Testosteronmangel Den Geheimnissen der Männer auf der Spur

Greifswald · Die Natur ist ungerecht: Das männliche Geschlechtshormon Testosteron ist alles andere als gleich verteilt. Wissenschaftler fanden heraus, dass manche Männer ein Leben lang zu wenig davon haben, weil ihre Gene anders programmiert sind. Das hat gravierende Auswirkungen.

Greifswalder Wissenschaftler des Metabolic Center am Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin haben gemeinsam mit Forschern aus Europa und den USA mehrere Genvarianten identifiziert, die den männlichen Testosteronspiegel lebenslang beeinflussen. Wie das amerikanische Wissenschaftsjournal "PLoS GENETICS" berichtet, gelang es dem internationalen Forscherteam zu zeigen, dass genetische Faktoren für eine erniedrigte Testosteronkonzentration im Blut mit verantwortlich sind.

Testosteron nicht gleich verteilt

Testosteron ist das dominierende Sexualhormon des Mannes und spielt eine zentrale Rolle bei der Herausbildung männlicher Geschlechtsmerkmale, dem Muskelaufbau und Knochenstoffwechsel. Zwischen Männern gleichen Alters lassen sich jedoch erhebliche Unterschiede im Testosteronspiegel beobachten, für die es bisher keine schlüssige Erklärung gab.

Durch die Auswertung gesammelter Daten von über 14.000 Männern konnten erstmals bisher nicht bekannte genetische Faktoren identifiziert worden, die einen Einfluss auf die Regulation männlicher Testosteronspiegel haben. Die entdeckten genetischen Auswirkungen auf die Hormonkonzentration im Blut könnten zukünftig eine differenziertere Diagnostik oder medikamentöse Behandlung des Testosteron-Mangels ermöglichen.

Die Risiken eines Mangels

Die Wissenschaftler konnten zudem belegen, dass niedrige Testosteronspiegel im Blut häufig mit Übergewicht, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und der Entwicklung eines Typ 2 Diabetes verknüpft sind. Ziel der Forscher wird es jetzt sein, die Zusammenhänge zwischen zu niedrigen Testosteronspiegeln und den Risiken von Herzerkrankungen noch näher zu erfassen.

"Ziel ist es, eine individuelle Diagnostik mit Risikoanalyse, Lebensstilberatung und Therapie zu etablieren und einen wissenschaftlichen Schwerpunkt für Stoffwechselerkrankungen an der Universitätsmedizin weiter auszubauen", erläuterte Prof. Matthias Nauck, Direktor des Instituts für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin. Die Individualisierte Medizin ist das zentrale Forschungsthema an der Universitätsmedizin Greifswald.

(wat/chk/jco)
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