Weltstillwoche Warum Stillen so gut ist

Berlin/Karlsruhe (RPO). Es ist einer der schönsten Momente im Leben, wenn nach der Geburt das Baby im Arm seiner Mutter liegt. Die meisten Frauen legen ihren Winzling schnell an die Brust. Allerdings scheitern in den ersten Wochen viele. Hier finden Sie Tipps von Fachleuten und zehn gute Gründe fürs Stillen.

Zehn Gründe fürs Stillen
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Foto: dpa, Patrick Pleul

"Stillen und Muttermilch bieten dem Baby nicht nur eine maßgeschneiderte Nahrung, es unterstützt auch die Eltern-Kind-Beziehung, versorgt das Baby mit wichtigen Abwehrstoffen und vermindert eine Reihe von Erkrankungsrisiken für das Kind", erklärt Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung anlässlich der Weltstillwoche, die die World Alliance for Breastfeeding Action (WABA) ausgerufen hat.

Stillbeziehung entwickelt sich

Auch auf die Gesundheit der Mütter selbst wirkt sich Stillen positiv aus - es fördert zum Beispiel die Rückbildung der Gebärmutter nach der Geburt und kann das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs verringern. Das sind zwei von mehreren Gründen die für das Stillen sprechen. Hat es sich einmal eingespielt, ist es eine praktische und unkomplizierte Lösung für Mutter und Kind. Der Weg dahin ist jedoch manches Mal steinig, denn die frisch gebackene Mama und ihr Baby müssen sich zunächst aufeinander einlassen.

Mütter stillen zu früh ab

"Rund 95 Prozent der Mütter entscheiden sich heute fürs Stillen", erklärt Lisa Fehrenbach, Bundesstillbeauftragte des Deutschen Hebammenverbandes. Allerdings geben viele dann schnell auf, wenn Probleme auftreten. Unsicherheiten bei den Müttern oder auch mangelnde Unterstützung und zu wenig Wissen über das Stillen führen dazu. Dabei können sich die Frauen kostenlos über Hebammen fachliche Unterstützung holen. Die Kosten übernehmen die Krankenkasse für die gesamte Stillzeit.

Hebammenunterstützung

Lisa Fehrenbach, die selbst als Hebamme in Berlin arbeitet, empfiehlt Frauen, sich bereits in der Schwangerschaft mit dem Thema auseinanderzusetzen und gedanklich darauf vorzubereiten. Auf der sicheren Seite ist man, wenn man schon in dieser Zeit Kontakt zu einer Hebamme aufnimmt. Denn ist das Kind erst mal da, lässt sich alles einfacher an, wenn man schon einiges geregelt hat und weiß, an wen man sich wenden kann.

Unterstützung bei der Suche finden Frauen über das Internet. Hebammen findet man über die Hebammenverbände der einzelnen Bundesländer (www.hebammenverband.de). Gynäkologen und die Geburtshilfeabteilungen der Krankenhäuser wissen, wo im Umkreis Hebammen tätig sind oder haben eine Hebammenliste ausliegen. Manche Städte hätten sogar eigene Vermittlungsdienste für Hebammen, erklärt Lisa Fehrenbach. Stillberaterinnen findet man zum Beispiel über den Berufsverband Deutscher Laktationsberaterinnen.

Einen guten Stillstart haben Mütter und Babys in Krankenhäusern, die 24-Stunden-Rooming-In anbieten oder sogar als "Babyfreundliches Krankenhaus" zertifiziert sind, informiert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Die Babys bleiben dort von Anfang an bei ihren Müttern. Die Kinder können nach Bedarf gestillt werden, also immer dann, wenn sie Hunger haben.

Wann das Baby gut versorgt ist

Unsicherheiten ergeben sich bei Frauen vor allem zu Beginn der Stillzeit. Die Sorge, dass das Baby nicht satt wird, lässt sich leicht über die Anzahl der vollen Windeln nehmen. Fünf bis sechs schwere Windeln am Tag zeigen nach Auskunft der Hebamme sicher an, dass das Baby gut versorgt ist. Im Schnitt nehmen die Babys dann 20 bis 35 Gramm pro Tag zu und haben spätestens am zehnten Tag ihr Geburtsgewicht wieder.

"In den ersten Tagen ist es vollkommen normal, dass die Säuglinge bis zu sieben Prozent ihres Geburtsgewichts abnehmen", erklärt die Beauftrage für Stillen und Ernährung des Deutschen Hebammenverbandes. Sie stellen sich in der Zeit um auf die neue Nahrung um. In Fällen, in denen sich das Stillmiteinander schwieriger gestaltet, sollten Mütter den Kopf nicht hängen lassen. Die Hebammen kennen Tricks und Stilltechniken, mit denen auch "trinkfaulen" Kindern auf die Sprünge geholfen werden kann.

Schutz vor Krankheit

Neben der Muttermilch sollten dem Neugeborenen keine zusätzlichen Flüssigkeiten oder sonstige Nahrung gegeben werden, außer bei einer medizinischen Indikation. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt sechs Monate ausschließlich zu stillen. Wenn dann danach feste Nahrung eingeführt wird ist die WHO-Empfehlung auch dann weiter zu stillen. Bis zum zweiten Geburtstag oder länger, wenn Mutter und Kind dies möchten. Allerdings folgen diesem Rat in Deutschland und der zivilisierten Welt die wenigsten Mütter.

Wie lange eine Frau stillt, ist von vielen Faktoren abhängig. Sicher ist, dass jeder Tropfen Muttermilch zur gesunden Entwicklung des Kindes beiträgt und es mit vielen Abwehrstoffen gegen Krankheiten geschützt ist. Besonders empfohlen wird das Stillen vom Allergie- und Asthmabund bei Kindern, in deren Familien Allergien, Asthma oder Neurodermitis auftreten. Weitere Gründe, die fürs Stillen sprechen, finden Sie hier.

(RPO)
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