Liebeskummer-Seminar in Mönchengladbach Was mache ich, wenn mein Herz bricht?

Mönchengladbach · Fast jeder Mensch hat es vermutlich schon mal erlebt: Liebeskummer. Man kann nicht schlafen, nicht essen und die Gedanken kreisen meist nur um den Verlust des Partners. Doch was kann man dagegen tun? Wir haben mit einer Expertin darüber gesprochen.

 Liebeskummer trifft Menschen in der jeder Altergruppe. Doch es gibt Strategien, wie man damit umgehen kann.

Liebeskummer trifft Menschen in der jeder Altergruppe. Doch es gibt Strategien, wie man damit umgehen kann.

Foto: Shutterstock/Kjpargeter

Wie schaffe ich es, einen geliebten Menschen nach einer Trennung endlich loszulassen und wieder zu mir selbst zu finden? Eine Expertin aus Mönchengladbach bietet nun einen Kurs zu diesem Thema an. Dr. Helena Roesch ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und Unternehmensberaterin. In ihrer Praxis begegnen ihr immer häufiger Menschen, die Hilfe bei der Bewältigung von Liebeskummer brauchen. Die Altersgruppe der Betroffenen reicht dabei von 17 bis 85 Jahre. "Bei den jüngeren Erwachsenen ist dabei vor allem die Quantität des Liebeskummers häufiger. Bei Menschen mittleren Alters hingegen häufig die Intensität", sagt Roesch im Gespräch mit unserer Redaktion. "Wenn man bereits 20 oder 30 Jahre eine Beziehung und Ehe geführt hat, ist der Weg in ein Leben alleine meist unglaublich schwer."

Laut Roesch, die offiziell auch eine "Liebeskummer-Praxis" betreibt, kann man den Begriff auch "Liebestrauer" nennen. Die Gefühle, die man nach einer Trennung erlebt, wenn man verlassen wurde, ähneln laut Roesch denen bei einem Trauerfall und dem Verlust eines Menschen durch den Tod. Dabei spielen auch die Abläufe im Körper eine wichtige Rolle. "Wenn man eine Trennung durchlebt, ist das wie ein kalter Entzug. Der Suchtstoff, also der Partner, ist auf einmal nicht mehr zugänglich. Der Dopamin- und Serotoninspiegel fällt also ab und dem Körper fehlen Botenstoffe zum Glücklichsein." Jeder Mensch geht jedoch anders mit einer Trennung um. "Manche Menschen sind hochsensibel und erleben auch negative Gefühle sehr ausgeprägt. Andere Menschen gehen hingegen weniger emotional mit Trennungen um und kommen schneller in die Phase der Akzeptanz." Wie man also mit Liebeskummer umgeht, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. "Aber fast jeder hat ihn bereits erlebt", sagt Roesch.

"Wenn man von seinem Partner verlassen wird, steht man erstmal unter Schock", sagt die Heilpraktikerin für Psychotherapie. Man will und kann häufig nicht akzeptieren, dass das alte Leben mit dem geliebten Partner vorbei ist. In einer zweiten Phase folge die Wut. "Die äußert sich dann in Abgrenzung. Man erkennt plötzlich, dass vielleicht doch nicht alles gut war in der Beziehung." Die Wut sei bereits ein wichtiger Schritt zur dritten Phase. "Wichtig ist dann die Akzeptanz. Erst mit dem Akzeptieren, dass es vorbei ist, kann man in die vierte Phase kommen, die Heilung", sagt Roesch. Die Übergänge zwischen den verschiedenen Phasen seien fließend. Jedoch könne es immer wieder vorkommen, dass man in eine frühere Phase zurückkehrt. Beispielsweise dann, wenn man auf der Straße zufällig den Ex-Partner sieht.

Laut Roesch gehen Männer und Frauen unterschiedlich mit Liebeskummer um. "Frauen versuchen häufig, den Kontakt zum Ex-Partner zu halten. Das sollte man unbedingt vermeiden", sagt die Expertin. Der Liebeskummer sei wie eine Wunde, die immer wieder aufreißt, wenn man nicht damit abschließt. Männer hingegen suchen laut Roesch häufig "das Extreme". "Dazu gehört exzessiver Alkoholkonsum, viel Sex mit anderen Frauen und häufig auch extremer Sport", sagt die Gladbacherin. "Dabei tut alles, was man in exzessiven Maße macht, nicht gut."

Vor allem in der ersten Phase sei es wichtig, seine Gefühle rauszulassen. "Am Anfang werden sicher viele Taschentücher gebraucht. Und das ist auch gut so", sagt Roesch. Wichtig sei es, sich Freunden und Familie anzuvertrauen. "Es hilft über die Wut, Trauer und Verzweiflung zu sprechen. Das alles sind Gefühle, die man nicht gerne erlebt und bei einer Trennung kommen die alle auf einmal", sagt die Psychotherapeutin. Weniger hilfreich seien dabei Sätze von Freunden oder Verwandten wie "andere Mütter haben auch noch schöne Söhne/Töchter." "Das bringt die Betroffenen in dem Moment wirklich nicht weiter." Es könne jedoch helfen, Briefe an den Partner zu schreiben, in denen man "alles rauslässt". Wichtig sei aber auch hier: Die Briefe nicht abschicken, also keinen Kontakt suchen. Habe man den ersten Schock überwunden, sei es wichtig, die Trennung zu akzeptieren. Um das zu können, müsse man sich von Erinnerungen und Fotos und lösen. "Am besten packt man alles in eine große Kiste und versucht erstmal, nicht mehr hinein zu schauen."

"Häufig gehen Symptome wie Unkonzentriertheit und Schlafmangel mit Liebeskummer einher. In bestimmten Berufen ist es jedoch wichtig, mit voller Konzentration dabei zu sein. Beispielsweise Ärzte, Krankenschwestern oder Menschen, die Maschinen bedienen oder Autofahren müssen, sind darauf angewiesen, ihre volle Konzentration abrufen zu können", sagt Roesch. In Japan können sich Betroffene wegen Liebeskummer offiziell krankschreiben lassen. In Deutschland sieht das anders aus.

Auch ein gestörtes Essverhalten und depressive Züge sind laut Roesch Symptome bei Liebeskummer. "Manche Menschen können gar nichts essen, andere essen viel zu viel." Kommt man jedoch aus der Endlosspirale in der ersten Liebeskummerphase nicht heraus und bleibt man gefangen in dem nicht akzeptieren Wollen der Trennung, dann geht das Leid der Betroffenen über den "normalen" Liebeskummer hinaus. "Dann ist häufig eine intensivere Auseinandersetzung in Form einer Therapie sinnvoll. Vor allem, wenn Betroffene immer wiederkehrend Trennungen erleben und sich darin Muster erkennen lassen", sagt Roesch.

"Es geht vorbei"

Auch wenn der Verlust eines Menschen in Form einer Trennung für Betroffene zuerst unüberwindbar erscheinen mag, weiß die Expertin: "Es geht auf jeden Fall vorbei." Es gebe aber dennoch keine Faustregel, wie viel Zeit der Liebeskummer benötigt. "Es dauert so lange, wie es dauert. Die einen brauchen mehr Zeit, die anderen weniger. Aber es wird aufhören."

In ihrem Seminar, das mit der Familienbildungsstätte Mönchengladbach veranstaltet wird, will die Heilpraktikerin für Psychotherapie Betroffenen Möglichkeiten und Übungen zur besseren Bewältigung von Liebeskummer vorstellen und gemeinsam ausprobieren. "Dazu gehören auch Entspannungsübungen und der Austausch mit anderen Beteiligten", sagt Roesch. Der Kurs findet am 25. November, von 18 bis 20 Uhr, und am Samstag, 26. November, von 11 bis 15 Uhr im Familienbildungszentrum an der Hansastraße 65 in Bettrath statt. Mitbringen sollte man Schreibutensilien, bequeme Kleidung, warme Socken und eine Decke. Der Kurs ist vorerst auf acht Teilnehmer begrenzt. "Sollte Interesse bestehen, werden sicher auch weitere Kurse folgen", sagt Roesch.

Infos zu Kosten und zur Anmeldung gibt es auf der Website der Familienbildungsstätte oder am Telefon unter 02166 623120.

(skr)
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