Parasitenalarm Kopfläuse - wie man sie wieder los wird

Berlin/Hannover (RPO). Wenn die Kinder Kopfläuse mit nach Hause bringen, dann macht sich unter den Eltern gerne die Hysterie breit: Kuscheltiere werden eingefroren und Bettzeug zur Kochwäsche erklärt. Vor allem Kinder, die in Kindergarten und Schule die Köpfe zusammen stecken, werden von den Plagegeistern befallen. Wie erkennt man Nissen, wie werden Kopfläuse behandelt - und besteht eine Meldepflicht?

Kopfläuse richtig erkennen und behandeln
Infos

Kopfläuse richtig erkennen und behandeln

Infos
Foto: dkcommunications

Mit Sauberkeit haben sie nichts zu tun: "Läuse kommen in den besten Familien vor", erklärt Kinder- und Jugendarzt Holger Meireis aus Wiesbaden. Auch auf frisch gewaschenen und wohl frisierten Köpfen fühlen sich Läuse zu Hause. Besonders in den Herbst- und Wintermonaten breiten sie sich gerne aus. Eine wissenschaftliche Erklärung dafür gibt es laut Dr. Udo Sellenschlo vom Hygiene-Institut Hamburg nicht. Sie sind zwar lästig, übertragen hierzulande jedoch keine Krankheiten. Hier finden Sie alle Informationen zu Kopfläusen und deren Behandlung auf einen Blick.

Es krabbelt von Kopf zu Kopf

Die zwei bis drei Millimeter großen Parasiten mit dem lateinischen Namen Pediculus Humanus Capitis fliegen und springen nicht, wie sich das manch einer vorstellt. Sie krabbeln einfach mit ihren sechs Beinen flink von Haar zu Haar und wechseln so auch mal den Kopf. In Ausnahmefällen verbreiten sie sich nach Angaben des Bundesverbands der Kinder- und Jugendärzte auch schon mal über Mützen oder Kämme, hin und wieder nach Informationen des Robert-Koch-Instituts auch über Fahrradhelme, Schals oder Kissen.

Die Ärzte raten darum bei bekanntem Lausbefall im Umfeld der Familie, Schule oder Kindergarten auf den Kinderköpfen auf die Suche nach den Eiern des Parasiten zu gehen. Denn 17 Prozent der Betroffenen bemerken den Befall gar nicht. Läuse oder Nissen aufzuspüren, hat schon etwas mit detektivischem Eifer zu tun. Leicht sind sie — zumindest solange sie vereinzelt vorkommen — nicht zu entdecken. Darum ist eine Lupe hilfreich.

Ein deutlicher Warnhinweis auf die unliebsamen Gliedertiere ist Juckreiz auf dem Kopf. Der entsteht durch die Stiche der Läuse. Häufig juckt es an den Schläfen oder hinter den Ohren oder im Nacken. Zu erkennen ist der Kopflausbefall auch an roten Pappeln, Kratzspuren oder geschwollenen Lymphknoten.

Lausbefall ist meldepflichtig

Je früher die Therapie begonnen wird, desto leichter wird man Läuse wieder los. Bei einem Verdacht sollten Eltern umgehend mit ihren Kindern zum Kinderarzt. Zudem sind die Eltern nach dem Infektionsschutzgesetz verpflichtet, den Läusebefall der jeweiligen Einrichtung, die das Kind besucht, zu melden. Erst nach erfolgreicher Behandlung und der Bescheinigung durch den Arzt darf der Spross dann wieder in den Kindergarten oder die Schule gehen.

Warum Läuse einmal eingefangen so schnell die Runde machen, liegt unter anderem an der extremen Fortpflanzungsfreude der Tiere: Rund 100 Eier produziert ein Weibchen im Laufe seines nur wenige Wochen langen Lebens. Sie sind nur 0,8 Millimeter groß, gräulich-braun, ovalförmig und befinden sich meist perlenschnurartig nahe der Kopfhaut an der Haarbasis. Bei weißen Partikeln, die man auf der Kopfhaut findet, kann es sich auch um normale Hautschuppen, Gel- oder Shampooreste handeln. Den Unterschied zwischen Hautschuppe und Ei kann man feststellen, indem man versucht, sie zu entfernen. Schuppen lassen sich leicht ablösen, die Nissen hingegen sind mit einem hartnäckigen Kitt am Haar fixiert und lassen sich nur mit den Fingernägeln oder einem eng gezinkten Kamm lösen.

Behandlung mit Chemie und Kamm

Eine optimale Behandlung besteht nach Empfehlung des Robert-Koch-Instituts in der Kombination chemischer, mechanischer und physikalischer Wirkprinzipien. Neben einem Nissenkamm, mit dem regelmäßig Nissen und Läuse ausgekämmt werden, sorgt ein die Behandlung der Kopfhaut mit einem entsprechenden Präparat dafür, dass die Läuse abgetötet werden. Der Bundesverband für Kinder- und Jugendärzte rät ab von Hausmitteln wie Kokos- oder Teebaumöl, denn sie sind wissenschaftlich umstritten. Zudem müssen sie oft bis zu 24 Stunden auf der Kopfhaut bleiben, um wirken zu können.

Einmalbehandlung reicht nicht aus

Da Kopflausmittel nicht zuverlässig alle Eier abtöten und Larven nach der Erstbehandlung nachschlüpfen können, muss nach dem neunten oder zehnten Tag eine Wiederholungsbehandlung mit dem Kopflausmittel durchgeführt werden. Auch das Auskämmen mit dem Nissenkamm muss mehrmals wiederholt werden, damit keine Laus entkommt.

Was mitbehandelt werden kann

Hier und da hört man gut gemeinte Ratschläge: Kuscheltiere, Bettzeug, Handtücher und weiteren kontaminierten Gegenständen in der Sauna einzuheizen, sie bei 60 Grad zu waschen oder einzufreien. Doch handelt es sich dabei lediglich um Begleitmaßnahmen, informiert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Die Deutsche Pediculosis Gesellschaft empfiehlt, Haarbürsten und Kämme mit einer alten Zahnbürste oder einer Handwaschbürste zu reinigen oder sie für eine Woche nicht zu benutzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich an einer verlorenen Kopflaus über einen Gegenstand oder die Umgebung erneut anstecke, sei sehr viel geringer, als dass man die Läuse nicht loswird.

Alle Fakten rund um die Kopflausbehandlung finden Sie hier im Überblick.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort