Unsere Serie So halten sich Senioren fit

Düsseldorf · Wer regelmäßig seine Physis und seinen Geist trainiert, verbessert nachweislich seine Gesundheit im Alter.

 Hürol Özben leitet eine Sportgruppe für Senioren von der Diakonie Heerdt.

Hürol Özben leitet eine Sportgruppe für Senioren von der Diakonie Heerdt.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Mit zunehmendem Alter wird es immer schwieriger, sich fit zu halten. Weil sich Sport aber positiv auf die Lebenserwartung auswirkt und Mobilität und Wohlbefinden fördert, ist es gerade für ältere Menschen förderlich, Sport zu treiben. „Am wichtigsten ist es, in Bewegung zu bleiben“, sagt Hürol Özben. Er leitet eine Sportgruppe für Senioren von der Diakonie Heerdt. Jeden Freitagvormittag treffen sie sich in einem Park in Heerdt und halten sich fit. Auch bei der Kälte im Winter. „Dann sind wir allerdings etwas vorsichtiger“, sagt der 40-jährige Fitness-Trainer. Nur wenn die Kälte zu extrem wird, findet der Kurs in den Räumlichkeiten der Diakonie statt.

Bei der Bewegung sei es meistens schon egal, in welcher Form diese stattfindet. Ohne vernünftiges Aufwärmen funktioniert hier nichts. Der fünfminütige Spaziergang in den nahegelegenen Park sei da schon ein guter Anfang, dann folgen Aufwärmübungen, „um die Gelenke zu mobilisieren.“ Der Fokus liegt anschließend auf Kraftübungen. „Wir arbeiten viel mit Körperspannung und mit Therabändern“, sagt Özben, der in dem Sportprogramm weitere Vorteile für die älteren Leute sieht: „Einige sind sturzgefährdet. Da ist es gut, wenn die Sehnen und Bänder wieder gefestigt werden. Mit Gleichgewichtsübungen können wir daher auch für mehr Sicherheit im Alltag sorgen. Dann gehen sie selbstbewusster durch das Leben.“

Dr. Thomas Jaeger, Chefarzt der Geriatrie am Elisabeth-Krankenhaus in Rheydt, wäre glücklich, könnte er Özben und seine Truppe sehen. „Moderates Ausdauertraining ist das Beste für die Altersprophylaxe“, sagt er. Radeln, walken, schwimmen, am besten zwei oder drei Mal in der Woche – das wäre aus Jaegers Sicht optimal. Und auch, dass Özbens Senioren Krafttraining betreiben, ist perfekt: „Das ist hilfreich, weil es die Muskeln stärkt, die wiederum die Gelenke stützen.“ Tanzen ist gut für die Koordination und senkt dadurch das Sturz-Risiko, obendrein scheint es auch noch einen gewissen Schutz vor einer Demenz zu bieten.

Natürlich werden in der Sportgruppe in Heerdt keine Bestleistungen erzielt – das sei ja auch gar nicht das Ziel, meint Özben. Trotzdem werde der Ehrgeiz untereinander geweckt. Dabei spielen vor allem auch der Spaßfaktor und die gute Stimmung innerhalb der Gruppe eine wichtige Rolle. „Es ist schön, mit den alten Leuten zu arbeiten“, erzählt Özben. Es freut ihn besonders, wenn er sieht, was die Senioren für Fortschritte machen. Das gibt dem Personal-Trainer eine Bestätigung für seine Arbeit. Und die Senioren kommen gerne wieder. Damit tun sie nicht nur etwas für ihre eigene Gesundheit, sondern sie machen Hürol Özben auch noch eine Freude. Die Sportgruppe bietet den Senioren allerdings auch eine soziale Komponente. „Es ist wichtig, einen geregelten Tagesablauf mit festen Terminen zu haben. Bei dem Sportprogramm können die Herrschaften vom Alltag abschalten, sie sind unter Menschen und können bei und mit mir über alles reden“, erklärt Özben.

Auch das ist ein guter Ansatz: Denn neben der körperlichen Fitness ist es im Alter auch ratsam, geistig fit zu bleiben. Ähnlich wie es Sportübungen gibt, um die Physis zu trainieren, kann auch das Gedächtnis mit einfachen Maßnahmen geschult werden. Etwa durch das Lösen von Sudokus. Auch Kinderspiele wie Memory oder „ich packe meinen Koffer“ sind gute Alternativen, um das Gedächtnis zu trainieren. Auch im Alltag ist es möglich, sein Gehirn aktiv zu fordern, beispielsweise durch Kopfrechnen im Supermarkt. Um hier seine Leistungsfähigkeit voll abzurufen, ist Sauerstoff elementar. Ein Spaziergang an der frischen Luft ist also nicht nur für die körperliche Fitness gut. Zudem ist es im Alter wichtig, genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Wer zu wenig trinkt, dem fällt auch die Konzentration schwerer.

„Aktivität ist Leben“, sagt der Neurologe zusammenfassend als Grundregel, die Senioren beachten sollten. Was er damit meint: Austausch, Auseinandersetzung mit anderen Menschen und Themen, auch das sind ganz wichtige Faktoren in Sachen Altersprophylaxe – weil sie den Geist wach halten. Jaeger rät dazu, Hobbys weiter zu verfolgen, sein soziales Netzwerk zu pflegen, Sprachen zu lernen, regelmäßig zu lesen und sich vor allem nicht nur vom Fernseher oder Tablet berieseln zu lassen.

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