RP-Sprechstunde Sport und Herzinfarkt

Nach einem schwerwiegenden Herz-Ereignis trauen sich viele Menschen keinen Sport mehr zu. Das ist falsch. Es kommt auf die Dosierung an.

  Unser Autor   Klaus Dominick ist niedergelassener Kardiologe in Mönchengladbach.

Unser Autor Klaus Dominick ist niedergelassener Kardiologe in Mönchengladbach.

Foto: helios

Frieder S. aus Neuss (53) fragt: „Ich bin immer sportlich und schlank gewesen, habe nie geraucht. Jetzt habe ich trotzdem einen Herzinfarkt bekommen. Muss ich meinen Traum vom Marathon nun begraben?“

Klaus Dominick Sie sprechen ein sehr wichtiges Thema an: Sport und Gesundheit. Leider ist es so, dass es kein Zaubermittel gegen alle Erkrankungen dieser Welt gibt. Auch sportliche, gesundheitsbewusste Lebensführung kann nicht Ihr genetisches Alter und die mit den Genen verbundenen Krankheiten verhindern. Sie können aber Ihr optimales, genetisches Alter bei gesunder Lebensführung erreichen. Bisher sind wir Mediziner aber nicht in der Lage, das aus dem Genom zu berechnen. Wir schauen in Ihre Familiengeschichte. Wenn die Eltern und oder Großeltern bereits früh erkrankt sind, dann haben sie eine familiäre Belastung für bestimmte Erkrankungen; hier müssen dann die Vorsorgeuntersuchungen mit besonderer Sorgfalt durchgeführt werden.

Nach einem Herzinfarkt haben viele Menschen Angst, sich wieder zu belasten. Der Begriff „Herzinfarkt“ verstellt aber eher den Blick auf die körperliche Leistungsfähigkeit. Wenn der Herzinfarkt die Herzleistung nicht wesentlich geschädigt hat, kann wieder mit Sport begonnen werden. Wichtig ist, dass das Sportprogramm der Herzleistung angepasst wird. Da ist eine Pulsuhr unabdingbar. Sprechen Sie mit Ihrem Kardiologen über Ihre Trainingsfrequenz. Wesentliche Risikofaktoren, die für alle Gefäßerkrankungen bekannt sind (wie Zucker, hohe Blutfette, hoher Blutdruck oder Rauchen), sollten minimiert werden. Hierbei kann Ihnen vor allem Ausdauersport weiterhelfen. Mit einem regelmäßigen Training gelingt es besser, den Blutzucker stabil zu halten oder den Blutdruck zu senken. In Ihrer Situation müssen vor allem die Blutfette genau untersucht und vermindert werden. Mit einer angepassten Diät gelingt die Senkung der Blutfette um etwa zehn bis 15 Prozent, das reicht in der Regel nicht aus. Tabletten sind hier sicherlich notwendig.

Als sportliche Aktivität sollten Sie Ausdauersport bevorzugen, weil er den Körper beansprucht, aber nicht überfordert. Durch Training lässt sich eine Narbe im Herzmuskel – die Herzinfarktnarbe – nicht wegtrainieren. Der Herzmuskel ist aber entlastet, wenn alle anderen Kreislauffaktoren gut trainiert sind. Es gibt bei den Ausdauersportarten keine Favoriten. Alles ist besser, als nichts zu tun! Grundsätzlich brauchen Sie ihren Traum vom Marathon nicht zu begraben. Sie sollten jedoch ihr Training langsam aufbauen. Ein fachkundiger Trainer sollte ebenso wie die Pulsuhr an Ihrer Seite sein. Nachsorgen beim Kardiologen sollten alle sechs Monate durchgeführt werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort