Ebola Weitere Pflegekraft aus Dallas infiziert

Dallas · Die USA haben einen dritten Ebola-Fall. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde hat sich eine weitere Pflegekraft aus dem Hospital in Dallas angesteckt. Zuvor war scharfe Kritik an den Verfahren der Klinik laut geworden.

Die wichtigsten Fakten zu Ebola
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Foto: AP/Frederick Murphy

Bei der Behandlung eines Ebola-Patienten in einem texanischen Krankenhaus hat sich eine zweite Krankenschwester mit dem gefährlichen Virus infiziert. Wie die Behörden des US-Bundesstaates am Mittwoch mitteilten, betreute auch diese Pflegerin den Liberianer, der vergangene Woche in der Klinik in Dallas gestorben war. In einem verzweifelten Appell forderte der UN-Sonderbeauftragte Anthony Banbury mehr Personal und Ausrüstung für den Kampf gegen Ebola in Westafrika.

Die Krankenschwester bekam nach Angaben des texanischen Gesundheitsministeriums am Dienstag Fieber und kam sofort auf die Isolierstation. Der Bürgermeister von Dallas, Mike Rawlings, nannte sie eine "Heldin". Demnach lebte die Frau allein und hatte keine Haustiere. Ihre Nachbarn seien über die Erkrankung informiert worden. Wie ihre als erstes infizierte Kollegin Nina Pham hatte sie in der Klinik Texas Health Presbyterian in Dallas den 56-jährigen Thomas Eric Duncan betreut, der sich in seiner Heimat Liberia infiziert hatte und bei einem Besuch in Texas ins Krankenhaus kam.

Die Gesundheitsbehörden stellten inzwischen mehr als 70 Krankenhausmitarbeiter unter Beobachtung, die bei der Behandlung Duncans mit dem Virus in Kontakt gekommen sein könnten. Die 26-jährige Krankenschwester Pham, deren Ebola-Infektion am Wochenende bekannt geworden war, wurde weiter behandelt. Sie sagte am Dienstag, es gehe ihr "gut". Wie sich die Krankenschwestern trotz Schutzkleidung und strenger Sicherheitsvorkehrungen infizierten, ist unklar.

Die Pfleger-Gewerkschaft verwahrte sich gegen den Vorwurf, die Pflegekräfte hätten sich nicht an ein Protokoll zum Umgang mit Ebola-Patienten gehalten. "Die Krankenschwestern sagen, es habe kein Protokoll gegeben", sagte die Vorsitzende von National Nurses United, Roseann DeMoro. Der Leiter der US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control (CDC), Tom Frieden, hatte die Infektion der 26-Jährigen auf eine Nichteinhaltung der Vorschriften zurückgeführt.

Zuvor hatten Pflegekräfte aus Dallas die Untersuchungsverfahren in der Klinik scharf kritisiert. So hätten sie tagelang ohne geeignete Schutzkleidung und lediglich mit ungenauen Leitlinien zum Umgang mit dem Virus gearbeitet. Möglicherweise sei das gesamte Probenlabor-System verseucht.

Der Leiter der UN-Ebola-Mission Unmeer, Anthony Banbury, schlug unterdessen Alarm: Die Welt drohe das Rennen gegen die Krankheit zu verlieren, sagte er bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates am Dienstagabend in New York. "Das Virus läuft uns davon. Es rennt schneller als wir, und wir werden den Wettlauf verlieren", sagte Banbury, der aus dem Unmeer-Quartier in Ghana zugeschaltet war.

Der Brite forderte dringend weitere Ausrüstung und Personal. "Wir brauchen mehr medizinisches Fachpersonal, eine bessere Logistik, Transportmittel, Mobiltelefone und Generatoren." Es bestehe Bedarf an tausenden weiteren Klinikbetten, Diagnose-Laboren, Schutzanzügen und etwa tausend Fahrzeugen.

Über den Kampf gegen Ebola wollte US-Präsident Barack Obama im Laufe des Tages mit Staats- und Regierungschefs aus Europa beraten. An der Videokonferenz sollten unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Frankreichs Präsident François Hollande und die Regierungschefs Großbritanniens und Italiens, David Cameron und Matteo Renzi, teilnehmen.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind durch die Ebola-Epidemie bereits mehr als 4400 Menschen ums Leben gekommen. Besonders betroffen sind die westafrikanischen Staaten Liberia, Guinea und Sierra Leone. Die WHO befürchtet, dass die Zahl der Infizierten in diesen drei Ländern bis Dezember auf 5000 bis 10.000 Fälle pro Woche steigen könnte.

Die Pflegekräfte in Liberia beendeten am Dienstagabend nach zwei Tagen ihren Streik, mit dem sie ausstehende Löhne und Risikoprämien erzwingen wollten. Ein Pfleger, der sich am Streik beteiligt hatte, sagte, einer seiner Kollegen sei nach dem Biss durch einen Patienten an Ebola gestorben. "Die Situation ist die Hölle", sagte er.

(REU AFP)
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