Krankes Kind Wie die Schule Schmerzen verursacht

Düsseldorf · Magenschmerzen schon vor dem Frühstück – vielen Kindern macht Schule so viel Stress, dass sie beginnen unter Schmerzen zu leiden. Aber auch andere Symptome deuten auf den psychischen Überdruck hin. Wir erklären woher das kommt, und was zu tun ist.

Test: Symptome, die auf Schulstress hindeuten
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Test: Symptome, die auf Schulstress hindeuten

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Foto: shutterstock/ Ilike

Magenschmerzen schon vor dem Frühstück — vielen Kindern macht Schule so viel Stress, dass sie beginnen unter Schmerzen zu leiden. Aber auch andere Symptome deuten auf den psychischen Überdruck hin. Wir erklären woher das kommt, und was zu tun ist.

Wenn die neunjährige Martha Sonntagsabends von ihren Eltern zu Bett gebracht wird, kommt die Montagskrankheit über sie. Mit Durchfällen hat sie den Nachmittag bereits häufig auf der Toilette verbracht. Jetzt am Abend klagt sie über Bauchschmerzen und zittert. Die Eltern sind ratlos, denn ihre Tochter kann nicht formulieren, was sie bedrückt. Doch dämmert ihnen: Es ist die Schule.

Leider nur vorübergehend haben die Ferien das Problem gebremst. Da konnte die Viertklässlerin fern von Rangkämpfen in der Schule, Lern-Diagnostik, Wochenplänen und Hausaufgaben, in den Tag hineinleben, aufstehen wann sie wollte und sich zu Hause einigeln. Jetzt geht alles wieder von vorne los.

Marthas Eltern stehen mit dem Problem keinesfalls alleine da: Jedes dritte Kind, das in Deutschland eine zweite oder dritte Klasse besucht, klagt laut einer Umfrage des Deutschen Kinderschutzbundes über Stress. Es ist nicht die einzige Untersuchung, die zu diesem Ergebnis kommt. Meist leiden die Kids unter Hausaufgaben oder Tests. 21 Prozent von ihnen belasten Ärger und Streit in der Lehranstalt. Auslöser für den Stress kann ein Lehrer sein, mit dem der Spross nicht klar kommt oder ebenso eigene Versagensängste sowie die Scheu vor sozialen Kontakten. In solchen Fällen wird Schule zur Belastungsprobe für die Gesundheit.

Fehldeutung: Null-Bock-Haltung

Der Körper mobilisiert alle Reserven, um mit Problemsituationen fertig zu werden. Dauert der Stress an, ohne dass er bewältigt wird, hat das körperliche und seelische Folgen. Ein deutliches Zeichen für den psychischen Überdruck sind Schmerzen: Mädchen reagieren viermal häufiger als ihre Mitschüler mit Kopfschmerzen, belegt eine von der DAK beauftragte Studie, die die Euphana Universität Lüneburg durchgeführt hat. Daneben zählen Rücken- und Bauchschmerzen zu den häufigsten Krankheitsbildern, die der Schulstress auslöst. Außerdem klagen Kinder auch über Einschlafprobleme, in schlimmeren Fällen sogar Prüfungsängste, Angstzustände und Panikattacken. Auf viele wirkt der Leistungsdruck lähmend. 24 Prozent der befragten Kinder zwischen 18 und 25 Jahren gaben an "oft da zu sitzen und nichts tun zu wollen". Jeder dritte Schüler leidet an depressiven Verstimmungen. Optimale Förderung durch die Eltern und die Schule helfen da wenig.

Häufig führen die ratlosen Eltern die körperlichen Beschwerden nicht auf eine Überlastung zurück. Sie deuten die Alarmsignale im Gegenteil manchmal sogar als Zeichen einer Null-Bock-Phase falsch. Das kann sich später noch böse rächen. Denn intensiver Stress in der Phase der Pubertät erhöht zum Beispiel das Risiko für Migräne im Erwachsenenalter. "Psychische Störungen sind nicht immer leicht zu erkennen — weder für Betroffene noch für Außenstehende", sagt die Stiftung "Psychische Gesundheit von Kindern".

Nach den Ferien besonders beobachten

Besonders zum Start nach den Ferien gilt es darum aufmerksam Veränderungen im Verhalten und Befinden der Kinder zu beobachten. Das Allround-Rezept gibt es allerdings nicht, denn "Kinder reagieren ganz unterschiedlich wenn sie unter Druck geraten. Neben Bauch — und Kopfschmerzen schlafen viele auch schlecht oder sie haben keinen Appetit mehr. Andere Kinder sind aufgedreht und zappelig oder ziehen sich zurück", sagt York Scheller, Psychologe bei der Techniker Krankenkasse.

Das können Eltern tun

Der Rat der Psychologen an die Eltern: Bleiben Sie im Gespräch mit dem Nachwuchs und versuchen Sie, die Gefühle der Kinder zu akzeptieren. Hilfreich kann es zudem sein, zu alten Ritualen in der Familie zurückzukehren, die dem Kind Sicherheit geben und Stress vorbeugen können. Das kann ein gemeinsames Glas Tee mit Quasselrunde nach der Schule sein oder eine paar Kuschelminuten vor dem Zubettgehen. Äußeren Halt gibt ein stabiler Tagesrhythmus mit regelmäßigen, am besten gemeinsamen Mahlzeiten, festen Lernzeiten und ungeplanter Freizeit. Mal so richtig Dampf beim Sport ablassen zu können, kann eine heilsame Gegeninitiative sein.

Führen diese Maßnahmen zu keiner Besserung, sollten Sie den Kinderarzt einschalten und gegebenenfalls psychologische Hilfe für Ihr Kind suchen.

(wat)
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