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Erektionsstörungen und Libidoprobleme Wo man bei Sexstörungen Hilfe findet

Freiburg/Berlin · Die Partnerschaft lief – auch sexuell – super, bis die Kinder kamen. Zwar ist nun die Familie mit einer Tochter und einem Sohn perfekt, aber das sexuelle Verlangen hat sich eingestellt. Zwischen 16 und 25 Prozent der Männer und Frauen leiden unter sexuellen Funktionsstörungen. Viele schieben diese Probleme beiseite, denn sie genieren sich oder glauben, dass sie keine Hilfe finden können.

Die Sex-Probleme der Männer
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Foto: Shutterstock/Maridav

Die Partnerschaft lief — auch sexuell — super, bis die Kinder kamen. Zwar ist nun die Familie mit einer Tochter und einem Sohn perfekt, aber das sexuelle Verlangen hat sich eingestellt. Zwischen 16 und 25 Prozent der Männer und Frauen leiden unter sexuellen Funktionsstörungen. Viele schieben diese Probleme beiseite, denn sie genieren sich oder glauben, dass sie keine Hilfe finden können.

Es ist kein Einzelfall, dass Männer wie Frauen an sexuellen Funktionsstörungen leiden. Bei Männern sind es häufig Erektionsstörungen, ein vorzeitiger Samenerguss oder gar kein Samenerguss, die zu weniger Sex führen. Bei Frauen Störungen des Lustempfindens, Orgasmusstörungen oder ein Krampf in der Scheide, der den Geschlechtsverkehr unmöglich macht.

Das Leid ist in jedem Fall geteiltes Leid. In manchen Fällen zerbricht die Partnerschaft darüber. "Die Betroffenen bekommen nicht selten Depressionen oder Angstzustände. Dennoch thematisieren sowohl die betroffenen als auch die behandelnden Ärzte das Thema viel zu selten", sagt Cindy Günzler, Psychiaterin und Sexualforscherin am Uniklinikum Freiburg.

Wenn das Liebesparadies zur Hölle wird

Dabei ist die Sexualität wichtig für das körperliche und seelische Wohlbefinden jedes Menschen. Sprachlosigkeit macht sich bei den Betroffenen breit. So häufig auch insgesamt über sexuelle Themen gesprochen wird, über die eigenen Probleme im Schlafzimmer miteinander zu reden, scheint zu viel erwartet. Die Seifenblase vom Mythos der ewig währenden Leidenschaft, die Annahme, dass Männer immer Können und Frauen verführt werden wollen, zerbricht am Eingang zum Liebesparadies.

Zahlen untermauern das: Rund 16 Prozent der Frauen leiden laut der Freiburger Expertin an Libidoproblemen. Sie haben nur ein geringes sexuelles Interesse. Rund acht Prozent verspüren keine Erregung oder empfinden keinen Orgasmus. Bei etwa 43 Prozent der Frauen treten vorübergehend sexuelle Probleme auf, weiß der Berufsverband der Frauenärzte zu berichten. Allerdings handelt es sich dabei nicht automatisch um behandlungsbedürftige Funktionsstörungen.

Und auch die Männer leiden: Zwischen fünf und 20 Prozent des starken Geschlechts haben Erektionsprobleme. Das heißt im Klartext: Der Mann ist zwar sexuell erregt, der Penis aber wird nicht oder nicht lange genug steif, so dass daran der Geschlechtsakt scheitert. Belastend ist auch ein vorzeitiger Samenerguss. Zwischen 15 und 25 Prozent der Männer haben laut Studien damit zu tun. Relativ selten hingegen kommt es erst nach einem so empfundenen "unendlichen" Verkehr oder andersartigen Stimulation zum Samenerguss. Die Mediziner bezeichnen das als Vorzeitige Ejakulation.

Ursachensuche: Körper, Psyche, Hormone

Die Ursachen sind für die leidenden Paare vielfältig: Körperliche Gründe wie Diabetes, Nieren- oder Herzerkrankungen, hormonelle Faktoren, Geschwulste und auch neurologische Erkrankungen können sowohl hinter den weiblichen als auch männlichen Funktionsstörungen stehen. Sie haben Auswirkungen auf das Sexleben ebenso wie, Operationen oder Medikamente.

So ist bei Arzneimitteln, die die Blutfettwerte senken sollen bekannt,dass sie lustmindernde Nebenwirkungen haben. Ebenso bei manchen Herzmitteln, Cortison, Blutdruckmedikamenten, Antidepressiva und weiteren. Neuere Untersuchungen zeigen, dass Sexstörungen auch unmittelbar auf Risikofaktoren wie Diabetes, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Depressionen zurückgehen können.

Herausfinden, woran es wirklich liegt, kann in jedem Fall nur ein Arzt, dem man sich anvertrauen mag. Erste Anlaufstelle können Urologen oder Gynäkologen sein, doch in manchen Fällen helfen nur die Psychologen weiter. Dann nämlich, wenn körperliche Gründe ausgeschlossen werden können und das Problem im Kopf zu suchen ist.

Verrückt ist deshalb niemand. Es sind Leistungsdruck, der Druck immer funktionieren zu müssen, die sich in die Schlafzimmer geschlichen haben und dort unmöglich machen, was eigentlich lustvoll sein soll und Zerstreuung bringt. Versagensängste, gegenseitige Schuldzuweisungen oder der Rückzug des Partners können nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Urologie einen Kreislauf in Gang setzen, der zur Entwicklung einer Sexualstörung führt.

Wo fängt die Sexstörung an?

Ab wann eine Sexualstörung vorliegt, lässt sich nicht genau bestimmen. Die Bandbreite der "normalen" Sexualität ist groß und der Übergang zu einer sexuellen Störung fließend. Zudem wirken viele Faktoren mit und beeinflussen das sexuelle Empfinden. Vor allem bei Frauen können Anspannung, Stress, Müdigkeit, Angst, Unsicherheit, körperliche Erkrankungen oder Probleme in der Partnerschaft dazu führen, dass sie die Lust am Sex verlieren, sagen die Experten.

Die raten auch dazu, in jedem Fall etwas zu unternehmen, denn sind Paare erste einmal gefangen im Teufelskreis der vielleicht auch unausgesprochenen Schuldzuweisung und Abwehrhaltung, ist es vorbei mit dem erfüllenden Sex. Meist wirkt sich das auf die allgemeine Lebensqualität aus, sagen die Sexualwissenschaftler des Universitätsklinikums Charitè in Berlin. Ist der individuelle Leidensdruck sehr groß, kann das zu erheblichen Selbstzweifeln bis hin zur Entwicklung einer Depression führen.

Hilfe, das SEXLeben zu entstressen

Geholfen werden kann beiden Geschlechtern, wenn zweifelsfrei feststeht, was die Ursache der Sexualstörung ist. Gehen die Probleme auf psychosomatische Ursachen zurück — spielt sich das Problem also im Kopf ab — kann beiden eine Sexualtherapie helfen. Diese zielt darauf ab, zunächst dem Paar jeweils mehr über Abläufe und Funktionsweisen beim Partner zu vermitteln. Deshalb besteht eine Sexualtherapie zu großen Teilen in der Informationsvermittlung über Sexualität im Allgemeinen und darin, die Kommunikation zwischen den Partnern zu verbessern. Dann wird an Stellschrauben wie Leistungsdruck, Angst- und Schamgefühl, eigene Körperwahrnehmung, bessere Kommunikation und anderen Inhalten gearbeitet.

Was Online-Hilfe leistet

"Eine Paartherapie ist immer dann sinnvoll, wenn auch der Partner oder die Partnerin von den sexuellen Funktionsstörungen betroffen ist", sagt Dr. Cindy Günzler. Vorteil einer solchen Therapie ei zudem, dass die Last verteilt werde, weil sich beide aktiv mit dem gemeinsamen Problem auseinandersetzen und die Last nicht mehr nur von einem getragen wird. Die, bei denen die Scham zu groß ist, haben die Möglichkeit, auf Online-Beratungen zurückzugreifen.

"Unsere Studien haben herausgefunden, dass eine Therapie per Internet, also eine Art Online-Beratung, zur Behandlung von Erektionsstörungen durchaus eine gute Alternative ist", erklärt Freiburger Diplom-Psychologin Günzler. Die Hilfe funktioniert von Therapeut zu Betroffenen per E-Mail. Auf diesem Wege finden spezielle sexualtherapeutische Übungen zu den Paaren und der Arzt bekommt auf diesem Wege auch eine Rückmeldung vom Patienten. In jedem Fall ist der anonyme Weg ein besserer als gar keiner.

(wat)
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