RP-Sprechstunde Schmerzhafter Knoten

Fahrradfahrer ziehen sich zuweilen eine Entzündung der Haut im Gesäßbereich zu. Im schlimmsten Fall muss operiert werden.

  Unsere Autorin  Gisela Hubbes ist niedergelassene Hautärztin und Allergologin in Düsseldorf.

Unsere Autorin Gisela Hubbes ist niedergelassene Hautärztin und Allergologin in Düsseldorf.

Foto: Alexander Döpp

Unser Leser Max R. (32) aus Duisburg fragt: „Ich habe seit einiger Zeit einen schmerzhaften Knoten am Gesäß. Könnte der vom Fahrradfahren kommen? Ich fahre sehr viel, eigentlich täglich – auch zur Arbeit.“

Gisela Hubbes Das ist durchaus möglich. In den meisten solcher Fälle handelt es sich um Entzündungen von Haarfollikeln, bedingt durch Bakterien, meist vom Typ Staphylococcus aureus, die im Intimbereich durch die dichte Behaarung sehr zahlreich anzutreffen sind. Diese Entzündungen – man nennt sie Follikulitiden – werden durch Druck beim Sitzen und durch Reibung sowie minimale Hautrisse durch Scherbewegungen beim Radeln hervorgerufen. Richtig schmerzhaft wird es dann, wenn die Entzündung weiter fortschreitet und sich durch Verstopfung eines Haarfollikels eine Kapsel mit Eiteransammlung bildet. Man spricht dann von einem Furunkel oder Abszess.

Mehrere Furunkel zusammen ergeben einen Karbunkel. Im schlimmsten Fall ist jetzt eine chirurgische Intervention nötig, um durch einen Einschnitt die Eiterkapsel zu entleeren. Bis zur Abheilung der Entzündung sollte man das Fahrradfahren einstellen.

In seltenen Fällen kommt es zu einem derben Knoten im Dammbereich, dem „bikers nodule“. Dieser ist stark druckschmerzhaft und zwingt den Sportler gleichfalls, das Fahrradfahren unter Umständen komplett einzustellen. Die Entstehungsursache ist nicht bekannt. Eine Entzündung wie bei einer Follikulitis oder einem Furunkel liegt hier nicht vor. Vermutlich sind auch hier Druck, Reibung und Vibration die Ursache, besonders bei sehr harten Sätteln, wie sie bei Rennen und bei Mountainbikes verwendet werden. Eine Behandlung ist äußerst schwierig; versuchsweise wird Kortison injiziert, um den Knoten einzuschmelzen, oder es hilft nur noch eine chirurgische Entfernung. Unbedingt sollte auch ein bösartiger Tumor ausgeschlossen werden.

Um Furunkel- und Knotenbildung zu verhindern, sollte im Vorfeld auf einen individuell angepassten Sattel geachtet werden. Außerdem gibt es gepolsterte wattierte Radlerhosen, die den Druck auf den Sattel dämpfen. Sowieso sollten Radfahrer auf eine geeignete Kleidung achten: luftdurchlässig, atmungsaktiv und nicht zu eng, da sonst durch vermehrtes Schwitzen Hautfaltenekzeme besonders in den Leisten entstehen. Verantwortlich ist der Hefepilz mit dem Namen Candida albicans.

Pilze machen sich auch gerne an den Füßen durch luftundurchlässige Sportschuhe breit, dabei sind sowohl die Zehenzwischenräume als auch die Zehennägel betroffen. Wegen der Ansteckungsgefahr sollte ein Hautarzt aufgesucht werden.

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