Wenn auf die Genitalerkrankung Krebs folgt Feigwarzen — mehr als eine Infektion

Hamburg · Von einer Infektion mit Humanen Papillomviren bemerkt man erst mal nichts. Erst nach ein paar Wochen beginnen im Genitalbereich hochinfektiöse Warzen zu wuchern. Bei einer Ansteckung mit den Hochrisikotypen bleibt nach den Hautwucherungen vor allem die Angst vor Krebs.

Das kann man gegen Feigwarzen tun
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Das kann man gegen Feigwarzen tun

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Foto: DAK

Wenn Warzen im Genital oder Analbereich sichtbar werden, dann liegt die Infektion meist schon drei bis acht Wochen zurück. Bemerkt haben die meisten davon nichts. Doch allzu unangenehm machen sich die Hautwucherungen bemerkbar, die durch Viren ausgelöst werden. Sie jucken und brennen, besonders beim Geschlechtsverkehr und können auf diesem Wege sogar in den Mund übertragen werden. Sichtbar werden sie dort dann als stecknadelkopfgroße, rötlich oder bräunlich gefärbte Knötchen. Im Intimbereich entstehen sie beim Mann meist am Penisschaft und auf der Vorhaut, im Analbereich oder an der Harnröhre. Bei der Frau werden die quälenden Warzen vor allem an den Schamlippen, am Scheideneingang, am Gebärmutterhals oder an After und Enddarm sichtbar. Unbehandelt wuchern sie zu blumenkohlartigen Gebilden aus.

Manchmal wie ein Schnupfen — manchmal Krebs

Humane Papillomviren (HPV) heißen die Erreger, die diese Erkrankung verursachen. "Eine HPV-Infektion ist so etwas wie ein Schupfen, den jeder mal durchmacht", sagt Prof. Dr. Ingrid Mühlhauser, Internistin und Gesundheitswissenschaftlerin an der Uni Hamburg. Ihrer Aussage nach durchleben die meisten Frauen sie ohne es zu bemerken. Nach spätestens zwei Jahren seien bei 70 bis 90 Prozent der Betroffenen keine HP-Viren mehr nachweisbar.

Doch zurück bleibt die Angst, die Viren könnten unbemerkt über mehrere Jahre hinweg zu Zellveränderungen an der Gebärmutterschleimhaut, der Zervix, führen und so Gebärmutterhalskrebs verursachen. Das geschieht ausgehend von 1000 Frauen in zehn Fällen. "Zehn Mädchen erkranken rein statistisch gesehen im Laufe ihres Lebens an Gebärmutterhalskrebs. Drei werden daran versterben", erklärt die Gesundheitswissenschaftlerin.

Von über hundert sind 13 Arten gefährlich

Über hundert verschiedene HPV-Typen gibt es, von denen aber nicht alle gefährlich sind. Rund 13 Arten können vor allem bei Frauen zu zellulären Veränderungen am Gebärmutterhals führen und bösartige Tumore auslösen. Doch auch Männer sind vor dem durch Viren ausgelösten Krebs nicht geschützt: Bei ihnen kann er vor allem am Analausgang oder Penis entstehen.

Gefürchtet sind die Hochrisikotypen 16 und 18. Sie verursachen die meisten krebsauslösenden Infektionen. Denn sie setzen sich unbemerkt und besonders häufig im Gebärmutterhals fest. Die HPV-Typen 6 und 11 hingegen verursachen ausschließlich die störenden, aber in diesem Fall dann nicht gefährlichen Genitalwarzen. Gemeinsam ist diesen vier Erregern, dass man gegen sie impfen kann. Sinn macht die Impfung allerdings nur bei jungen Menschen, die sich noch nicht mit den Viren angesteckt haben. Darum wird die Immunisierung für junge Mädchen zwischen 12 und 18 Jahren — am besten vor dem ersten Geschlechtsverkehr angeboten. Die meisten Ansteckungen werden bei jungen Menschen im Alter zwischen 20 und 25 Jahren beobachtet.

Unsichtbar infiziert

Die Impfung vor den aggressiven HPV-Varianten bietet einen gewissen Schutz, eine Lebensversicherung ist sie jedoch nicht. Denn auch andere HPV-Typen können die gefürchtete Krankheit auslösen. Zusätzlich erschwert wird das Erkennen einer Infektion dadurch, dass nicht in jedem Fall Feigwarzen entstehen müssen. Rund 14 Prozent der Bevölkerung sind zwar Träger des hochgradig ansteckenden Virus, zeigen aber keinerlei Symptome. Unwissentlich infizieren sie beim Geschlechtsverkehr andere.

Sollte man selbst bei sich sichtbare Anzeichen einer Ansteckung bemerken, sind Gynäkologen und Urologen die Fachärzte, die weiterhelfen können. Meist veröden sie die Warzenbeete auf Haut- und Schleimhäuten. Diese Behandlung muss in vielen Fällen mehrfach wiederholt werden. Selbst nach dem Abheilen der akuten Infektion sollte man dann die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen. Denn bei Frauen sind Zellveränderungen nach Informationen des Berufsverbandes der Frauenärzte durch HPV-Viren im Pap-Abstrich oder im koloskopischen Bild erkennbar. Sie sind nach einer Ansteckung die beste Vorsichtsmaßnahme gegen den Krebs.

(wat)
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