Dating-Apps Mit Tinder zur Syphilis?

Düsseldorf · Ein englischer Sexualforscher hat einen Zusammenhang zwischen der Nutzung von Dating-Apps und der wachsenden Zahl von sexuell übertragbaren Krankheiten wie HIV und Syphilis festgestellt. Aber was ist dran an dieser Behauptung? Und gilt sie auch für deutsche App-Nutzer? Wir haben das Robert-Koch-Institut gefragt.

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Foto: dpa, Bodo Marks

Wer regelmäßig seine Partner beim Sex wechselt, der muss auch besonders aufpassen, sich dabei nicht mit übertragbaren Krankheiten wie HIV oder Gonorrhoe anzustecken. Dass das keine Selbstverständlichkeit ist, zeigen die Zahlen: In Großbritannien etwa wurde gerade bekannt, dass es im Jahr 2014 ein Drittel mehr Ansteckungen mit Syphilis gab als im Vorjahr. Bei Gonorrhoe waren es 19 Prozent. Moderne Aufklärung alleine reicht also längst nicht mehr.

Peter Greenhouse von der "Britischen Gesellschaft für sexuelle Gesundheit und HIV" sieht die Ursache hierfür in einer ganz bestimmten Entwicklung: der Nutzung von Dating-Apps. Erst diese Apps - wie etwa die auch hier in Deutschland beliebte App Tinder - machen es laut dem Forscher möglich, seine Sexualpartner schnell und häufig zu wechseln, was die Wahrscheinlichkeit erhöhe sich mit sexuell übertragbaren Krankheiten zu infizieren.

"Also so einfach lässt sich dieser Zusammenhang nicht herstellen", sagt Viviane Bremer vom Robert-Koch-Institut. "Zwar zeigt sich, dass in Deutschland seit 2010 eine Erhöhung von HIV- und Syphilis-Fällen um 15 bis 20 Prozent eingetreten ist, aber es gibt dafür mehrere Erklärungen."

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Foto: AP, AP

Eine, das räumt die Expertin ein, ist jedoch: "Dass Dating-Apps wie Tinder dazu führen, dass man schneller Geschlechtspartner wechseln kann. Und wer dazu neigt, tendiert auch eher dazu, den Schutz mal wegzulassen." Bekannt ist dieses Phänomen vor allem aus der homosexuellen Szene, und da von Männern, die mit anderen Männern Sex haben.

Aber es gibt noch einen anderen Punkt, der dabei zu bedenken ist: "HIV kann inzwischen recht gut behandelt werden und hat dadurch seinen Schrecken verloren", erklärt Bremer. "Das führt dazu, dass die Angst schrumpft, auch mal ohne Kondom Geschlechtsverkehr zu haben." Manche nehmen eine Infektion auch einfach in Kauf, weil sie sich auf die guten Therapien verlassen.

"Ein anderer Punkt ist, dass die Apps es möglich gemacht haben, dass Menschen die etwa auf dem Land leben oder sich wegen ihrer sexuellen Gesinnung nicht outen wollten, nun leichter und anonym Kontakt zueinander finden können", so die Gesundheitsexpertin. Denn in Tinder beispielsweise werden nur mögliche Partner gezeigt, die sich auch in räumlicher Nähe zueinander befinden.

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Foto: dpa/Lukas Schulze

Wichtig sei es laut Bremer, offen miteinander über die eigenen sexuellen Vorstellungen zu sprechen - und sich über mögliche Krankheiten auszutauschen. "Dazu gehört auch über HIV zu reden, wenn es vorliegt. Nur so kann der andere auch eine echte Entscheidung treffen, ob er das Risiko eingehen will."

Das Kondom spielt für Bremer dabei eine entscheidende Rolle: "Es ist weiterhin die billigste und effektivste Möglichkeit, sich zu schützen".

(ham)
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