standortfaktoren – manche Sträucher mögen auch keinen steten Wind. Ein Gärtner oder Landschaftsgärtner kann bei der richtigen Gewächsauswahl helfen.

Ebenfalls von Bedeutung ist die Frage, ob Kinder oder Haustiere im Garten spielen und entsprechend Kontakt mit der Hecke haben werden. So sind die ungewöhnlich geformten roten Früchte der Eibe etwa hübsch anzusehen, aber sehr giftig. Vergiftungen durch optisch schöne, aber recht toxische Pflanzen im Garten sind bei Kindern, aber auch bei Haustieren, nicht selten. Besonders kleine Kinder stecken sich solche Früchte schnell in den Mund – wenn es dann eher Johannisbeeren sind, die sich auch als Hecke kultivieren lassen, ist das nicht nur ungefährlicher, sondern auch noch lecker.

Pflanzen wie Thuja und Eibe sind außerdem bereits beim bloßen Kontakt mit der Haut mindestens reizend und unter Umständen giftig.

Die Faktoren Klimawandel und unter anderem deshalb vermehrt auftretende Schädlinge sind außerdem noch wichtig. Das sich ändernde Klima stellt unter Umständen regional neue Ansprüche an die Pflanzen, die eventuell mit mehr Trockenheit zurechtkommen müssen. Ein Schädling, der im Zuge des Klimawandels auf dem Vormarsch nach Norden ist, ist etwa der Buchsbaumzünsler. In manchen Gegenden macht er es mittlerweile notwendig, statt auf Buchsbaumhecken auf Alternativen wie die Berberitze zu setzen.

Warum sollte man mehr Hecken in privaten Gärten anpflanzen?

"Sträucher und Gehölze sind ein wichtiger Bestandteil eines naturnahen Gartens. Sie sollten keinesfalls fehlen. Sie bieten Vögeln und Kleinsäugern Lebensraum, wie dem Igel. Vögel können in dichten Hecken brüten. Hecken schützen auch die Beete vor Wind und damit vor Erosion und Austrocknen", sagt die Naturschutzexpertin.

Inwieweit müssen Hecken überhaupt gepflegt werden? Gibt es beispielsweise Heckenformen, die nicht geschnitten werden müssen und bietet das aus Naturschutzsicht Vorteile?

"Eine Hecke, die mit dem Zentimetermaß getrimmt wird, ist sicher nichts für den Naturgarten. Ansonsten ist gegen Rückschnitt nichts einzuwenden. Private Gärten sind ja oft nicht sehr groß, eine Hecke durch Schnitt im Zaum zu halten, ist daher oft kaum zu vermeiden", sagt Teich.

Wer es ganz einfach haben wolle, könne eine Benjeshecke anlegen. Diese bestehen aus Totholz und bieten Lebensraum für viele Arten. Rat zum Anlegen einer Benjeshecke können oft Naturschutzverbände vor Ort geben.

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