Herkulesstaude breitet sich aggressiv aus Staudengift verursacht schwere Hautschäden

Düsseldorf · Viele Städte in der Region sagen der Herkulesstaude den Kampf an: Was unscheinbar begann, ist mittlerweile zur wuchernden Giftgefahr für den Menschen geworden.

Hier treibt die gefährliche Herkulesstaude ihre Blüten
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Hier treibt die gefährliche Herkulesstaude ihre Blüten

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Eigentlich kommt die aggressiv wachsende Pflanze aus dem Kaukasus. Pflanzensammler brachten sie als Zierpflanze Ende des 19. Jahrhunderts nach Deutschland. Nun breitet sich die Herkulesstaude in den letzten Jahren auch in Nordrhein-Westfalen stark aus. Selbst Fachleute kommen ihr nur schwer bei, denn sie sät sich selber tausendfach aus. Für den Menschen bedeutet das eine Gefahr. Der Pflanzensaft kann auf der menschlichen Haut schwere Verbrennungen verursachen.

Vorkommen am Niederrhein nimmt zu

Im Rhein-Sieg-Kreis wurden 100.000 Stück mit dem Spaten ausgegraben, erklärt Frank Reichel vom Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer. Er weiß von stärkerer Verbreitung in Oberhausen, Duisburg, vor allem aber im Ballungsraum Rhein-Ruhr. Im südlichen Ruhrgebiet sei streckenweise jeder nicht kultivierte Quadratmeter außerhalb der Wälder mit Riesen-Bärenklau bedeckt, informiert das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW.

Aktuell breite sich die Staude immer weiter am Niederrhein aus. Eine Verbreitungskarte des Landesamtes gibt Aufschluss über Fundorte in der Region. Verzeichnet sind darauf viele rote Flächen um Düsseldorf, Mönchengladbach, Viersen und Krefeld. Nach Auskunft der unteren Landschaftsbehörden sind dort jeweils zwischen 45 und 70 Standorte bekannt, die in städtischer Hand kontrolliert und bearbeitet werden, um das Vorkommen zu kontrollieren. Meist sind es Brachflächen am Stadtrand oder am Übergang zwischen Stadt und Wald, wo sie sich ausbreitet. Die Herkulesstaude auszurotten erscheint unmöglich. "Wir haben Routinen entwickelt, ihr zu begegnen", erklärt Thomas Eberhardt-Köster, der als stellvertretender Amtsleiter des Düsseldorfer Gartenamtes diese Staude schon lange kennt.

Was die Pflanze so gefährlich macht

Der Saft aller Pflanzenteile enthält Substanzen, die die UV-Empfindlichkeit der Haut stark erhöhen. Dadurch kommt es dann bei Sonnenschein zu schweren, verbrennungsähnlichen Schäden der Haut. Sie zeigen sich durch schlecht abheilende Reizungen mit Rötungen, Schwellungen und Blasenbildung. Manchmal färbt sich die Haut bräunlich und die schwerwiegenden Folgen treten erst nach zwei Tagen auf.

Hinzu kommt, dass die Pflanze an heißen Sommertagen ihre giftigen Furanocumarine in die Umgebungsluft abgibt. Diese können bei Personen, die sich in der Nähe der Herkulesstaude aufhalten, Atemnot und eine lang anhaltende akute Bronchitis auslösen. Erst wenn die Pflanze vollständig abgestorben ist und nur noch das weiße Zellskelett steht, ist sie völlig giftfrei.

Besonders spielende Kinder nehmen die wuchernde Gefahr in Wiesen und an Wald- und Flussrändern nicht wahr. Biologe Georg Waldmann warnt sogar vor furchtbaren Entstellungen, die vor allem Kinder davon tragen, wenn sie die dicken, hohlen Stängel achtlos als Schwerter oder Fernrohre benutzen. Das kann mitunter auch zu Augenschäden führen. Zudem sind Verletzungen im Mundbereich zu befürchten, wenn der Nachwuchs den Riesen-Bärenklau als Blasrohr einsetzt. Die Stadt Leverkusen warnt darum eindringlich vor der Pflanze und rät Eltern, ihre Kinder über die Gefährlichkeit der Staude aufzuklären, weil sich der Nachwuchs gerne im Pflanzendschungel versteckt.

Symptome wie Hautrötungen entstehen nach Angaben der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen etwa nach 24 Stunden. Betroffene Stellen heilen erst nach Wochen ab. Oft bleiben jahrelang Pigmentstörungen zurück. Die Ärzte stehen dem beinahe machtlos gegenüber, denn medizinisch hat man den Hautreaktionen, die wie Verbrennungen zweiten Grades aussehen, nichts entgegenzusetzen.

Erste Hilfe nach Pflanzenkontakt

Wer versehentlich in Berührung mit der auch als Riesen-Bärenklau bezeichneten Pflanze kommt, sollte den Pflanzensaft sofort mit Wasser und Seife abwaschen. Die betroffenen Stellen mindestens für 48 Stunden nicht dem Sonnenlicht aussetzen und in den Folgemonaten mit Sonnencreme schützen.

Die große Giftpflanze vermehrt sich nicht über die Wurzeln, sondern über die eine große Anzahl von Samen. "Ausgewachsene Pflanzen können 10.000 bis 50.000 Samen bilden, die unter optimalen Bedingungen acht bis zehn Jahre keimfähig sind", schreibt die Landwirtschaftskammer in einem Merkblatt zur Bekämpfung der Staude. Bis zu vier Meter hoch ragen die Pflanzen vielerorts aus verwilderten Wiesen heraus.

Ausbreitung ist schwer einzudämmen

Sind sie einmal da, ist ihnen kaum beizukommen. Ihre Bekämpfung nimmt mehrere Jahre in Anspruch, denn ist auch dem in Schutzkleidung Gehüllten gelungen, das riesige Pflanzenmonster aus dem Boden zu bekommen, so hat die Pflanze längst dafür gesorgt, dass ihre Samen in den nächsten Jahren wieder zu neuen Herkulesstauden heranwachsen. Zehn Jahre bleiben Samen keimfähig. Aus diesem Grund rät das Naturschutzzentrum Coesfeld, die Blütenstände, die sich von Juni bis August bilden, sofort abzuschneiden und über den Restmüll zu entsorgen. Auf keinen Fall darf man die Dolden über den Grünabfall entsorgen, denn auch abgeschnittene Blütendolden können noch keimfähig nachreifen.

Wirklich zu Leibe rücken kann man der Pflanze am besten im Frühjahr. Dann sind die Pflanzen noch klein und lassen sich entweder ausstechen oder gezielt mit Pflanzenschutzmitteln bekämpfen.

Die Bekämpfung der großen Staude sollte man nur in Schutzbekleidung in Angriff nehmen. Dazu ist vollständige Bekleidung notwendig, Handschuhe und eine Schutzbrille, die auch über einen seitlichen Schutz verfügt. Am besten rückt man der Pflanze in den Abendstunden auf die Pelle oder aber mindestens bei bedecktem Himmel. Auch das Werkzeug sollte wohl ausgewählt sein. Auf keinen Fall sollte man Freischneider benutzen, denn bei ihnen ist die Spritzgefahr zu hoch.

(wat)
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