Infekt in der warmen Jahreszeit Was hilft bei einer Sommergrippe?

Sommerliche Temperaturen schützen nicht vor Erkältungen. Husten, Schnupfen und Halsschmerzen können auch in der warmen Jahreszeit auftreten. Was im Volksmund als Sommergrippe bezeichnet wird, hat mit der echten Grippe allerdings nichts zu tun.

Sommergrippe: Zehn Fakten über die Grippe im Sommer
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Zehn Fakten über die Sommergrippe

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Foto: Shutterstock/Estrada Anton

Was ist eine Sommergrippe?

Im Sommer haben Husten, Schnupfen und Erkältungen keine Pause, denn auch bei warmen Temperaturen sind Erreger unterwegs und sorgen dafür, dass bei einigen die Nase läuft. „Eine Sommergrippe ist ein umgangssprachlicher Begriff für einen Infekt in der warmen Jahreszeit“, erklärt Prof. Martin Scherer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). „Ein Hauptunterschied besteht darin, dass hiermit nicht in erster Linie Influenza-Viren-Infekte gemeint sind, wie bei der echten Grippe, sondern Infekte durch Enteroviren.“

Der Begriff „Sommergrippe“ ist medizinisch gesehen daher nicht ganz korrekt. Generell sind in der wärmeren Jahreszeit vor allem Viren aktiv, die eine Erkältung auslösen. Die typischen Influenza-Viren, die im Winter die echte Grippe verursachen, sind empfindlicher gegenüber Wärme und UV-Strahlung und kommen daher im Sommer weniger häufig vor.

Wie entsteht eine Sommergrippe?

Die Ursache für eine Erkältung im Sommer sind Viren, wie beispielsweise die weltweit vorkommenden Enteroviren. Dabei handelt es sich um eine Virengruppe aus der Familie der Picornaviridae. Sie können je nach Typ verschiedene Erkrankungen auslösen. Dazu zählen neben Atemwegsinfekten auch Meningitis oder die hochansteckende Hand-Fuß-Mund-Krankheit.

Grippale Infekte sind zumeist auf eine Untergruppe der Enteroviren – die Coxsackie-Viren – zurückzuführen. Sie können das ganze Jahr über auftreten, zeigen aber in den gemäßigten Klimazonen eine saisonale Häufung in den Sommer- und Herbstmonaten. In der Regel vermehren sich Enteroviren im Darm und werden beispielsweise über Schmierinfektionen übertragen. Bei schlechter Hygiene reicht bereits ein Handschlag aus, auch über Gegenstände oder Nahrungsmittel kann der Erreger weitergegeben werden. Seltener ist die Verbreitung über die Tröpfcheninfektion. Dabei werden insbesondere beim Husten oder Niesen einer infizierten Person große Mengen des virushaltigen Aerosols abgegeben. Wer über ein starkes Immunsystem verfügt, wehrt die Erreger in der Regel über die äußeren Barrieren – also die Haut und die Schleimhäute – ab. Ist der Körper geschwächt, haben die Keime allerdings leichtes Spiel und können eine Infektion auslösen.

Generell treten Erkältungen im Winter häufiger auf als im Sommer. Bestimmte Bedingungen können die Infektion mit einer Sommergrippe allerdings begünstigen. Besonders gefährlich sind Situationen, die das Immunsystem schwächen. So können Zugluft im Cabrio oder trockene Luft aus der Klimaanlage im Büro, in öffentlichen Einrichtungen, in der Bahn oder im Flugzeug die Schleimhäute austrocknen und anfällig für Viren machen. Im Normalfall wehren diese natürlichen Barrieren in Mund und Nase krankmachende Erreger ab, bei Trockenheit verlieren sie die Abwehrfunktion, und die Viren können leichter in den Körper gelangen. Auch lange Sonnenbäder fördern das Austrocknen der Schleimhäute und damit die Gefahr einer Erkrankung.

Was sind die typischen Symptome einer Sommergrippe?

Husten, Schnupfen, Halsschmerzen und Fieber: Die Symptome eines grippalen Infekts im Sommer ähneln denen einer Erkältung im Winter. In der Regel sind sie jedoch deutlich milder als bei einer echten Grippe in der kalten Jahreszeit. Allerdings können auch scheinbar gesunde Menschen das Virus in sich tragen und es über mehrere Wochen weitergeben.

Typische Sommergrippen-Symptome sind ein allgemeines Krankheitsgefühl, Schnupfen und Halsschmerzen. Vielfach folgt ein trockener Husten. Bei stärkeren Verläufen können auch Kopfschmerzen, Ohrenschmerzen und Fieber auftreten. Gelegentlich geht die sommerliche Erkältung zudem mit sogenannten gastroenteritischen Symptomen wie Durchfall einher.

Bei einem grippalen Infekt treten die Symptome nach und nach auf. Das unterscheidet die Erkältung im Sommer von der echten Grippe. Betroffene Patienten sind nach der Influenza-Infektion in der Regel ganz plötzlich krank und leiden zudem unter Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen.

Sommergrippe bei Kindern

Der grippale Infekt verläuft bei Kindern ähnlich wie bei Erwachsenen. „Als Symptome kommen bei Erwachsenen wie Kindern Kopf- und Gliederschmerzen, Halsweh und Durchfälle vor“, betont Prof. Martin Scherer. „Auch bei Kindern sind die Verlaufsformen mild.“ Der Experte rät zu einem Arztbesuch bei einer Verschlechterung des Allgemeinzustands. Auch bei unbeherrschbaren Durchfällen ist eine professionelle Behandlung sinnvoll.

Wie lange dauert die Sommergrippe an?

Eine sommerliche Erkältung hält in der Regel etwa eine Woche an – egal, ob mit oder ohne Arztbesuch. „Die meisten Verläufe sind mild und dauern nur wenige Tage“, betont Prof. Martin Scherer. Medikamente oder Hustenbonbons können die Symptome lindern, sie sorgen jedoch nicht für eine schnellere Genesung. Antibiotika helfen bei einem viralen Infekt übrigens nicht, zudem dürfen sie nur nach ärztlicher Empfehlung eingenommen werden.

Wie kann man eine Sommergrippe vorbeugen?

Mit den klassischen Maßnahmen, die auch der generellen Stärkung des Immunsystems dienen, kann man einer sommerlichen Erkältung vorbeugen. Dazu zählen unter anderem eine ausgewogene Ernährung, ausreichendes Trinken und regelmäßiger Schlaf. Vermieden werden sollte hingegen das Rauchen und der übermäßige Genuss von Alkohol. Regelmäßige Bewegung ist ebenfalls wichtig. Aktive Freizeitsportler tun daher nicht nur etwas für das Wohlbefinden, sondern stärken gleichzeitig ihr Immunsystem und schützen sich vor Infekten. Dieses Phänomen ist wissenschaftlich belegt, denn medizinisch gesehen wird bei körperlicher Belastung das Hormon Adrenalin ausgeschüttet, das eine schnellere Vermehrung von Abwehrzellen anregt. Dabei kommt es eher auf die Häufigkeit und nicht auf die Intensität an. Studien zeigen bei moderater sportlicher Aktivität eine Verbesserung der Zellfunktion. Im Vergleich zu Menschen, die nicht trainieren, hatten diejenigen, die mäßiges Ausdauertraining praktizieren, zudem eine reduzierte Rate an Atemwegsinfekten. Ob Radfahren, Walking oder Schwimmen – geeignet sind grundsätzlich alle Trainingsarten, die den Sportler nicht an das absolute Belastungslimit bringen.

Wer anfällig für Erkrankungen wie Grippe oder Erkältungen ist, sollte seinen Körper auch im Sommer warm halten. Viele Menschen denken nicht daran, dass sie auch bei warmen Temperaturen auskühlen können, beispielsweise wenn sie sich mit nasser Badekleidung in der Sonne trocknen lassen oder wenn sie kalte Füße bekommen. Für eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber einer Grippe sorgen insbesondere trockene Schleimhäute. Sind sie nicht ausreichend durchblutet, sinkt ihre Abwehrkraft gegen krankmachende Erreger. Keime und Bakterien können die natürliche Barriere dann leichter durchbrechen und einen Infekt im Körper bewirken. Dagegen hilft ausreichendes Trinken und das Vermeiden von Zugluft.

Das Infektionsrisiko im Sommer steigt insbesondere durch die Bedingungen in Büros, in der Bahn oder im Supermarkt. Die Räume sind durch Klimaanlagen stark gekühlt, zudem ist die Luft oftmals sehr trocken, was zur Einschränkung der Durchblutung der Schleimhäute führt. Weiterhin kommen an diesen Orten viele Menschen auf engem Raum zusammen, so dass das Risiko einer Ansteckung mit den Enteroviren steigt. Übrigens: Auch die Zugluft im Cabrio oder ausgiebige Sonnenbäder können die Schleimhäute austrocknen und den Körper anfälliger für eine Grippe machen.

Um die Übertragung des Virus zu vermeiden, helfen die in der SARS-CoV-2-Pandemie etablierten Regeln. „Dabei handelt es sich um die Hygienemaßnahmen, die wir jetzt über ein Jahr lang eingeübt haben“, betont Prof. Martin Scherer. „Dazu zählen saubere Hände und 'saubere' Atemluft.“ Gemeint sind Maßnahmen wie Abstand halten, häufiges und gründliches Händewaschen und regelmäßiges Lüften. „Weiterhin ist es wichtig, sich vor Auskühlung zu schützen, sowie Hitze und zu viel Stress zu vermeiden“, gibt Prof. Martin Scherer weitere Tipps.

Insbesondere, wenn die Grippe im persönlichen Umfeld grassiert, sollten mögliche Übertragungswege minimiert werden. Bricht beispielsweise die Sommergrippe im Kindergarten aus, sollten die Kleinen wenn möglich ein paar Tage zu Hause betreut werden. Ist der Nachwuchs bereits krank, muss das Spielzeug regelmäßig gründlich gereinigt werden. Wichtig ist auch das Händewaschen, besonders nach dem Toilettengang. Enteroviren werden nach der Infektion noch mehrere Wochen ausgeschieden und können daher für die Familienmitglieder eine Gefahr darstellen. Eine Desinfektion der Hände auch bei Kindern kann das Risiko der Ansteckung senken.

Wie kann man eine Sommergrippe behandeln?

Wer sich mit einer Sommergrippe infiziert hat, sollte seinem Körper etwas Ruhe gönnen und ausreichend schlafen. Gleichzeitig sind Stress und der Genuss von Alkohol oder Nikotin zu vermeiden. Wer kein Fieber hat, braucht sich allerdings nicht vollständig zu schonen. Kurze Spaziergänge an frischer Luft unterstützen das Immunsystem bei der Arbeit.

Verläuft die Infektion unkompliziert, lassen sich die Beschwerden in der Regel mit rezeptfreien Mitteln aus der Apotheke gut behandeln. Gegen Schnupfen helfen abschwellende Nasensprays, Lutschtabletten lindern Halsschmerzen. Begleiten Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen die lästige Sommergrippe, können frei verkäufliche Arzneien gegen Fieber oder Schmerzen aus der Apotheke die Behandlung unterstützen. Bei Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall muss der Verlust von Flüssigkeit und Elektrolyten ausgeglichen werden. Dazu gibt es spezielle Präparate gegen Magen-Darm-Probleme in der Apotheke.

Beträgt die Dauer der Symptome der Sommergrippe deutlich länger als eine Woche oder nehmen die Beschwerden zu, sollten Betroffene handeln und den Hausarzt aufsuchen. Starke Ohrenschmerzen werden bestenfalls von einem Experten der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde abgeklärt. Antibiotika hingegen helfen bei einer Erkältung nicht. Sie wirken lediglich gegen Entzündungen, die durch Bakterien hervorgerufen werden und sind gegen Virusinfektionen machtlos.

Wie kann man eine Sommergrippe bei Kindern behandeln?

Junge Menschen erkranken häufiger an der Sommergrippe als Erwachsene. Die Erreger werden im Kindergarten oder in der Schule oftmals aufgrund mangelnder Handhygiene schneller übertragen, außerdem nehmen kleine Kinder gerne Gegenstände in den Mund, die mit den Keimen verunreinigt sein können.

In den meisten Fällen verläuft die Krankheit auch bei Kindern harmlos, die Behandlung ähnelt der von Erwachsenen. Vorsicht ist jedoch bei kombinierten Erkältungspräparaten geboten. Diese sind nicht unbedingt für Kinder geeignet und sollten nur nach Absprache mit dem Arzt oder Apotheker verabreicht werden. Auch ist die Dosierung immer auf das Alter und das Gewicht des Kindes anzupassen. Zeigt sich nach etwa drei bis vier Tagen keine Besserung, sollten Eltern mit ihrem Kind zum Arzt gehen.

Insbesondere bei kleinen Kindern mit geschwächtem Immunsystem oder bei Neugeborenen kann eine Sommergrippe jedoch mit Komplikationen einhergehen. Besonders gefürchtet sind Hirnhautentzündungen oder Herzklappenentzündungen, die mitunter tödlich verlaufen können. Bei Fieber oder anderen Auffälligkeiten ist daher in jedem Fall ein Arzt aufzusuchen, Babys sollten bereits bei den ersten Symptomen zum Arzt gebracht werden.

Welche Hausmittel helfen gegen eine Sommergrippe?

Gegen die ersten Symptome wie Beschwerden beim Schlucken und laufende Nasen hilft auch im Sommer eine Behandlung mit den bekannten Erkältungs-Hausmitteln. Experten geben den Tipp, trotz warmer Temperaturen viel heißen Tee zu trinken und sich warmzuhalten. Eine Schnupfnase lässt sich beispielsweise mit einem Dampfbad mit Kamillezusätzen besänftigen, Nasenspülungen mit Salzlösungen halten die Schleimhäute feucht und stärken die Abwehr. Nasentropfen aus der Apotheke können am Abend für Linderung und besseres Einschlafen sorgen. Sie sollten je nach Inhaltsstoffen nur wenige Tage und nur bei vollständig verstopfter Nase eingenommen werden, um eine Gewöhnung zu vermeiden.

Bei Halsschmerzen hilft Gurgeln mit Salzwasser oder Salbeitee, alternativ sorgen auch Salbeibonbons für Linderung. In der Apotheke gibt es zudem Lutschtabletten gegen Halsweh oder Sprays mit entzündungshemmenden und schmerzstillenden Wirkstoffen. Besonders hartnäckig kann sich bei einer Sommergrippe der Husten halten. Oftmals folgt auf den zunächst trockenen Reizhusten eine starke Schleimbildung, dann können Medikamente bei der Schleimlösung helfen. Stört der Reizhusten beim Einschlafen, lindern pflanzliche Wirkstoffe mit Thymian- oder Efeuextrakten den Reiz.

(bb)
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