Borreliose-Gefahr Erste Hilfe bei Zeckenbiss: So reagieren Sie richtig

Ein Zeckenstich ist vielleicht minimal, aber die Folgen können unermesslich sein. Denn Zecken gelten allgemein als Überträger der gefährlichen Infektionskrankheiten Borreliose und FSME. Lesen Sie auf welche Symptome Sie achten müssen und wie Sie sich vor einem Zeckenbiss schützen.

Zeckenbiss: 10 Infos zu Erste Hilfe, Folgen, Behandlung & Vorbeugung
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10 Infos zum richtigen Umgang mit einem Zeckenbiss

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Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Mit Beginn der warmen Jahreszeit erwachen auch die gefährlichen Zecken aus ihrem Winterschlaf. Vorsicht ist geboten, wenn es hinaus in die freie Natur geht. Denn bei jedem Spaziergang besteht die Gefahr, dass sich Mensch und Tier einen unangenehmen Zeitgenossen einfangen.

Die kleinen Blutsauger sind von der Größe einer Stecknadel äußerst klein und mit ihren acht Beinen äußerst flink. Sie lauern an vielen Orten der Natur, am liebsten in hohem Gras oder auf kleinen Büschen. Darüber hinaus findet man sie in den Gärten und Parks der Großstädte. Dort warten sie auf ihre Blutmahlzeit.

Zecken springen ihre Opfer allerdings nicht an, und schon gar nicht von Bäumen. Stattdessen klammern sie sich beim Vorrübergehen an der Kleidung des Menschen oder am Fell des Tieres fest. Daran anschließend begeben sich die Zecken auf die Suche nach einer geeigneten Stichstelle zum Saugen. Feucht, warm und geschützt, das lieben sie besonders. Gleichzeitig muss die Haut dünn und gut durchblutet sein. Beim Menschen befinden sich diese "Lieblingsplätze" zum Beispiel in den Kniekehlen, in den Achselhöhlen, im Intimbereich, im Nacken, am Hals, hinter den Ohren oder auf der Kopfhaut. Selbst zwischen den Zehen lassen sich Zecken für eine Blutmahlzeit nieder.

Zeckenbiss oder Zeckenstich?

Nachdem die Zecke einen ruhigen Platz gefunden hat - was Minuten bis Stunden dauern kann - ritzt sie mit ihren scharfkantigen Mundwerkzeugen die Haut an und versenkt ihren Stechrüssel in der Wunde. Angesichts dieses Vorgehens spricht man richtigerweise von einem Zeckenstich. Um unbemerkt an einer Stelle Blut saugen zu können, injiziert der Blutsauger einen Cocktail aus pharmakologischen Substanzen - den Zeckenspeichel. Der zugegebene Speichel der Zecke erweist sich als schmerzlindernd, entzündungs- und gerinnungshemmend. Folglich bleibt der Zeckenstich unbemerkt und betroffene Menschen bekommen von der Zecke vorerst nichts mit.

Damit die Blutsaugerei über mehrere Tage hinweg gewährleistet werden kann, fixiert sich die Zecke in der Wunde mithilfe eines "Klebstoffes", der auch als "Zeckenzement" bezeichnet wird. Daher lassen sich Zecken auch nicht ohne Weiteres wegkratzen oder abstreifen. Nach dem Saugakt wird ein Enzym gebildet, das diesen wieder auflöst und die Zecke fällt von selbst ab. Das geschieht in der Regel bereits nach ein paar Tagen, kann allerdings auch erst nach zwei Wochen passieren. Solange sollten Betroffene aber nicht warten, weil Zecken den Erreger der Borreliose (Lyme-Borreliose) oder FSME-Viren (Frühsommer-Meningoenzephalitis) übertragen können. Am besten gelingt das mit einer Zeckenzange oder Zeckenkarte.

Wie sieht ein Zeckenbiss aus

Zecken verraten sich meist als neuer kleiner Knubbel auf der Haut. Im Laufe des Saugaktes gewinnt der Parasit immer mehr an Volumen und Größe und fällt anschließend ab. Zurück bleiben nach der Blutmahlzeit an der Einstichstelle häufig oft eine kleine, flache Hautrötung, die von anderen Insektenstichen kaum unterschieden werden kann. Gleichwohl kann sich an der Einstichstelle ein Bluterguss bilden. Dieser verfärbt sich nach geraumer Zeit dunkelbraun bis schwarz und verschwindet wieder. Um ganz sicher zu gehen, ob der Insektenstich von einer Zecke stammt, sollte die betroffene Stelle auf jeden Fall mindestens zwei Wochen beobachtet werden. Denn nicht selten kann es vorkommen, dass bei einem Zeckenstich Infektionen auftreten.

Achtung: Da ein Zeckenstich bzw. Zeckenbiss in der Regel schmerzfrei verläuft, lassen sich Symptome oftmals gar nicht erkennen. Das ist zumindest in 80 Prozent aller Zeckenstiche der Fall.

Welche Symptome verursacht ein Zeckenbiss?

Nach einem Zeckenbiss kann es dazu kommen, dass sich die Stichstelle örtlich leicht entzündet und zu jucken beginnt. Diese Reaktion kann zunächst einmal als unbedenklich eingestuft werden.

Nichtsdestotrotz können Zecken auch Krankheiten übertragen. Dabei treten Symptome auf, die auch der behandelnde Arzt nicht eindeutig zuordnen kann. Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen gehören unter anderem dazu.

Borreliose

Eine Infektion mit Borrelien kann Haut, Gelenke, Muskeln, Nervensystem und das Herz angreifen. Im schlimmsten Fall führt eine unentdeckte und somit unbehandelte Borreliose zum Tode. Dabei treten die Symptome nur unspezifisch auf, sodass auch verschiedene Krankheitsbilder vorliegen können. Sollten sich auf der Haut jedoch rote Stellen mit Ringen (Wanderröte) und/oder grippeähnliche Symptome bemerkbar machen, dann liegt allem Anschein nach eine Lyme-Borreliose vor.

Hinweis: Eine Wanderröte (Erythema migrans) tritt nicht immer und wenn, oft erst nach vielen Wochen in Erscheinung.

FSME

Zecken können auch Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME, verbreiten, ein Virus, der gleich nach dem Stich ins Blut übertragen wird. Symptome manifestieren sich nur bei einem kleinen Teil der mit FSME-Viren infizierten Menschen, während die meisten Betroffenen überhaupt erst einmal keine Beschwerden wahrnehmen. Diejenigen, die an der FSME-Infektion erkranken, erleiden schwere, mitunter tödliche oder ein Leben lang bleibende Komplikationen.

Welche Folgen kann ein Zeckenbiss haben?

Grundsätzlich gilt bei einem Zeckenstich: Wer die Zecke so früh wie nur möglich entdeckt und entfernt, verringert das Risiko, mit Erregern der Lyme-Borreliose oder FSME-Viren angesteckt zu werden.

Roter Kreis als Warnung

Im Gegensatz zu einer FSME-Infektion, die sofort nach dem Stich der Zecke übertragen werden kann, erfolgt die Infektion mit Borrelien (Borreliose) erst innerhalb von 24 und 36 Stunden. Das liegt daran, dass sich die Erreger im Darm der Zecke befinden und erst durch das aufgesogene Blut aktiviert werden. Allein vor diesem Hintergrund ist es wichtig, Zecken sofort und routiniert aus der Haut zu entfernen. Sollten die Blutsauger dennoch Borrelien in den Blutkreislauf des Menschen übertragen haben, ist es möglich, dass sich rund um die Einstichstelle ein roter, größer werdender Kreis bildet - die Wanderröte (Erythema migrans). Sie deutet im Allgemeinen auf eine Lyme-Borreliose hin. Manchmal zeigt sie sich erst nach Wochen und manchmal tritt sie entweder an verschiedenen Körperstellen auf oder gar nicht. Zudem zeigen sich grippeähnliche Symptome.

Anzeichen einer Borreliose

  • Rötungen und Entzündungen der Haut,
  • Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen,
  • Fieber,
  • Erschöpfung
  • Übelkeit
  • geschwollene Lymphknoten

Angesichts der Vielzahl an Symptomen, die bei einer Borrelien-Infektion auftreten können, erweist sich eine eindeutige Diagnose als schwierig. Einzig und allein die Wanderöte stellt ein sicheres Indiz für Borreliose dar. Bleibt die Erkrankung unentdeckt oder wird zu spät diagnostiziert, so können noch Wochen, Monate und selbst noch Jahre nach dem eigentlichen Zeckenbiss schwerwiegende Beschwerden auftreten.

Spätfolgen einer Borreliose

  • Taubheitsgefühl und Lähmungserscheinungen
  • Stimmungsschwankungen
  • Konzentrationsschwächen
  • Beeinträchtigung des Erinnerungsvermögens
  • Lyme-Arthritis
  • Hirnhautenzündung

Nicht jede Zecke trägt gefährliche Krankheitserreger in sich. Trotzdem: Der Stich einer infizierten Zecke genügt, um mit Krankheiten wie Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) anzustecken. Während die bakterielle bedingte Lyme-Borreliose mit Antibiotika behandelt werden kann, können bei einer Erkrankung mit dem FSME-Virus nur die Symptome gelindert werden.

Trügerischer Verlauf

Nur bei den wenigsten Betroffenen zeigen sich nach durchschnittlich einer Woche nach dem Zeckenbiss bzw. Zeckenstich die ersten Anzeichen für FSME. Hierunter fallen gewöhnlich grippeartige Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Abgeschlagenheit, Übelkeit, Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit oder Durchfall. Im Frühstadium der Erkrankung verspricht die körpereigene Abwehr beim Großteil der Infizierten eine Heilung. Bei 5 bis 15 Prozent der Fälle schreitet die FSME-Infektion weiter voran. Doch bevor nach bis zu 20 Tagen der Befall der Hirnhaut oder des zentralen Nervensystems einsetzt, gibt es eine beschwerdefreie Zeit.

Behandlung von FSME

Insgesamt erfolgt die Behandlung einer FSME ausschließlich symptomatisch, da eine spezifische Therapie derzeit nicht zur Verfügung steht. Anders als gegen Borreliose kann man sich gegen eine Erkrankung mit FSME aber impfen lassen. Dabei werden abgetötete FSME-Viren in den Körper injiziert, sodass das Immunsystem Antikörper bilden kann. Sollte es nach einem Zeckenbiss zu einer Infektion mit FSME-Viren kommen, regt der Körper zur Produktion von Antikörpern an und ist somit in der Lage, die Erreger zu erkennen und zu zerstören. Man spricht von einer aktiven Immunisierung, also ein körpereigener Schutz vor Krankheitserregern.

Übrigens: Zecken können neben dem FSME-Virus und den Borrelien-Bakterien noch weitere Krankheitsträger in sich tragen, wie zum Beispiel die beiden Bakterienarten Rickettsien und Ehrlichien oder das CCHF-Virus (Crimean-Congo Haermorrhagic Fever-Virus).

Was sollte man bei einem Zeckenbiss tun?

Sobald eine Zecke entdeckt worden ist, empfiehlt es sich, sie so schnell wie möglich aus der Haut zu entfernen. Denn der Parasit kann sowohl Borreliose als auch die Frühsommer-Meningoenzephalitis übertragen. Dazu nimmt man im besten Fall eine Zeckenzange, Pinzette oder Zeckenschlinge, notfalls geht es auch mit den Fingernägeln.

Ganz gleich für welche Methode man sich bei der Entfernung einer Zecke entscheidet, wichtig ist, dass der Körper des Parasiten nicht gequetscht wird, da sonst vermehrt potenzielle Krankheitserreger (Borrelien-Bakterien bzw. FSME-Viren) in die Wunde gepumpt werden. Die Zecke sollte stattdessen dicht an der Haut, sprich an ihren Mundwerkzeugen, gegriffen und langsam, beständig und senkrecht herausgezogen werden. Dann sollte die Einstichstelle direkt sterilisiert werden, um Entzündungen zu vermeiden. Danach ist es ratsam, die betroffene Stelle in den folgenden Tagen zu beobachten, ob sich Symptome einer Borreliose oder FSME erkennen lassen.

Achtung: Grundsätzlich gilt, dass volkstümliche Empfehlungen, eine Zecke mit Alkohol, Öl, Nagellackentferner, Klebstoff oder ähnliche Substanzen zu entfernen, falsch und schädlich ist. Die Zecke wird bei diesen Methoden keineswegs getötet, vielmehr wird sie in Unruhe versetzt und gibt schließlich noch mehr Borrelien-Bakterien oder FSME-Viren in die Einstichstelle ab. Wichtig ist auch, dass beim Entfernen der Zecke darauf geachtet wird, dass Teile der Mundwerkzeuge nicht in der Haut verbleiben, da sonst Entzündungen entstehen könnten.

Wann muss man mit einem Zeckenbiss zum Arzt?

Der Zeckenstich muss nach dem Entfernen der Zecke über längere Zeit beobachtet werden. Bildet sich an der Einstichstelle die sogenannte Wanderröte (Erythema migrans), sollte sofort der Hausarzt konsultiert werden, der sofort die Behandlung mit Antibiotika beginnen kann. Die Rötung der Haut alleine reicht als eindeutiges Merkmal allerdings nicht aus, zumal nicht jede Infektion eine Wanderröte entwickelt. Von daher ist es unabdingbar, darauf zu achten, ob sich grippeähnliche Symptome zeigen. Letztere könnten aber auch Anzeichen einer FSME-Virus-Infektion sein, die die gefährliche Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) auslöst.

Wie lässt sich ein Zeckenbiss vermeiden?

Zecken lieben Feuchtigkeit des Erdbodens. Besonders wohl fühlen sie sich die Blutsauger im Unterholz. Sie klettern auf Äste und Blätter von Sträuchern, aber nie auf Bäume. Gleichwohl lauern sie an Wald- und Wiesenrändern oder im hohen Gras. Dabei begeben sich die Zecken höchstens auf eine Höhe von 80 Zentimeter ab Boden. Der beste Schutz gegen Zecken ist wohl der, die von Zecken bevorzugten Lebensräume zu meiden.

Tipps für Wanderer und Naturfreunde

Wen es dennoch ins Grüne verschlägt, sollte bei Wanderungen, Spaziergängen oder längeren Aufenthalten in der Natur körperbedeckende Kleidung mit langen Ärmeln und langen Hosen sowie geschlossenes Schuhwerk tragen. Die Socken werden über die Hosenbeine gestülpt. Zudem ist es ratsam, Zeckenschutzmittel zu verwenden, die auf die Haut und auf die Kleidung aufgetragen werden. An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass Zeckenschutzmittel nur den Effekt haben, Zecken fernzuhalten und nicht zu töten.

Einen zusätzlichen Schutz kann die richtige Auswahl der Kleidung bieten. Sie sollte hell und glatt sein. Zum einen deswegen, weil die Zecke leichter auf dem hellen Stoff zu erkennen ist, und zum anderen, weil sie sich auf glatten Oberflächen schlechter festkrallen kann.

Nach einem Aufenthalt im Wald oder auf der Wiese empfiehlt es sich, unter die Dusche zu gehen und den Körper gründlich nach den Parasiten abzusuchen, gegebenenfalls zu entfernen. Nicht zu vergessen: Auch die lieben Haustiere können Zecken mit nach Hause bringen. Daher gilt es, auch sie regelmäßig mit einem Zeckenhalsband zu schützen und nach Zecken oder Zeckenbissen zu untersuchen.

5 Tipps, wie Sie sich vor Zeckenbissen schützen können

  • Meiden Sie Wald- und Wegränder, Gestrüpp und Gräser.
  • Ziehen Sie geschlossene Schuhe an und bedecken Sie mit eng anliegender Kleidung die Beine.
  • Entscheiden Sie sich für helle Kleider, zumal Zecken darauf besser auszumachen sind.
  • Wenden Sie Zeckenschutzmittel an, selbst wenn es nur für eine kurze Zeit sein sollte.
  • Suchen Sie nach einem Spaziergang in der freien Natur den Körper nach Zecken ab, insbesondere an den Kniekehlen, im Intimbereich, unter den Achseln und bei Kindern noch Ohren und Kopf.

Wer trotz aller Vorkehrungen von einer Zecke gestochen worden ist, sollte zunächst einmal Ruhe bewahren, denn nicht jeder Zeckenbiss bzw. Zeckenstich muss sogleich eine Infektion mit Borreliose oder FSME entwickeln.

So wichtig ist die Impfung

Aller Vorsicht aber zum Trotz: Ein Zeckenbiss bzw. Zeckenstich ist unvermeidbar und kann im Laufe des Lebens wohl jeden einmal treffen. Daher gehört neben den empfohlenen Schutzmaßnahmen auch eine FSME-Impfung zu einer möglichen Prophylaxe. Vor allem Menschen in Risikogebieten wie beispielsweise im Südosten (Bayern) und im Osten (Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen) Deutschlands sollten von einer FSME-Impfung Gebrauch machen.

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