Gartenpflege Exotische Arten im Garten können zum Problem werden

Sie sehen hübsch aus, sind aber eine potenzielle Bedrohung für die heimische Flora und Fauna: Exotische Pflanzen wie Hanfpalmen und Wandelröschen könnten in Deutschland künftig einen Boom erleben.

 Biologieprofessor Mark van Kleunen von der Universität Konstanz.

Biologieprofessor Mark van Kleunen von der Universität Konstanz.

Foto: dpa, pse lof

<p>Sie sehen hübsch aus, sind aber eine potenzielle Bedrohung für die heimische Flora und Fauna: Exotische Pflanzen wie Hanfpalmen und Wandelröschen könnten in Deutschland künftig einen Boom erleben.

Mit dem Klimawandel wachse die Gefahr, dass sich mediterrane und subtropische Gewächse ausbreiten und heimische Arten verdrängen, sagte Biologieprofessor Mark van Kleunen von der Universität Konstanz.

Gemeinsam mit Kollegen aus dem In- und Ausland hat van Kleunen eine umfassende Übersicht über sogenannte Neophyten weltweit erstellt - von Pflanzen also, die sich auf fremdem Boden etabliert haben. Die Studie wird in der Fachzeitschrift "Nature" vorgestellt. Überrascht habe ihn, wie groß die Zahl der ausgewanderten Arten sei, sagte der Ökologe. Fast vier Prozent der globalen Flora, insgesamt mehr als 13.000 Arten, seien auch fernab ihrer Heimat zu finden. Zum Vergleich: In ganz Europa gibt es rund 14.000 Pflanzenarten.

In Deutschland haben die Forscher rund 450 Neophyten ausgemacht. Nicht alle verdrängten die heimische Flora, sagte van Kleunen. Einige potenziell problematische Arten haben sich bislang auch kaum verbreitet. Doch sie könnten einen plötzlichen Boom erleben, wenn sich die Lebensbedingungen zu ihren Gunsten ändern - etwa, wenn die Sommer heißer und die Winter milder werden.

Dies gelte unter anderem für einige Gartenpflanzen aus mediterranen und subtropischen Zonen, sagte der Biologe. Das hübsche, aber hochgiftige Wandelröschen etwa habe sich in anderen Teilen der Welt schon unkontrolliert verbreitet. Ähnliches gelte für die Hanfpalme, ein beliebtes Gewächs für den Vorgarten. Im Tessin verdränge diese Art bereits den heimischen Wald, und auch in Deutschland könnte sich die Palme schon bald in freier Wildbahn ausbreiten.

Van Kleunen rät generell zu mehr Vorsicht im Gartenbau. Es solle genau überlegt werden, welche Pflanzen man von anderen Kontinenten nach Europa hole. Problematische Arten sollten unbedingt im Auge behalten werde, um eingreifen zu können, bevor sie wirklich heimisch werden. In Radolfzell am Bodensee untersucht der Biologe zusammen mit seinem Team und der Deutschen Umwelthilfe, was auf den Grünflächen der Stadt angepflanzt wird und welche Pflanzen dort besser nicht hingehören.

Wenn es um Neophyten geht, ist Europa aber nicht nur Opfer, sondern auch Täter. "Wir haben fast die ganze europäische Flora exportiert", sagte van Kleunen. So macht sich der rot blühende Blutweiderich in Nordamerika breit. Zur Plage wird dort auch die Knoblauchsrauke, die Einwanderer als Gewürz mitbrachten und die heimische Arten verdrängt.

Neuseeland schwer betroffen

Besonders betroffen ist jedoch Neuseeland. Weil dort die Weiden für Kühe und Schafe zu mager waren, brachten Siedler Pflanzen aus ihrer Heimat mit und säten sie teils sogar mit Flugzeugen aus. Die Folge:
Heute hat Neuseeland eine fast europäische Flora. Es gibt 1500 einheimische Pflanzenarten - und 1500 exotische. "Das ist schon ein eher krasses Beispiel", sagte van Kleunen. Nicht überall auf der Welt seien solche Folgen zu erwarten. "Doch die Pflanzenwelt wird in Zukunft homogener und ein bisschen langweiliger."

Die Forscher hatten für Analyse Informationen zu eingewanderten Pflanzenarten aus über 480 Festland- und mehr als 360 Inselregionen gesammelt. Die meisten nicht-heimischen Arten haben sich demnach mit fast 6000 in Nordamerika angesammelt, die schnellste Zunahme bei der Zahl der Invasoren gibt es derzeit auf den Pazifikinseln.

Beispiele:

- Kanadische Goldrute: Die krautige Pflanze mit ihren kleinen gelben Blüten stammt aus Nordamerika und kann mannshoch werden. Sie wird vor allem in Naturschutzgebieten äußerst ungern gesehen, weil sie sich sehr stark verbreitet und andere Pflanzen und auch Tiere verdrängt.

- Drüsiges Springkraut: Die weiß, rosa oder rot blühende Pflanze stammt ursprünglich aus Asien. Sie zieht Bienen an wie ein Magnet, breitet sich jedoch stark aus und kann sogar Bäche verstopfen.

- Beifußblättriges Traubenkraut: Die aus Amerika eingeschleppte Pflanze ist auch als Beifuß-Ambrosie bekannt. Sie kann bei Menschen schwere Allergien auslösen.

- Riesenbärenklau: Auch Herkulesstaude genannt. Die weiß oder rosa blühende Pflanze aus dem Kaukasus wird bis zu vier Meter hoch. Sie kann schwere Verbrennungen verursachen, wenn ein Mensch mit der Pflanze in Kontakt kommt und sich anschließend der Sonne aussetzt.

- Japanischer Staudenknöterich: Er ist in der Lage, mit seinen starken Wurzeln Mauern auseinanderzudrücken. Sein weit verzweigtes Wurzelgeflecht ist extrem schwer zu bekämpfen, so dass man die Pflanze kaum wieder los wird.

- Schmalblättriges Kreuzkraut: Die giftige Pflanze kam über den Wollexport aus Südafrika nach Europa. Sie ist anspruchslos, breitet sich schnell aus und ist schwer zu bekämpfen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort